Niederösterreich
"Pfleger verkleideten Demente mit Strapsen & Minirock"
Tag vier gestern im Pflegedramaprozess in St. Pölten. Der Wohnbereichsleiter sprach von einer Verkleidung einer Patientin aus Spaß.
Tag Nummer vier im Prozess gegen vier ehemalige Angestellte des Pflegeheims Clementinum in Kirchstetten (St. Pölten-Land) am Donnerstag am Landesgericht St. Pölten.
"Strapse und Minirock"
Gestern wurde der Wohnbereichsleiter kontradiktorisch einvernommen: „Eine Bewohnerin wurde extrem geschminkt, ihr wurden Strapse und ein Minirock angezogen. Allerdings weiß ich nicht mehr, wer das gemacht hat.“ Weiters meinte der Zeuge: „Der männliche Pfleger durfte eine Zeit lang keine Nachtdienste schieben, weil er schlafende Patienten aus Spass in der Nacht aufgeweckt hatte.“ Weiters soll der "Master of Death" (Anm.: So nannte sich der 30-Jährige in der WhatsApp-Gruppe) einen Patienten mit Fieber abgedeckt und dann das Fenster aufgerissen haben.
Guttalax in Spind
Und bei der Räumung der Spinde nach Auffliegen der Causa im Oktober 2016 wurde jede Menge Abführmittel (Guttalax) gefunden. Dieses sollen die Angeklagten aus Spaß hilflosen Patienten oder ungewollten Kollegen verabreicht haben.
Eine Pflegevisite gab es zwar, wurde aber nicht von einem Arzt, sondern von Pflegern durchgeführt: Zwei Patienten pro Monat.
Der ehemalige Pflegedienstleiter: "Wenn was passiert ist, bekam ich es nicht mit. Man bat mich, dass ich den Pflegedienst- und Hausleiter mache, obwohl ich keine Ausbildung dazu habe."
"Umgangston pietätlos"
Weitere zwei Pflegerinnen berichteten im Zeugenstand: "Der Umgangston auf der St. Anna-Station war pietätlos und unter jeder Menschenwürde. Der Hausleiter hat das einfach toleriert. Wir haben ihn oft darauf angesprochen und wurden in der Folge gemobbt."
Wie berichtet, wiesen die vier Angeklagten von Anfang an alle Vorwürfe zurück, sprachen von einer Intrige, gestanden nur die WhatsGruppe und den schäbigen Umgangston bzw. Schreibweise in der internen Gruppe. Mitte Oktober wird der Prozess fortgesetzt, es gilt die Unschuldsvermutung.