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PlayStation VR im Test: Eine virtuose virtuelle Welt
Mit der preisgünstigsten der großen drei VR-Brillen (HTC Vive, Oculus Rift, PlayStation VR) hat Sony die Virtuelle Realität auf die PlayStation geholt.
Um 399,99 Euro (plus 59,99 und rund 80 Euro für jene, die die PlayStation-Kamera und die Move-Controller dazu benötigen) kann sich nun jeder Gamer die Virtuelle Realität ins Wohnzimmer holen. Wir sind in die virtuellen Welten eingetaucht und haben die PlayStation VR ausgiebig getestet.
Zwei klare Vorteile hat die PSVR bereits, bevor man sie überhaupt verkabelt hat. Zum einen ist sie das günstigste VR-Headset der wirklich "Großen" am Markt - für die HTC Vive legt man ab 899 Euro hin, für die Oculus Rift sind gut 699 Euro fällig, die PS VR hält mit Kamera bei knapp unter 460 Euro, mit Move-Controllern bei knapp 540 Euro. Der wahre Preisunterschied zeigt sich jedoch bei der übrigen Hardware.
Rechnet man nämlich auch noch die jeweiligen PCs beziehungsweise die PS4 dazu, muss man bei Rift und Vive gut 1.000 Euro mehr einkalkulieren, die PS4 gibt es in der günstigsten Version bereits ab 259 Euro. Zum anderen und für die Nutzer wohl noch interessanter: Die PS VR ist für den Endkonsumenten im Gegensatz zur Konkurrenz tatsächlich ergatterbar, ohne ewige Wartezeiten und Lieferengpässe durchlaufen zu müssen.
Einrichtung und Installation
Vom Inhalt der VR-Packung sollte man sich nicht schrecken lassen. Zuerst sieht man das VR-Headset mit Verkabelung, ein HDMI-Kabel, die Prozessoreinheit, ein USB-Kabel, die Stereokopfhörer, das Netzkabel und den Netzanschluss. Hat man auch noch die Controller und die Kamera geordert, kommen hier noch die benötigten Kabel, Halterungen und Sicherheitsschlaufen dazu. Doch keine Angst, selbst wenn man vor einem Berg von Kabeln steht, geht die Einrichtung selbst für absolute Laien kinderleicht.
Lässt man sich viel Zeit und arbeitet langsam, hat man die PlayStation VR in gut 30 Minuten in Betrieb genommen und auch noch Ordnung in den Kabelsalat gebracht. Per HDMI-Kabeln beziehunsgweise USB-Kabeln werden TV-Gerät, Konsole und Prozessoreinheit verkabelt, was kein Problem darstellt, weil jeweils nur ein Anschluss zur Verfügung steht.
Falsch anschließen kann man also nichts, maximal nur ein Wirrwarr in die Verkabelung bekommen. Ein dickes Plus bekommt die beigelegte Anleitung, die tatsächlich Schritt für Schritt durch den Einrichtungsprozess führt. Sind Konsole, TV und Prozessoreinheit verbunden, fehlt nur noch der Anschluss der beiden VR-Headset-Kabel an die Prozessoreinheit. Auch hier kann man nichts falsch machen.
Die kleinen Geheimnisse der Hardware
Apropos Prozessoreinheit - die ist vor allem dazu nötig, um eine Bildwiederholrate von 120 fps zu erreichen und ein Bild im Headset und am TV-Schirm darzustellen. Weiters sorgt sie für den 3D-Sound in den VR-Games, der sich auch mit dem beigelegten Kopfhörern durchaus beeindruckend zeigt. Den 3D-Sound gibt es leider nicht über kabellose Kopfhörer, aber das Headset-Problem ist eine eigene Sache, wie wir gleich in unseren Auffälligkeiten beschreiben.
Zu guter Letzt sorgt die Einheit auch für den Kinomodus auf der Konsole, benötigt zudem einen Stromanschluss. Kleinere Haken, die uns bei der Hardware aufgefallen sind: Über einen eigenen Power-Knopf verfügt die Prozessoreinheit nicht. Wer also nicht ständig das rote Leuchten des Standby-Modus angezeigt bekommen will, muss die Einheit also immer wieder vom Strom nehmen und bei Inbetriebnahme neu anstecken.
