Österreich
Pflegerin bekam Burnout, Staat zahlte ihr keinen Cent
Eine Pflegerin schuftete ihr Leben lang, schlitterte ins Burnout. Nach dem Krankenstand zahlte ihr der Staat keinen Cent mehr. Dagegen klagte sie.
Bettina H. (Name geändert) konnte der extreme Belastung irgendwann nicht mehr standhalten, fiel vor Kurzem in ein tiefes Loch: "Schon als ich 1987 angefangen habe als Krankenpflegerin auf der Intensivstation zu arbeiten, war die Situation ein Wahnsinn", so die 59-Jährige im Gespräch mit "Heute". Immer zu wenig Personal, "auch in der Altenpflege. Da war ich später im Nachtdienst einmal sogar alleine für dreißig Betten und drei Stockwerke an Heimbewohnern zuständig – mir wollten sogar schon einige Patienten helfen", erinnerte sich die Burgenländerin zurück.
"Hatte Angstzustände durch Belastung"
Kurz bevor der Corona-Pandemie ausbrach und die Lage für das Pflegepersonal noch einmal anstrengender wurde, musste Bettina H. auch aufgrund einer schmerzhaften Artrose in beiden Händen aufhören. "Außerdem hatte ich ständige, extreme Angstzustände und kippte dadurch in ein massives Burnout". Nachdem sie ein Jahr im Krankenstand gewesen war, strich ihr der Staat jegliche Unterstützung – "Mein Ansuchen auf Reha-Geld wurde abgewiesen mit der Begründung, dass ich ja noch leicht belastbar und dadurch weiter arbeitsfähig wäre", erzählt sie.
Umgehend wandte sie sich an die Arbeiterkammer. Deren Juristin Elisabeth Hansemann machte einem Gericht schnell klar, "dass man in dieser Branche immer mit hoher psychischer Belastung und unter erhöhtem Zeitdruck arbeiten muss". Das Gericht anerkannte die Arbeitsunfähigkeit der Frau folgerichtig, nun muss die Versicherung das Reha-Geld auszahlen.
Frau H. ist der AK "unendlich dankbar". Die Kammer betont, dass sie mit ihrem Schicksal bei weitem kein Einzelfall sei. Immer mehr Pflegerinnen und Pfleger haben aufgrund ihrer Arbeit und nicht zuletzt auch wegen der zusätzlichen Belastung in der Corona-Zeit psychische Probleme. Mehr als drei Viertel zeigen zumindest eine geringe Depressions-Symptome. Fast die Hälfte (48,4%) leidet überdies an gelegentlichen Angstzuständen, informiert die Arbeiterkammer.