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Polizei stoppt Raser, der mit 150 durch 50er-Zone fuhr

In Wien-Liesing setzte am Samstag die Wiener Polizei zur Schwerpunktkontrolle an. "Heute" begleitete die Beamten bei der "Aktion Scharf".

Robert Cajic
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    Am Samstagabend gab es in Wien Schwerpunktkontrollen: Die Polizei fischte mehrere Drogen- und Alkohollenker aus der Verkehr.
    Am Samstagabend gab es in Wien Schwerpunktkontrollen: Die Polizei fischte mehrere Drogen- und Alkohollenker aus der Verkehr.
    Heute

    Am Samstag kam es in der Klingerstraße im 23. Wiener Bezirk zu einer Schwerpunktaktion der Wiener Landespolizei, um gegen Raser und Roadrunner vorzugehen. Erst kürzlich kam es an selber Stelle zu einem Tuning-Treffen – kreischend flohen Schaulustige von den Beamten. Ebenfalls im Fokus der Polizisten: das Lenken unter Alkohol- und Drogenbeeinträchtigung. 

    Drogen-Lenkern wird Wind aus Segeln genommen

    Um für alle Fälle vorbereitet zu sein, überließ man bei der Wiener Polizei nichts dem Zufall: "Wir haben heute auch eine Juristin dabei, die uns dabei hilft, nicht nur Strafen auszustellen, sondern auch Strafverfügungen mit sofortigen Vollstreckungen vorzunehmen und Eilprozesse durchzuführen", so Polizeisprecher Philipp Haßlinger im Gespräch mit "Heute".

    Im Zuge der Schwerpunkt-Aktion kristallisierte sich früh heraus: Einige Pkw-Fahrer fuhren im Vollrausch in das Planquadrat. Innerhalb kürzester Zeit konnten die Beamten mehrere Lenker mit Verdacht der Suchtmittelbeeinträchtigung aufhalten und einem Amtsarzt vorführen.

    Mit 150 km/h durch 50er Zone

    Trauriger Rekordhalter am besagten Abend wurde ein Wiener, der mit 150 km/h durch eine 50er Zone raste. Ihm wurde der Führerschein noch an Ort und Stelle abgenommen. Auch auf der A1 in Fahrtrichtung stadteinwärts wurde ein Lenker mit einer Geschwindigkeit von 159 km/h statt den erlaubten 70 km/h gemessen – seinen Schein dürfte auch er bald nicht mehr haben.

    Pkw-Lenker versucht über Tankstelle zu entkommen

    Doch gibt es eine "Modedroge" unter Pkw-Lenkern? "Prinzipiell ist von Cannabis bis zu Heroin alles dabei, es gibt auch sogenannte 'multitoxische Lenker'– die machen den Straßenverkehr besonders gefährlich. Deshalb legen wir auch den Schwerpunkt auf Suchtmittel, da sich junge Menschen der Beeinträchtigung oft im Übereifer gar nicht bewusst sind", so Polizei-Oberst Losko. 

    Ein Mercedes-Lenker sorgte aber auch für Lacher: Direkt vor den Polizisten befand sich nämlich eine Tankstelle, der Lenker setzte zum "Boxen-Stopp" an und versuchte, das Planquadrat durch die Einfahrt in die Tankstelle zu umgehen. Bei der Ausfahrt wurde der Fahrer dann aber doch kontrolliert". Im Gespräch mit "Heute" meinte Polizei-Oberst Losko: "Versuchen kann man es ja."

    Im Fokus der Beamten: Potenzielle Roadrunner-Hotspots

    Oberst Losko: "In Wien circa 1.000 Tuning-Autos"

    Dass die Lage durchaus ernst ist, zeigte kürzlich ein Verkehrsunfall am Wiener Gürtel: Eine Drogen-Lenkerin mit Probeführerschein crashte am Wiener Gürtel direkt in einen Streifenwagen – "Heute" berichtete. Und auch an Tuning-Hotspots wie dem Kahlenberg kam es schon zu verheerenden Unfällen. 56 Betonwände und eine Einbahn-Regelung sollen deshalb den Rasern Einhalt gebieten, einigten sich Mobilitätsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) und Döblings Bezirksvorsteher Daniel Resch (ÖVP) im August – wir berichteten.

    Im August wurde die neue Verkehrsorganisation am Kahlenberg beschlossen.
    Im August wurde die neue Verkehrsorganisation am Kahlenberg beschlossen.
    Sabine Hertel

    "Aufgrund des Umbaus am Kahlenberg hat sich die Beliebtheit von solchen Treffen dort aber grundsätzlich reduziert", stellt Einsatzleiter Oberst Losko im Gespräch mit "Heute" klar. Auch deshalb rücken lange gerade Straßen wie die Klingerstraße in Wien-Liesing wieder in den Fokus von Rasern. Es gäbe zwar keine wissenschaftlichen Statistiken seitens der Wiener Polizei, doch "unseren Erfahrungen zufolge soll es in Wien und Umgebung rund 1.000 Tuningszene-typische Fahrzeuge geben". 

    Tuner nicht gleich Roadrunner

    Polizei-Oberst Losko stellte indes klar: "Im Umgang mit Fahrzeugen aus der Tuning-Szene unterscheiden wir hier klar zwischen 'Tunern' und 'Posern'." Bei Tunern handle es sich in vielen Fällen um Lenker, die ihre eigenen Fahrzeuge mit viel Aufwand selbst herrichten und deshalb auch nicht dazu neigen, die Teile ihres Wagens auf das Maximum auszureizen.

    "Bei Posern sieht die Sache schon anders aus. Hier wird oft mit dem Leistungslimit gespielt und der ein oder andere 'Donut' gedreht. Die Poser neigen vielmehr dazu, auffällig im Straßenverkehr zu sein", so Oberst Losko.

    Die Bilanz der Aktion "Scharf":

    651 Anzeigen nach Geschwindigkeitsüberschreitungen,
    78 Anzeigen im Verkehrsbereich
    72 Organmandate im Verkehrsbereich
    47 Anzeigen nach technischen Veränderungen am Fahrzeug
    elf Anzeigen nach Vorführungen vor die MA46- Landesfahrzeugprüfstelle
    sieben Anzeigen durch einen Schnellrichter
    vier Kennzeichenabnahmen
    drei Anzeigen gemäß §1/3 FSG (keine Lenkberechtigung)
    vier Lenker waren durch Suchtmittel und zwei weitere durch Alkohol beeinträchtigt
    vier Kennzeichenabnahmen
    drei Führerscheinabnahmen
    vier Lenker waren durch Suchtmittel und zwei weitere durch Alkohol beeinträchtigt