Weiters täten der PS4 mehr Anschlüsse gut - einer der USB-Ports bleibt durch das VR-Zocken dauerhaft besetzt, bleibt nur ein weiterer frei, wenn man gerade keine Controller lädt. Und zuletzt: Nicht alle Headsets mit Ohrmuscheln passen perfekt über die PS VR, gerade bei kleineren (in Bezug auf den Kopfbügel) und größeren (in Bezug auf die Ohrmuscheln) Modellen kann es Passschwierigkeiten geben. Wer sich Kopfhörer zur VR-Brille zulegen will, muss sich über die Maße informieren.
Die Details zur PlayStation VR
Die PlayStation VR wiegt etwas weniger als 600 Gramm (ohne Kabel) und ist etwa 18,8 x 18,6 x 27,7 Zentimeter (Breite x Höhe x Länge) in den Grundmaßen ohne überstehende Teile groß. Das 5,7 Zoll OLED-Display der Brille bietet eine Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel, die Latenzzeit, also die "Verzögerung" beim Tracking der Bewegungen, beträgt laut Sony maximal 0,018 Sekunden.
Wissenschaftliche Untersuchungen bescheinigen, dass eine tatsächliche Latenz 0,020 Sekunden betragen kann, bevor sie vom Menschen überhaupt wahrgenommen werden kann. Zahlen über Zahlen, bessser hinein ins VR-Erlebnis. Und dieser Einstieg zeigt sich sensationell. Ist das System verbunden, braucht man weder Updates zu suchen (vorausgesetzt, die Systemsoftware der PS4 ist am aktuellsten Stand), noch an irgendwelchen Einstellungen herumzuspielen.
Eine winzige Datei wird automatisch installiert. Die PlayStation VR funktioniert einfach. Die Anpassung passiert ebenso komfortabel - an einem vorgegebenen "Selfie" am TV-Schirm richtet man die PlayStation Kamera aus und prüft, ob man alle drei eingeblendeten Rahmen mit dem Kopf komfortabel erreichen kann. Fix, fertig, die PS VR ist einsatzbereit!
Das Aussehen und das Aufsetzen
Geschmacksfrage, aber wir wollen auch das Äußerliche betrachten. Und da macht die PlayStation VR von den bisher erschienen VR-Headsets mit ihrem futuristisch-exklusivem Look eindeutig die beste Figur. Ästhetiker wird's freuen, sie müssen das Headset nicht mehr unter einem Tuch verstecken oder im Kasten verschwinden lassen, wenn es nicht mehr benutzt wird. Das weiße Gehäuse mit schwarzem Visier und Kopfring und die modernen Leuchtsensoren - die PS VR macht sich auch als Ausstellungsstück gut.
Bei den Größeneinstellungen der PS VR dürfte es kaum bei den Nutzern Probleme geben. Das Visier lässt sich mit einem einfachen Knopfdurck an der Unterseite weit nach vorne schieben, dadurch kann man unter dem Headset auch ohne Probleme Brillen tragen. Ein weiterer Knopf auf der Rückseite des Kopfrings dehnt den Ring so weit aus, dass selbst der größte Kopf darin Platz findet und diesen dann umschließt.
Die VR passt sich quasi automatisch dem Kopf an. Sitzt sie am Kopf, dreht man erst den Kopfring über ein Rad an der Hinterseite fest. Die Polster im Ring sorgen dafür, dass das Tragen sich nicht unangenehm anfühlt. Nun wird wieder der Visier-Knopf gedrückt und die Visiereinheit möglicht knapp an die Augen geführt. Im Test zeigte sich das Aufsetzen einfach und unkompliziert, auch das längere Tragen komfortabel.
