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"Prack. Zack. Bumm" – ORF-Star erhält Diagnose Krebs
ORF-Moderator Patrick Budgen erkrankte an Lymphdrüsen-Krebs. Nach sieben Monaten Krankenstand und sechs Chemo-Zyklen geht er an die Öffentlichkeit.
Ob beim Frühstück ("Guten Morgen Österreich") oder abends via "Wien heute" – ORF-Star Patrick Budgen ist ein gern gesehener Gast in den Wohnzimmern der Österreicher. Nun nimmt uns der kürzlich prämierte Moderator sogar mit ins Spitalszimmer. Der 37-Jährige bekam im Februar des Vorjahres die niederschmetternde Diagnose Lymphdrüsenkrebs. Während seines siebenmonatigen Krankenstands verfasste Budgen ein berührendes Tagebuch.
Budgen in Thailand mit "Dippel am Hals"
"Prack. Zack. Bumm", mit diesen eindringlichen Worten beschreibt er in seinem nun erschienenen Werk "Einsiedlerkrebs" (edition-a, 210 Seiten, 20 Euro) den Moment, in dem er von einem Wiener Arzt seinen fürchterlichen Befund erhält. Es ist ein Donnerstag, präzise gesagt der 13. Februar 2020, an dem für Budgen – ein junger Mann in der Blüte seiner Jahre – der kräftezehrende Weg zurück ins Leben startet. An dem er erstmals beginnt, sich auch mit dem Sterben auseinanderzusetzen. Eine Woche zuvor ließ er sich mit seiner Mama noch in Thailand die Sonne auf den Bauch scheinen. Schattenseiten hatte aber auch der vermeintliche Traumurlaub – und zwar wegen "meiner Dippel am Hals, wie ich sie bis dahin genannt habe".
"Der Hodgkin" stellt Leben auf den Kopf
Nach seiner Rückkehr nach Wien folgten eingehende Untersuchungen – und die Dippel entpuppten sich als bösartiger Tumor. Jedoch eine Krebsform mit 90-prozentiger Heilungschance. "Der Hodgkin" nennt Budgen den Krebs beinahe schon liebevoll in seinem Buch, das auch eine interessante Retrospektive auf die Corona-Krise und ihre Auswirkung auf Risikopatienten bietet. In völliger Isolation lässt er die Behandlungen über sich ergehen; pendelt zwischen Kaiser-Franz-Josef-Spital – beziehungsweise Klinikum Favoriten, wie das Spital heute genannt wird – der Wohnung seiner Eltern und dem Ferienhaus in Pitten. Stets an seiner Seite: Lebensgefährte Alexander, der nicht nur den Chauffeur bei unzähligen Krankenhausfahrten gibt, sondern auch als liebevoller Beifahrer bei der Bewältigung der schlimmen Zeit beschrieben wird.
"Ich eitler Kerl"
"Kein Todesurteil, Sterben ist absolut kein Thema", beruhigt ihn zwar sein behandelnder Arzt gleich zu Beginn. Chemo ist dennoch nötig. Vorsorglich lässt sich der Wiener die Haare abrasieren. "Ich eitler Kerl, der 15 Minuten vor dem Spiegel verbringt, um seine Frisur mit Haarwachs in die richtige Form zu bringen."
Doch Budgen räumt ein, seit jüngster Kindheit ein ausgewachsener Hypochonder zu sein. Auf der Onkologie ist er von einer Sekunde auf die andere mit dem Elend konfrontiert. Eine Buch-Szene, die zu Tränen rührt: Als er selbst schon beinahe genesen ist, stirbt eine langjährige Freundin der Familie – an Lungenkrebs.
Diddl-Mäuse, Penne, TV-Studio
Trotz zwischenzeitlicher Schattenseiten gibt Budgen (er ist Sohn eines Engländers und einer Halb-Französin, aber nicht zwei- oder gar dreisprachig aufgewachsen) in seinem lesenswerten Tagebuch auch Einblicke in das schillernde Leben eines TV-Stars. So erfahren wir, dass der sympathische Anchor "eine Knödlakademie" besucht hat (aber beim Kochen eingerostet ist), bei seinem ersten Ferialjob in einem Papierwarengeschäft Diddl-Mäuse zählte und dann als Kellner bei einem City-Italiener dem Traumjob Journalist näher kam. Nicht allen Kollegen erzählte er während seiner Absenz (offiziell Bildungskarenz) von seinem Schicksal. Erst kurz vor der Rückkehr, nach vier Monaten Chemo und Reha im Burgenland, setzte er das komplette "Wien heute"-Team in Kenntnis.
„Patrick Budgen: "Es lohnt sich, nicht aufzugeben, auch wenn der Weg ein harter ist."“
Mittlerweile ist Patrick Budgen wieder gesund; der Tumor völlig aus seinem Körper verschwunden. Alle drei Monate begibt er sich zur Nachsorge. Der schönste Lohn wohl nach all der Mühsal des vergangenen Jahres: Der Top-Journalist Patrick Budgen wurde für seine vielbeachtete Berichterstattung zum Terroranschlag von Wien – mit viel Einsatz und Reportergespür war er stets zur richtigen Zeit am richtigen Ort – mit einem Sonderpreis als "Journalist des Jahres" ausgezeichnet. In seinem lesenswerten Erstling (themenspezifisch verzichten wir gerne auf Nachfolge-Werke) gibt er uns allen einen wertvollen Satz mit auf den Weg: "Was diese meine Geschichte aber zeigt, ist: Es kann immer anders kommen als man glaubt. Und es lohnt sich, nicht aufzugeben, auch wenn der Weg ein harter ist."
So lange ihn eben dieser via TV in unsere Wohnzimmer führt, ist alles gut. Ins Krankenhaus möchten wir diesen Herren, trotz seiner literarischen Leistungen, nicht mehr begleiten müssen.