"Unfaires System"
Pensionist verliert Arm – kämpft ein Jahr um Reha-Platz
Nach einem Unfall kämpft Georg S. um Normalität – doch die Hürden sind enorm. Seit eineinhalb Jahren wartet er vergeblich auf einen Reha-Platz.
Im März vergangenen Jahres verlor Georg S. (Name von der Redaktion geändert) seinen Arm bei einem Unfall. "Ich wollte den Kamin sanieren und habe daheim herumgewerkelt. Dann ist mir ein faustgroßer Brocken auf den Ellenbogen gefallen. Ich bin ins Krankenhaus gefahren und die Ärzte haben dreimal versucht, den Gefäßverschluss zu behandeln", schildert der Pensionist.
Doch es gelang den Ärzten nicht und der Arm musste schließlich abgenommen werden. "Andere sitzen nach so einem Vorfall daheim und blasen Trübsal. Ich möchte das nicht", sagt der Niederösterreicher. Doch leicht wird ihm ein halbwegs normaler Alltag nicht gemacht. Denn bis der 59-Jährige eine Armprothese bekam, war es ein langer Weg. Sein Auto musste er umbauen. Finanzielle Unterstützung bekam er kaum. Zudem wartet Georg S. seit eineinhalb Jahren auf einen Reha-Platz.
Reha-Platz bereits zweimal abgesagt
"Ich habe 30 Jahre ins System eingezahlt. Dann ist das mit der Hand passiert. Und bis jetzt habe ich keinen Reha-Platz bekommen", schildert der Niederösterreicher. Trotz Zahlung des Selbstbehalts wurde ihm zweimal wegen Überbuchung kurzfristig abgesagt. Kürzlich wurde sein Antrag auf Reha ein drittes Mal bewilligt; er hofft, dass es diesmal klappt.
"Immer wird gesagt, dass man nicht alleine ist und sich an diverse Stellen wenden kann. Aber unter dem Strich steht man alleine da", sagt Georg S., der bis 2012 als Profilierer gearbeitet hat. Aufgrund einer Nierenerkrankung ging er frühzeitig in Pension.
Im Fall von Georg S. handelt es sich nicht um einen Arbeitsunfall in Zusammenhang mit einer versicherten Erwerbstätigkeit, sondern um einen Freizeitunfall. "Die durchschnittliche Wartezeit auf einen Reha-Platz beträgt in den Rehabilitationseinrichtungen der AUVA 63 Tage. Die Priorisierung richtet sich nach dem gesetzlichen Auftrag der AUVA, der die Versorgung arbeitsverunfallter und berufserkrankter Menschen zum Inhalt hat", heißt es seitens der AUVA.
30.000 Euro für behindertengerechtes Auto
Nach seinem Unfall musste Georg S. sein Auto behindertengerecht umbauen lassen. Die Kosten beliefen sich auf 30.000 Euro. "Das musste ich selber finanzieren. Nur von der Bezirkshauptmannschaft habe ich 750 Euro an Unterstützung bekommen", sagt er. Auch beim Sozialministerium habe er um Unterstützung angesucht, doch diese wurde abgelehnt. "Die Begründung in dem Antwortschreiben lautete, dass so etwas nur sozial Schwachen, Arbeitslosen oder Asylbewerbern zusteht", so Georg S.
Gesundheitssprecher und Landtagsabgeordneter der FPÖ Niederösterreich, Richard Punz zeigt sich empört: "Wir müssen endlich weg vom System, in dem der Asylwerber fast alles bekommt und für die eigenen Leute in Not kein Cent mehr da ist."
Sozialministerium erklärt Sachverhalt
"Der Status als Asylwerber:in oder eine vorliegende Arbeitslosigkeit sind entgegen der Behauptung keine Voraussetzungen für eine Förderung", stellt das Sozialministerium auf "Heute"-Nachfrage klar.
Es gibt zwei Varianten: der Umbau des Autos in Zusammenhang mit der beruflichen Teilhabe oder abseits der beruflichen Teilhabe. Bei zweiterer geht es um eine beantragte Förderung aus dem Unterstützungsfonds für Menschen mit Behinderung, die eine Minderung einer (finanziellen) Notlage zum Ziel hat. Somit ist für diese Unterstützungsleistung neben weiteren Voraussetzungen eine Einkommensgrenze festgelegt, welche 2.435,92 Euro netto beträgt. Seitens des Sozialministeriums verweist man darauf, dass jeder eingehende Antrag gewissenhaft auf die Förderwürdigkeit gemäß der geltenden Richtlinien überprüft werde.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Georg S., ein 59-jähriger Pensionist, verlor bei einem Unfall seinen Arm
- Trotz mehrfacher Absagen hofft er nun auf eine dritte Bewilligung für einen Reha-Platz
- Für den behindertengerechten Umbau seines Autos erhielt er kaum finanzielle Unterstützung