Politik
Polnische Rechtsextreme wettern gegen "Heute"
Eine Kundgebung am Mittwoch bereitete Einsatzplanern der Wiener Polizei Kopfzerbrechen. Die Organisatoren kritisierten die "Heute"-Berichterstattung rund um den 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz als "polenfeindlich". Eine österreichische Nachrichtenplattform bewarb die Demo, die laut Verfassungsschutz von polnischen Rechtsextremen organisiert wurde.
Eine Kundgebung am Mittwoch bereitete Einsatzplanern der Wiener Polizei Kopfzerbrechen. Die Organisatoren kritisierten die "Heute"-Berichterstattung rund um den 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz als "polenfeindlich". Eine österreichische Nachrichtenplattform bewarb die Demo, die laut Verfassungsschutz von polnischen Rechtsextremen organisiert wurde.
Robert K. wurde von "oe24" als "Sprecher einer Gruppe von jungen Österreichern und Polen" zitiert, die die Kundgebung organisierte. Wie "Heute"-Recherchen ergeben, handelt es sich bei Robert K. um den Sprecher der Wiener Nationalen Offensive (Wiedenska Inicjatywa Narodowa, kurz WIN).
Bei einem Blick ins Archiv taucht WIN im September 2014 auf. Robert K. und seine Mitstreiter wollten einen "Patriotenkongress" in einer Wiener Pfarre abhalten. Der Pfarrer sagte die Veranstaltung ab, nachdem Gastredner von der rechtsextremen Partei "Ruch Narodowy" aus Polen, die laut "stopptdierechten.at" eng mit der neofaschistischen Jobbik in Ungarn kooperiert, angekündigt waren.
Laut DÖW "militant antisemitischer" Hintergrund
Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) stuft WIN in einem als "polnische Neofaschisten" ein. Diese Organisation habe 2014 Vortragende der "militant antisemitischen" "Ruch Narodowy" und der rechtsextremen "Liga polnischer Familien" nach Wien geholt. Auf "Heute"-Nachfrage bestätigt ein DÖW-Sprecher diese Einschätzung.
Publikationen von WIN sind auf der neonazistischen Homepage "" zu finden. Im Juni 2014 trat WIN erstmals öffentlich in Erscheinung: auf der Kundgebung gegen die Regenbogenparade in Wien. Der Verfassungsschutz beobachtet ihre Aktivitäten. Auf Facebook freuen sich in der Tat nur 29 WIN-ler über die Bewerbung ihrer Demo auf "oe24". Ein auf Facebook als Bündnispartner angeführter Verein verbreitet antisemitische Verschwörungstheorien auf einer polnischsprachigen Homepage.
Rund 20 Demonstranten kamen, Polizei vorbereitet
Am Mittwochabend kamen nur rund 20 Personen zur Kundgebung. Ein paar polnische Flaggen wurden geschwungen, über ein Megaphon zwei Reden gehalten. Die Polizei sicherte den Bereich in "ausreichender Mannstärke", wie ein Sprecher betont. Nach rund einer Stunde zogen die Teilnehmer wieder ab.
Hintergrund: "Heute"-Bericht
Grund für die Empörung unter WIN und anderen Polen: In seiner Rede schlug Auschwitz-Überlebender Roman Kent ein "elftes Gebot" als Lehre aus dem Holocaust vor. Niemals dürfe man "unbeteiligt zusehen" oder Mitläufer sein.
"Heute" machte darauf aufmerksam, dass der deutsche (und österreichische) Antisemitismus während der Schoah in ganz Europa auf fruchtbaren Boden fiel. Denunzianten trieben Hunderttausende Juden in die Arme der Nazis. Kollaborateure machten aktiv mit. Mit Ausnahme von Bulgarien und Dänemark machten sich so auch weite Teile der nichtdeutschen Bevölkerungen mitschuldig.
In einer polnischen Tageszeitung wurde "Heute" falsch übersetzt. Denn darin wurde behauptet, dass "Heute" ein Schuldeingeständnis des polnischen Präsidenten erwartet hätte. Wahr ist, dass die Verantwortung jedes Individuums in "Heute" betont wurde. Doch selbst der polnische Botschafter in Wien verbreitete Falschmeldungen und goss so Öl ins Feuer. In einem versuchte Botschafter Artur Lorkowski, einen österreichischen Journalisten zu diskreditieren. Hier die Antwort von Erich Nuler, Politik-Ressortchef von "Heute":