Tierschutz - Einkaufsratgeber
Pelz, Wolle & Co – Was Tierfreunde wissen müssen
Vor allem die Winterbekleidung kann im Sinne des Tierschutzes bedenklich sein, wenn man sich in Daunen, Pelz und Leder kuschelt. Vier Pfoten weiß Rat.
Leider sind auch im Jahr 2023 noch immer tierische Bestandteile in unserer Kleidung zu finden. Vor allem aber winterliche Mützen, Pullis und Jacken gehen oft mit großem Tierleid einher. Tierschutzorganisation Vier Pfoten wird deshalb nicht müde, die Konsumenten vor dem Winter-Shopping genau aufzuklären und auch mit tierfreundlichen Tipps zu versorgen. Du bist ein Tierfreund? Dann solltest du folgende Dinge über Pelz, Wolle, Leder & Co genau wissen:
Pelz
Mützen mit Pelzbommel, Fellbesatz an Kapuzen, Krägen, Handschuhen oder Schuhen – hinter jeder noch so kleinen Echtpelzapplikation verbirgt sich enormes Tierleid. Millionen Nerze, Füchse oder Marderhunde werden dafür in Pelzfarmen in engen Käfigbatterien gezüchtet. Andere Wildtiere werden mit Fallen getötet.
Vier Pfoten sagt: "Tierfreundlich produzierten Pelz gibt es nicht, auch die Zertifizierungsprogramme der Pelzindustrie bieten keine höheren Tierschutzstandards. Echtpelz ist häufig nicht klar als solcher gekennzeichnet und auch aufgrund der Optik oder des Preises oft nicht zuverlässig von Kunstpelz zu unterscheiden. Vier Pfoten empfiehlt daher, sich im Zweifel auf der "Fur Free Retailer"-Webseite zu informieren. Dort finden sich garantiert pelzfreie Unternehmen."
In unserer Bildergalerie findest du Designer, die auf Pelz verzichten:
Merinowolle
Bei in Österreich erhältlichen Produkten aus Merinowolle ist vor allem das sogenannte Mulesing ein Problem: eine blutige Prozedur, die in Australien betrieben wird, dem weltweit größten Wollproduzenten. Dabei schneiden Schafhalter ihren Lämmern mit einer Schere große Streifen Haut am Gesäß heraus, meist ohne Betäubung. Grund dafür ist die Fliegenmadenkrankheit (Myiasis) – durch das Entfernen von Hautfalten soll verhindert werden, dass die Tiere dort befallen werden.
Vier Pfoten sagt: "Verbraucher können sich vor dem Einkauf über Marken und Händler direkt im Geschäft oder im Internet informieren. Einige Zertifikate stellen sicher, dass Produkte keine Mulesing-Wolle enthalten, wie zum Beispiel der "Responsible Wool Standard (RWS)", "Nativa™" oder "ZQ Merino". Ohne verlässliche Zertifizierung kann Mulesing nicht ausgeschlossen werden. Grundsätzlich gilt jedoch: Die beste Wolle ist keine Wolle. Nur pflanzliche Alternativen können Tierleid zu 100 Prozent ausschließen."
Kaschmir-, Mohair- und Alpakawolle
Kaschmirziegen, Angoraziegen und Alpakas leiden vor allem unter den fehlenden Tierwohlrichtlinien in den größten Produktionsländern, etwa Peru, China oder Südafrika. Die Tiere werden meist extensiv gehalten. Das bedeutet, dass sie den Großteil des Jahres draußen auf der Weide oder in der Steppe sich selbst überlassen werden. Die Folgen sind oft unzureichende Verpflegung, kein Schutz vor Wind und Wetter, ausbleibende oder zu späte ärztliche Versorgung sowie eine fehlende Mensch-Tier-Beziehung. Letzteres löst vor allem Stress und Panik aus, wenn es zur Schur oder notwendigen medizinischen Behandlungen (z.B. Wurmkuren) kommt, da die Tiere sehr scheu und den Kontakt nicht gewohnt sind.
Vier Pfoten sagt: "Achten Sie unbedingt darauf, dass die Produkte nach dem 'Good Cashmere Standard (RAS)', dem 'Responsible Mohair Standard (RMS)' oder dem 'Responsible Alpaca Standard (RAS)' zertifiziert sind."
