Wirtschaft

Handelsexperte packt aus: Was alles wirklich teurer wir

Der Ukraine-Krieg treibt die Preise in vielen Bereichen in die Höhe. Auch im Lebensmittelhandel muss man sich auf weitere Teuerungen einstellen.

Stefanie Riegler
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Der Chef des Handelsverbandes, Rainer Will, warnt vor der nächsten Teuerungswelle in Österreich.
Der Chef des Handelsverbandes, Rainer Will, warnt vor der nächsten Teuerungswelle in Österreich.
apa/picturedesk

Der deutsche Handel hat bereits eine "zweite Welle" von Preissteigerungen angekündigt. Und auch in Österreich stehen womöglich weitere Teuerungen bevor. Neben den erhöhten Energiepreisen, muss man künftig auch beim Lebensmitteleinkauf tiefer ins Börserl greifen.

"Können zweite Teuerungswelle nicht ausschließen"

"Wir arbeiten zwar dagegen, können aber eine zweite Teuerungswelle nicht ausschließen", erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will gegenüber "Heute". Denn: So hoch wie aktuell war der Inflationswert seit November 1981 nicht mehr. Laut einer Schnellschätzung der Statistik Austria dürfte die Inflation im März 6,8 Prozent erreicht haben.

Wie Rainer Will ausführt, konnte man bislang die Preiserhöhung im Lebensmittelbereich gut abfedern, weil man stark auf Regionalität setzt. Der Krieg in der Ukraine wirkt sich aber vor allem auf Getreideprodukte aus. "Die Ukraine ist die Kornkammer Europas. Hier ist die Nachfrage gestiegen", so der Handelsverband-Geschäftsführer.

Lebensmittelhandel krisenresilienter

Generell sei aber der Lebensmittelhandel am krisenresilientesten im Vergleich zu anderen Bereichen. So gab es im Februar 2022 beim Gas eine Preiserhöhung um 70 Prozent, Heizöl wurde um 50 Prozent, Diesel um 31 Prozent und Strom um 20 Prozent teurer. Verkehr und Wohnen stieg um 7,7 Prozent, in der Gastronomie waren es 6,7 Prozent. Im Lebensmittelbereich machte das Plus 4,3 Prozent aus.

"Bei der Inflation ist natürlich die Energie ein großer Treiber. Aber wenn die Energiekosten steigen, steigen auch die Kosten für Transport und Produktion. Daher erwarte ich mir eine weitere dynamische Entwicklung", sagt Will.

Butter schon im Februar um 22 Prozent teurer

In der ersten Welle waren laut seinen Angaben Limonaden, Butter und Öl besonders von Teuerungen betroffen. Für die zweite Welle erwartet er eine Steigerung bei Fleisch, Futtermittel, Dünger, Brot und Getreide.

Im Februar 2022 stiegen die Preise für Butter schon um 22 Prozent, Öl war um 12,9 Prozent teurer. Beim Gemüse gab es ein Plus von 6,8 Prozent. Für Brot und Getreide musste man um 5,9 Prozent mehr bezahlen. Fleisch, Käse, Milch und Eier wiesen eine Erhöhung um drei Prozent auf. "Das könnte sich jetzt noch steigern", betont Will.

Will lehnt Preisdeckel ab

Weiters lehnt er politisch vorgegebene Preisobergrenzen für Grundnahrungsmittel ab. Diese hatte der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser ins Spiel gebracht. "Dieser Vorschlag ist nicht zu Ende gedacht. Ein politisch vorgegebener Preisdeckel für Lebensmittel würde die Herausforderungen bei den Lieferketten nicht lösen, sondern massiv verschlimmern. Darüber hinaus wäre es ein erheblicher Eingriff in die freie Marktwirtschaft und ist auch unter kartellrechtlichen Gesichtspunkten kritisch."

Ungarn hatte diese eingeführt, doch aufgrund der großen Nachfrage konnte die Versorgung in einigen Bereichen nicht mehr gesichert werden.

14 Prozent müssen sich auf lebensnotwendige Güter beschränken

Das Energiepaket der Regierung sei laut Will ein richtiger Schritt, um der Bevölkerung zu helfen. Wie eine aktuelle Umfrage des Handelsverbands ergab, müssen sich bereits 14 Prozent der privaten Haushalte auf lebensnotwendige Güter beschränken. "Diese Menschen können sich kein Hemd mehr leisten. Der Bevölkerung muss sofort geholfen werden, aber auch den Betrieben muss man unter die Arme greifen", fordert er. "Der Handel ist energieintensiv. Wir müssen die Lager kühlen und brauchen den Treibstoff für den Transport und die Produktion."

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