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Psychiater warnt: Corona treibt Kinder in Internetsucht
Die Corona-Krise hat psychische Probleme bei den Jüngsten ausgelöst. Viele kippen in die virtuelle Realität und kommen nicht mehr davon los.
Wiederholte Corona-Lockdowns haben bei Österreichs Jugendlichen Spuren hinterlassen. Psychische Probleme unter den ganz Jungen nehmen zu, immer mehr kippen auch in eine Internetsucht, zocken bis drei Uhr morgens am PC und vernachlässigen das "echte" Leben. "Statt in die Schule zu gehen oder Fußball zu spielen mussten die Kinder zuhause bleiben und haben sich in die Online-Welt zurückgezogen", erklärt Psychiater Roland Mader (58) den Lockdown-Effekt. Der Primar behandelt am Wiener Anton Proksch Institut Jugendliche mit "stoffungebundenen Abhängigkeiten", also Spiel- und Internetsucht.
Durch die Auswirkungen der Corona-Krise sei die Zahl der Patienten um gut ein Drittel gestiegen, bilanziert Mader. "Von einer Sucht sprechen wir, sobald reale Dinge vernachlässigt werden und man dieses Verhalten nicht ändern kann: Die schulischen Leistungen leiden, man trifft seine Freunde nicht mehr, andere Hobbys werden vernachlässigt." Junge Burschen kippen laut dem Experten zunehmend in die Gaming-Sucht, bei Mädchen sei es oft eine Abhängigkeit von sozialen Medien wie Instagram und Facebook. Unter älteren Menschen verbreite sich zudem die Sucht nach Online-Pornographie.
Experte sieht Eltern gefragt
Am Anton Proksch Institut werden laufend zwischen fünf und acht Betroffene stationär wegen Internetsucht behandelt, dazu kommt noch ein gutes Dutzend ambulanter Patienten. Damit es nicht so weit kommt, sollen Eltern auf die Aktivitäten ihrer Kinder eingehen, so Mader. "Man muss sich dafür interessieren, was im Kinderzimmer passiert, sich die Computerspiele erklären lassen und im Gespräch bleiben." Auch handyfreie Zeiten und "reale" Alternativen wie Brettspiele und Ausflüge könnten helfen.