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Polen fordern 1.320.000.000.000 Euro von Deutschland

Die polnische Regierungspartei PiS stellt Deutschland eine Mega-Rechnung. Sie will 1,3 Billionen Euro an Reparationszahlungen einfordern.

Warschau nach den deutschen Fliegerangriffen. Am 28. September 1939 kapitulierte die Stadt.
Warschau nach den deutschen Fliegerangriffen. Am 28. September 1939 kapitulierte die Stadt.
Roger Viollet / picturedesk.com

Auf den Tag genau 83 Jahre nach dem Überfall auf Polen durch Nazideutschland holt die nationalkonservativen Regierungspartei Polens, "Recht und Gerechtigkeit" (PiS), nun zum finanziellen Gegenschlag aus. Partei-Vorsitzender Jaroslaw Kaczynski (73) enthüllte am Donnerstag in Warschau die Rechnung, die er den Deutschen für all die angerichtete Zerstörung und Massentötungen in den Kriegsjahren präsentieren will.

Ein von seiner Fraktion in Auftrag gegebenes Gutachten beziffert den "enormen Schaden" auf 1.320.000.000.000 – 1,3 Billionen – Euro.

Eine Heinkel He 111 P der deutschen Luftwaffe beim Bombenabwurf über Warschau im September 1939.
Eine Heinkel He 111 P der deutschen Luftwaffe beim Bombenabwurf über Warschau im September 1939.
Roger Viollet / picturedesk.com

"Summe für Deutsche machbar"

"Die Deutschen sind in Polen eingefallen und haben uns enormen Schaden zugefügt. Die Besatzung war unglaublich verbrecherisch, unglaublich grausam und hatte Auswirkungen, die in vielen Fällen bis heute anhalten", sagte Kaczynski, der sich als starker Mann der polnischen Politik positioniert.

"Wir können nicht zur Tagesordnung übergehen, nur weil es jemandem so vorkommt, als befände sich Polen in einer besonderen, radikal niedrigeren Position als andere Länder." Er sei sich bewusst, dass es zu den Reparationen ein "langer und schwieriger Weg" sei.

Soldaten der Wehrmacht zu Beginn des Angriffs auf Warschau im September 1939.
Soldaten der Wehrmacht zu Beginn des Angriffs auf Warschau im September 1939.
akg-images / picturedesk.com

"Diese Summe ist für die deutsche Wirtschaft machbar, deswegen kann man sie als realistisch nehmen", so Kaczynski, der selbst von einer "konservativen" Berechnung spricht. Daher werde Warschau von Berlin offiziell Reparationen fordern.

Die nationalkonservative PiS-Regierung, die das Nachbarland seit 2015 führt, hat das Thema Entschädigungszahlungen immer wieder aufgebracht. Die PiS rief 2017 für das Gutachten eine Parlamentskommission ins Leben. Zudem gründete Polen ein Forschungsinstitut für Kriegsschäden. Der mehrfach angekündigte Bericht wurde nun an einem symbolischen Tag präsentiert: Am 1. September 1939 begann der deutsche Überfall auf Polen.

PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski während einer Kranzniederlegung zum Gedenken an die Opfer des Überfalls Nazideutschland auf Polen am 1. September 1939. Es war der Beginn des Zweiten Weltkriegs.
PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski während einer Kranzniederlegung zum Gedenken an die Opfer des Überfalls Nazideutschland auf Polen am 1. September 1939. Es war der Beginn des Zweiten Weltkriegs.
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Sechs Millionen Tote in Polen

Dies war auch der Beginn des Zweiten Weltkriegs mit mindestens 55 Millionen Toten – andere Schätzungen kommen sogar auf bis zu 80 Millionen. Genaue Zahlen gibt es nicht. Allein in Polen kamen nach Schätzungen bis zu sechs Millionen Menschen ums Leben. Nach Angaben von Arkadiusz Mularczyk, dem Leiter der Parlamentskommission, waren an dem Gutachten 30 Experten beteiligt, darunter Historiker, Wirtschaftsfachleute und Immobiliengutachter.

Der erste Band umfasst mehr als 500 Seiten und ist in neun Kapitel unterteilt – Berechnungen zu den polnischen Kriegsverlusten in den Bereichen Demografie, der wirtschaftlichen Bewertung der menschlichen Verluste sowie der materiellen Verluste. Außerdem geht es um den Verlust von Kultur- und Kunstgütern sowie verschiedene Arten von Finanzmitteln, Bankguthaben und Wertpapieren.

Die deutsche Bundesregierung lehnt jegliche Reparationsforderungen ab. Für sie ist die Frage mit dem Zwei-Plus-Vier-Vertrag von 1990 und der deutschen Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze, welche die außenpolitischen Aspekte der deutschen Einheit regelte, abgeschlossen.

Deutsche Militärs beobachten das brennende Warschau aus der Ferne.
Deutsche Militärs beobachten das brennende Warschau aus der Ferne.
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