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Spitäler überfüllt – jetzt streiken Ärzte und Pfleger
Unter dem Motto "5 nach 12" protestierte am Mittwoch zu Mittag in ganz Österreich das medizinische Personal vor den Krankenhäusern.
Mit einer Protestaktion machten am Mittwoch gegen 12 Uhr die Gesundheitsberufe in Österreich auf die dramatische Corona-Situation aufmerksam. Unter dem Motto „5 nach 12“ versammelten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor den Spitälern. Organisiert wurde die Aktion von der Initiative "Offensive Gesundheit". Der Protest richtet sich gegen die "Untätigkeit der Regierung". Gegen 12 Uhr legte das Personal deshalb österreichweit kurz die Arbeit nieder.
Körperlich und psychisch am Limit
Viele der rund 400.000 Beschäftigten seien bereits körperlich und psychisch am Limit. Alleine in Wien sind derzeit 330 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter städtischer Krankenhäuser wegen Covid-19 freigestellt.
Die "Offensive Gesundheit", ein Verbund aus Arbeiter- und Ärztekammer sowie den Gesundheitsgewerkschaften, spricht von der "größten Gesundheitskrise seit 100 Jahren". Derzeit müssen 1.824 Corona-Patienten im Spital behandelt werden, davon 413 auf den Intensivstationen. "Emotionale und körperliche Überlastung sind mittlerweile keine Ausnahme mehr, und wir müssen unsere Kolleginnen und Kollegen davor schützen. Wir brauchen also eine sofortige Entlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um rasch gegensteuern zu können", so die "Offensive Gesundheit"
Die Beschwerden über verschobene Operationen sei laut Patientenanwältin Sigrid Pilz in den vergangenen Monaten wieder gestiegen. Das Problem sei, dass schwere Operationen nicht in Privatspitäler verlegt werden, weil für die Betreuung nach der Operation ein Intensivbett notwendig ist. Privatspitäler haben aber keine Intensivstationen.
"Sie schaffen das nicht mehr"
Bereits vor der Krise litt der Gesundheits-, Pflege- und Sozialbereich unter großem Personalmangel. Die Pandemie verschärfe diese Entwicklung noch. Bereits jede zweite Pflegekraft denkt darüber nach, den Job hinzuschmeißen. Die Gewerkschaft fordert deshalb dringend mehr Personal, bessere Bezahlung und Nachwuchsarbeit.
Gerald Mjka, Pfleger und Betriebsrat in einem Krankenhaus, schilderte im "Ö1-Mittagsjournal" die dramatische Situation im Gesundheitssektor. Es gibt zu wenig Personal, die Angestellten sind zunehmend ausgelaugt. Es ginge allen "emotional, körperlich und psychisch schlecht. Sie schaffen das nicht mehr".
Gesundheitsminister Wolfang Mückstein sprach dem Gesundheitspersonal einen großen Dank aus und übte sich in Durchhalteparolen. Obwohl er auch einräumte, dass sie davon unmittelbar nichts haben. Zudem verurteilte er die Angriffe auf das Pflegepersonal von Impfgegnern.