Österreich

Polizei besuchte Puff-Freier in der Arbeit und zu Hause

Unerwarteten Besuch erhielten mehrere Männer von der Exekutive: Die Tiroler wurden zu ihren Besuchen in einem Bordell befragt.

Christine Ziechert
Nach ihrem Besuch in einem Bordell erhielten Kunden unerwarteten Besuch (Symbolbild).
Nach ihrem Besuch in einem Bordell erhielten Kunden unerwarteten Besuch (Symbolbild).
Getty Images/iStockphoto

Mehrere Tiroler wähnten sich in den vergangenen Wochen wohl eher in der Hölle als im siebenten Himmel: Die Besucher des Bordells "6. Himmel" am Urisee in Reutte wurden von vier Beamten zu intimen Details ihres Aufenthaltes befragt – und zwar am Arbeitsplatz und zu Hause. Die Polizisten hatten sich zuvor Kennzeichen vor dem Freudenhaus notiert und die Auto-Besitzer ausgeforscht.

Hintergrund der Aktion ist ein Streit zwischen den Betreibern des Etablissements und dem Finanzamt Landeck-Reutte, der bereits seit fünf Jahren schwelt, berichtet die "Tiroler Tageszeitung" (TT). Die Bordell-Besitzer sind der Meinung, dass die Prostituierten selbstständig sind und sich nur bei ihnen einmieten. Die Damen haben eine eigene Steuernummer und müssen selbst Steuern abführen. Daher sei nur ein Pauschalbetrag für die "Mieterinnen" fällig. 

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    SPAR/ Peakmedia Dominik Zwerger

    Finanz will 450.000 Euro von Bordell-Betreibern

    Die Finanzbehörde wiederum ist laut "TT" der Auffassung, dass die Sex-Arbeiterinnen angestellt sind – dafür sprechen zahlreiche Hinweise wie etwa die Unterbringung der Damen. Das Finanzamt hat den Betreibern daher eine Steuervorschreibung in Höhe von 450.000 Euro zugesandt. Die Bordell-Besitzer weigern sich jedoch, zu zahlen und gegen juristisch dagegen vor.

    Wie die ganze Causa ausgeht, könnte nun an einer gewissen "Kim" liegen: Denn diese bietet nicht nur ihre Dienste auf der Homepage an, sondern soll auch vor Ort organisatorische Aufgaben übernehmen – was die Betreiber allerdings bestreiten. Können die Polizisten aber nun aufgrund der Aussagen von Freiern nachweisen, dass es doch so ist, gebe es einen Beweis für die Steuerhinterziehung.

    "Die machen uns jetzt kaputt mit dieser Aktion. Das ist der Genickbruch für uns" - Bordell-Betreiber

    Für den Bordell-Betreiber ist die Aktion "total überzogen", Freier zu Hause und am Arbeitsplatz aufzusuchen, "ein totaler Wahnsinn": "Die machen uns jetzt kaputt damit. Das ist der Genickbruch für uns", erklärte er der "TT". Das Geschäft sei bereits im April eingebrochen, im Mai halb zum Erliegen gekommen. Schließlich hätte man die Zeugen ja auch im Amt befragen können.

    Die Bordell-Betreiber haben mittlerweile einen Anwalt eingeschaltet. Dieser prüft nun, ob die Ermittlungen "im höchstpersönlichen Bereich" rechtmäßig waren und gestoppt werden können. Zudem wird überlegt, ob aufgrund der ausbleibenden Kunden eine Amtshaftung der Republik in Frage kommen könnte.