Angorawolle
Angorawolle ist besonders flauschig, stammt vom Angorakaninchen und wird als Luxustextil gehandelt – ebenso wie Kaschmir und Mohair. 90 Prozent der Angorawolle stammen aus China. Dort werden rund 50 Millionen Angorakaninchen gehalten. In China gibt es keine Tierschutzgesetze, Tierquälerei wird nicht bestraft. Die Kaninchen werden alle drei Monate grausam gerupft oder geschoren. Nach zwei bis fünf Jahren wartet die Schlachtbank. Die Tiere werden systematisch überzüchtet, sodass es zu Sehbehinderungen und Augenkrankheiten kommen kann. Aufgrund des unnatürlich starken Fellwuchses können sie außerdem Hitze nicht mehr selbst regulieren. Zudem sind Angorakaninchen sehr soziale Tiere und brauchen Gesellschaft und viel Platz, um sich bewegen zu können. Deshalb ist es nicht artgemäß, die Kaninchen ihr ganzes Leben in Käfige zu sperren. Durch diese Haltung können sie ihre natürlichen Verhaltensweisen kaum ausüben. Es kommt durch den Platzmangel zu Deformationen der Wirbelsäule, zu Verletzungen an den Pfoten und Beinen sowie zu Verhaltensstörungen und Aggressionen durch Unterforderung.
Vier Pfoten sagt: "Es gibt keine tierfreundliche Produktion von Angorawolle, daher ist auch jeder Angora-Tierwohlstandard inakzeptabel. Wir lehnen die Verwendung und den Kauf von Angorawolle vehement ab."
Daunen
Daunen in Jacken, Kissen, Decken und ähnlichen Produkten stammen in der Regel von Gänsen und Enten aus der Intensivtierhaltung. Im schlimmsten Fall leiden die Tiere unter grausamem Lebendrupf oder unter Stopfmast.
Vier Pfoten sagt: "Möchten Verbraucher Tierleid ausschließen, sollten sie auf Daunen-Alternativen zurückgreifen – diese nehmen es in puncto Wärme und Qualität locker mit Daunen auf. Wer auf Daunen nicht verzichten kann, kann sich vor dem Einkauf direkt im Geschäft oder im Internet über Marken und Händler informieren. Das Siegel 'Responsible Down Standard (RDS)' schließt zumindest Lebendrupf und Stopfmast aus."
Leder
Leder wird oft als sogenanntes Nebenprodukt der Fleischproduktion wahrgenommen. Aber auch die Herstellung von Leder ist mit Schmerzen für die Tiere verbunden. Informationen darüber, woher Unternehmen Leder für Schuhe, Gürtel oder Jacken beziehen, gibt es kaum – und somit auch keinen Tierschutzstandard. Außerdem sind bisher kaum Herkunftslandbezeichnungen auf Lederprodukten zu finden. Aufgrund von mangelnder Transparenz ist es für Konsumenten so gut wie unmöglich, zu erkennen, wie das Tier gehalten wurde, bevor es zu Leder verarbeitet wurde. Vier Pfoten ist derzeit kein Unternehmen bekannt, das die komplette Lederlieferkette im Hinblick auf Tierschutzaspekte transparent offenlegt. Zu den weltweit über eine Milliarde zählenden Schafen, Ziegen und Rindern, die für die Lederindustrie genutzt werden, kommen Millionen Wildtiere wie Reptilien, Kängurus oder Strauße, die für ihre Haut getötet werden.
Vier Pfoten sagt: "Auch wenn wir es begrüßen, dass einige Marken damit begonnen haben, eigene Lieferketten aufzubauen und sich beispielsweise um regionales Bio-Leder bemühen, sind ethische Kaufentscheidungen für Lederprodukte so gut wie unmöglich. Leder von Wildtieren sollte man immer meiden. Auch von Leder von landwirtschaftlichen Tieren raten wir ab, wenn die Herkunft und damit der Tierwohlstatus unbekannt ist, da die meisten Tiere in sehr schlechten Haltungsbedingungen leben."
Alternative zum Tierwohl
Ohne Zweifel ist ein Kleiderschrank ohne tierische Materialien die tierfreundlichste Alternative, denn auch Tierwohl-Labels können Tierleid nie zu 100 Prozent ausschließen. Heute gibt es aber mehr nachhaltige und tierfreie Materialien als je zuvor. Wolle und Daunen kann man durch recyceltes Acryl oder auch Holzzellstoff ersetzen. Leder durch Äpfel, Ananas oder sogar Pilze. Man sieht also, der Trend geht auf alle Fälle zu mehr Tierwohl und einem kleineren ökologischen Fußabdruck. So solls sein.