Österreich
Schon jetzt 3.000 Kranke in Wien befürchtet
Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) geht von einer hohen Dunkelziffer bei den Coronafällen aus. Die wahre Zahl der Infektionen könnte drei Mal so hoch sein.
6.856 Menschen wurden bis Donnerstag in Österreich positiv auf das Coronavirus getestet, 547 Menschen im Spital behandelt und 96 auf einer Intensivstation betreut. 49 Menschen sind am Coronavirus gestorben. 825 Erkrankte gibt es in Wien. Gesundheitsstadtrat Hacker hatte gegenüber dem "Falter" davon gesprochen, es könnten auch hundert Mal so viele sein.
Am Donnerstagabend relaivierte Hacker diese Aussage. Die Dunkelziffer sei nicht das Hundertfache der bekannten Erkrankungen, er habe damit zum Ausdruck bringen wollen, wie wenig man über die Krankheit wisse. "Kein Land hat es hinter sich, wir sind permanent am Forschen und Dazulernen", so Hacker gegenüber ORF-Moderator Armin Wolf.
Auf Nachfrage nach einer seriösen Schätzung, wie hoch die Zahl der am Coronavirus Infizierten sein könnte, sagte Hacker: "Das Zwei- bis Dreifache von denen, die wir positiv testen." Damit wären schon jetzt bis zu 3.000 Corona-Infizierte in Wien möglich. Deswegen versuche man laut Hacker auch, bei jedem Fall möglichst schnell herauszufinden, wo sich der Betroffene angesteckt haben könnte.
Dennoch Sperren aufheben
In Wien habe man extrem früh damit begonnen, "Menschen mit Symptomen zuhause aufzusuchen, damit sie nicht zu Arzt oder Spital gehen mussten", so Hacker. Die im Vergleich zum Rest von Österreich vergleichsweise hohe Zahl der Todesfälle erkläre sich durch die Bevölkerungsstruktur der Stadt: Hier leben auch viele ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen teils in Einrichtungen zusammen.
Das zu langsam getestet würde, lässt Hacker nicht auf sich sitzen. Man halte sich an die von den Ländern aufgestellten Spielregeln, außerdem sei die Zahl der Testmöglichkeiten überschaubar: "In Wien haben wir 3.000 Tests zugeteilt bekommen. Sind die aufgebraucht, müssen wir auf die nächste Lieferung warten." Der Aufruf zum Testen stoße "an die Grenze des "Realistischen und Machbaren".
Hacker sagt zugleich aber auch, dass Park- und Spielplatzsperren in Wien nicht aufrecht erhalten werden können. "Es wird in Wien die nächsten Tage geschehen müssen, dass wir Plätze wieder öffnen", so Hacker. Man könne nicht in einer Stadt mit Hunderttausenden Menschen leben und die Spielplätze für die Kinder absperren. "Leute warten in kleinen Wohnungen darauf, dass sie wieder rausgehen dürfen, Kinder brauchen Platz und wollen herumtoben", so Hacker. Die Sperren würden "eher in Kürze als in weiter Ferne" wieder aufgehoben. Bei der Risikogruppe der älteren Menschen sagt Hacker aber: "Bitte Disziplin und auf einen längeren Zeitraum einstellen."