Das Tragen und das Benutzen
Wissenswert ist, dass ein Kabel aus der Hinterseite des Headsets kommt und zur Prozessoreinheit verläuft. Stören tut dieses wenig, auch wenn es eine kleinen Adapter daran hat. An diesem findet man den Power-Knopf für das Headset sowie eine Anschlussbuchse für die Kopfhörer und die Volume-Tasten. Diese Steuerung ist selbst mit aufgesetzter Brille leicht zu finden und zu bedienen. Nun, wenn man die Brille bereits einige Minuten am Kopf hat, gibt es noch immer kein unangenehmes Gefühl. Man hat aufgrund der Fixierung nicht die Angst, dass die VR vom Kopf fällt, gleichzeitig ist das Visier nicht unangenehm fest vor dem Gesicht und die Polsterung trägt sich angenehm.
Kleine Gummi-Blättchen liegen um die Nase, um von außen eindringendes Licht abzuhalten. Gleichzeitig lassen sich diese Gummiteile leicht reinigen, etwaiger Schweiß kann sich an der Brilleninnenseite nicht festsetzen. Obwohl die PS VR "nur" die Kamera und nicht wie die HTC Vive zwei Sensoreinheiten im Raum zum Tracking benutzt, klappen auch Rundumdrehungen, ohne dass das Tracking unterbrochen wird. Dazu wurden zwei weitere Sensorleuchten auf der Hinterseite der VR eingebaut.
Die PlayStation VR deckt somit mit allen "Laser-Leuchten" tatsächlich bei der Bewegung 360 Grad ab. Wer den Controller beim VR-Spielen sucht: Entweder man schiebt das Visier einfach kurz nach vorne und sucht ihn, oder man lässt sich seine Position direkt am VR-Bildschirm anzeigen und tastet sich dorthin vor. Lästiges Brille-Abnehmen und wieder Aufsetzen ist nicht nötig. Dafür deckt das Visier die Umgebung bei bester Positionierung gut, aber haarscharf nicht komplett ab. Abbruch tut dies dem Erlebnis jedoch keinen.
In Bild und Ton verkabelt
Wie eingangs erwähnt zeigen sich die beigelegten Kopfhörer (In Ear) nur auf den ersten Blick filigran. Tatsächlich liefern sie einen überraschend satten Sound ab und demonstrieren, was VR in punkto Musik und Effekte rüberbringen kann. Die Geräusche wirken überzeugend und lassen sich tatsächlich orten - im Horror-Titel "Here They Lie" zuckten wir mehrmals bei Schritten hinter und zusammen und wirbelten herum, um die Schrecken im Dunkeln zu erkennen. Bei "Driveclub VR" wiederum vermittelt das Motorengeräusch perfekt, welche Pferdestärken da unter unserer Motorhaube lauern. Gespielt wird mit der PlayStation VR meist im Sitzen, wenige Spiele erfordern ein Stehen, gar kein Titel ein tatsächliches Herumgehen. Platzprobleme treten deshalb auch in kleinsten Flecken nicht auf.
Warnsystem, wie das eingeblendete Raster der HTC Vive gibt es deshalb auch keines, weswegen man, bewegt man sich doch, vorsichtig sein muss. Muss man aber sowieso bei allen VR-Modellen, schließlich hängt aus jedem noch ein Kabel, das zur Stolperfalle werden kann. Hat man einige Nutzungsmomente hinter sich, fällt dieses nicht mehr störend auf. Hat man noch mehr Nutzungsmomente hinter sich, tritt aber ein anderes Manko auf, das bei manchem Nutzer lästig werden könnte. Auch wenn Sony die PlayStation Kamera überarbeitet und mit einer neuen Halterung versehen hat, verrutscht diese einfach viel zu leicht. Einmal das Kabel berührt, schon dreht sich die Kamera ein Stück nach oben oder unten. Gut beraten ist, wer sich einen Platz für die Kamera sucht, an dem sie unberührt und ungestört stehen kann.
Generell ist ein gutes Kabelmanagement nicht einfach - während man viele HDMI- und USB-Kabel noch in der Möblierung verschwinden lassen kann, wird man mit anderen Verbindungen wie dem Headset-Kabel oder dem USB-Kabel an der Vorderseite der PS4 hin zur Prozessoreinheit zu leben lernen müssen. Außer man baut das Headset nach jeder Nutzung wieder ab. Der Ästhetiker-Teil in uns jammert schon wieder... Dazu muss gesagt werden: Hier geht es um optische Details, die den grandiosen Gesamteindruck nicht schmälern.
