Wien
Privatpferd: "Haltlose Vorwürfe von Ex-Mitarbeitern"
Der Aufsichtsrats-Chef der Spanischen Hofreitschule in Wien bestreitet nun alle Vorwürfe, fühlt sich von Ex-Mitarbeitern gemobbt.
Der Top-Manager soll 2013 einen Lipizzanerhengst für seine Tochter um 12.000 Euro gekauft haben, mittlerweile soll das Pferd mehrere Hunderttausend Euro wert sein. Für die Ausbildung in der Hofreitschule zu einem Star des weißen Pferdeballetts bezahlte der Aufsichtsratschef angeblich nichts – wir berichteten.
"Üblicher Vorgang"
Aufsichtsrats-Vorsitzender Johann Marihart weist die Vorwürfe nun spät aber doch zurück. Der Kauf im Mai 2013 sei ein "durchaus üblicher Vorgang" gewesen: "Nicht jedes Pferd, welches im Rahmen der Lipizzaner-Zucht geboren wird, habe das Potenzial zur Top-Performance und wird demnach ausgebildet und eingesetzt. Vielmehr ist der Verkauf von Tieren längst ein zusätzliches Geschäftsfeld für das Haus geworden, und entsprechend gibt es dafür auch klare vertragliche Konditionen. So auch im Fall Marihart", rechtfertigt sich die Hofreitschule in einer Aussendung.
Seine Tochter habe den damals fünfjährigen Lipizzaner-Hengst Maestoso Fantasca-67, wie ganz offiziell auf der Website angeboten, für 12.000 Euro gekauft. Laut internen Aufzeichnungen der Hofreitschule sei das Pferd damals in eher durchschnittlichem Zustand gewesen. Einige Röntgenbefunde galten sogar als bedenklich für Spitzenleistungen, insgesamt wäre das Tier "zuchttechnisch nicht relevant" gewesen, zitiert die Hofreitschule namentlich ungenannte Experten. Das sei auch der Grund gewesen, warum der Hengst auf der Website über Monate zum Verkauf stand und letztlich einen privaten Käufer fand.
Vorwürfe von Ex-Mitarbeitern
In Anlehnung an den kürzlich veröffentlichten Rechnungshofbericht hätten laut Hofreitschule "ehemalige Mitarbeiter der Hofreitschule unter dem Deckmantel der Anonymität haltlose Anschuldigungen erhoben und darin unterstellt, Johann Marihart hätte Sonderkonditionen bekommen". Der Aufsichtsratsvorsitzender weist all das entschieden zurück: "Fantasca ist ein Sponsorpferd, für dessen Haltung und Ausbildung die Spanische Hofreitschule von privater Hand die Kosten erstattet bekommen hat", so Marihart. "Würde man mehr Menschen für solche Investments gewinnen, ließen sich die finanziellen Probleme der Hofreitschule deutlich lindern."
Die Einstellung des Lipizzaners in den Stallungen am Heldenberg sei der Käuferin und auch allen anderen Kunden angeboten worden. Vereinbarter Preis laut Hofreitschule: 1.200 Euro pro Monat für die Unterbringung und das regelmäßige Bewegen, Longieren oder Führen - sechsmal die Woche für jeweils eine halbe Stunde. Das seien die damals üblichen Konditionen gewesen.
Show-Pferd
Als sich 2014 ein Engpass bei Pferden für die Ausbildung und Vorführungen ergab, suchte die Hofreitschule nach Lösungen und stieß dabei auch auf den privaten Lipizzaner. Der Bereiter soll nun doch Potenzial gesehen haben, aktivierte das Pferd als Einspringer bei Aufführungen. Die Auftritte mehrten sich, in den Jahren 2018 bis 2020 schließlich wurde der Hengst insgesamt 129 mal bei einer Show eingesetzt. "Das reduzierte aber die Möglichkeit der Eigennutzung für die Besitzerin dramatisch", so die Hofreitschule.
"Neun Monate überließ sie das Tier der Hofreitschule und musste zusehen, wie sie das Tier zumindest ab und zu reiten konnte. So nutzte sie mitunter auch die eine oder andere vertraglich vereinbarte Bewegungseinheit, um wieder einmal in den Sattel zu steigen, während der Bereiter dafür in die Rolle des Beobachters wechselte."
Falscher Eindruck
Im Rahmen einer umfassenden Prüfung über den Zeitraum 2014 bis 2019 habe der Rechnungshof eine Vielzahl an Punkten zu Haltung und Bewegungsumfang kritisiert und dabei auch angemerkt, dass bei Tieren im Privatbesitz und ohne Nutzung durch die Hofreitschule die Kosten für Beschlag und Tierarzt nicht vom Haus getragen werden dürfen. "Das mag für andere gegolten haben, nicht aber für Maestoso Fantasca-67, weshalb dazu eine Vereinbarung zur Kostenübernahme geschlossen wurde, die der Hofreitschule zugleich die uneingeschränkte Nutzung zusicherte", heißt es in der Aussendung.