Die virtuose virtuelle Welt
Die größte Skepsis hat bei der Ankündigung der "großen" VR-Systeme ausgelöst, dass die PS VR im Gegensatz zu Rift und Vive "nur" ein 1.080p 5,7 Zoll OLED Display mit 1.920 x 1.080 Pixeln nutzt. Trotzdem ist die PS VR bei der VR-Darstellung grandios, ein Unterschied zu den anderem Geräten wird zwar, aber nicht in ungeheurem Ausmaß, bemerkbar sein. Eine wunderbare Nachricht, den gerade bei ersten Anspielmöglichkeiten weit vor dem Release variierte die grafische Qualität teils gewaltig. Einen 4K-Hochglanz-Schirm darf man sich dennoch nicht erwarten.
Die Fülle an Titeln, von EVE: Valkyrie bis Until Dawn: Rush of Blood sehen einfach nur virtuos aus und fühlen sich auch genauso an. Auch wenn bei manchen Titeln die grafischen Details nicht bis in den Kern aufpoliert sind, verliert das Erlebnis nichts an seiner Immersivität. Man fühlt sich in die Spiele versetzt, das Hirn täuscht einem den Platz hinter dem Lenkrad, in der verfallenen U-Bahn-Station und am Steuerknüppel des Raumschiffs beinahe perfekt vor. Das ist auch der Grund, warum man sich nicht an grafischen Kleinigkeiten aufreiben, sondern das VR-Erlebnis voll und ganz auskosten wird.
Besonders bei nahen Objekten ist die Grafik gar exzellent und ihre ganz große Stärke spielt die PlayStation VR bei der absolut flüssigen Darstellung von Szenen aus. Das dürfte auch der Grund sein, warum Motion Sickness bei den meisten Titeln kein Thema ist. Ein leichtes Schwindelgefühl konnten wir bei Battlezone feststellen, in dem man den Panzer in eine Richtung lenkt, mit dem Controller das Sichtfeld dreht und gleichzeitig auch noch in eine andere Richtung sehen kann. Beim Achterbahn-Horrortrip von Until Dawn oder bei wilden Weltraumgefechten in EVE: Valkyrie hingegen ist das Gaming wie beim Rest der bereits erschienen VR-Titel atemberaubend.
Fazit
Gespielt werden können über die VR übrigens auch alle anderen VR-Games, und zwar im Kinomodus. Während das fürs Zocken nach einer witzigen Testphase nicht so interessant erscheint, ist dieser aber für Filme und Serien faszinierend und verwandelt das Wohnzimmer in den eigenen, ganz persönlichen Kinosaal. Die virtuellen Leinwandgrößen betragen 117, 163 und 226 Zoll. Benutzt wird meist der größte Modus werden, denn dieser birgt gefühlt die beste Bildqualität.
Oculus Rift und HTC Vive haben bei manchen technischen Details wie Grafik und Tracking die Nase vorne, die PlayStation VR beim Design, Tragekomfort und VR-Erlebnis. Bewertet man das Gesamtpaket samt Preis, Erlebnis, Spielvergnügen, Titeln, Grafik und Handhabung, liefert die PlayStation VR das überzeugendste virtuelle Erlebnis ab, das für Geld zu haben ist. Die virtuelle Realität wurde in den Games ebenso virtuos wie liebevoll und überzeugend umgesetzt.
Sony PlayStation hat es geschafft, die PlayStation VR von der "billigen Alternative" für PC-Headsets zum VR-Vorzeigesystem zu machen. Sony tat mit der VR aber auch einen viel größeren Schritt, als einfach ein VR-System der Spitzenklasse zu produzieren. Das Unternehmen ebnet damit einer großen Zahl von Spielern den Weg in die virtuelle Realität. Die ausgezeichnete PS VR in Kombination mit einem leistbaren Preis und die Position als Weltklasse-Publisher mit exzellenten First-Party-Studios für VR-Titel - mehr Gründe, zur PlayStation VR zu greifen und in virtuellen Welten zu versinken gibt es derzeit nicht.
Hinweis: Die PlayStation VR wurde von Sony PlayStation befristet an die Redaktion verliehen.