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Pechvogel Rossi wird erstes NHL-Tor von Coach gestohlen

Marco Rossi feiert zu früh. Sein erstes NHL-Tor zählt nicht. Warum Österreichs Eishockey-Wunderkind zum Saisonstart dennoch Grund zur Freude hat.

Sebastian Klein
Marco Rossi überzeugt gegen Florida.
Marco Rossi überzeugt gegen Florida.
IMAGO/USA TODAY Network

"Was muss er noch alles tun, um endlich sein erstes Tor feiern zu dürfen?", haben sogar schon die US-Kommentatoren Mitleid mit Österreichs Eis-Wunderkind Marco Rossi. Der "Wild"-Center wird immer mehr zum großen Pechvogel der besten Eishockey-Liga der Welt.

Rossi schoss beim Saisonauftakt gegen Florida sein vermeintliches Debüttor in der NHL. Bitter: Die Florida-Coaches legten eine Challenge ein. Nach Video-Studium wurde der Treffer wegen einer hauchdünnen Abseitsposition eines Kollegen aberkannt.

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    Marco Rossi jubelte zu früh. Wegen einer Coaches-Challenge zählt sein erstes NHL-Tor nicht. Ein Mitspieler war um Zentimeter zu früh im Angriffsdrittel – Abseits.
    Marco Rossi jubelte zu früh. Wegen einer Coaches-Challenge zählt sein erstes NHL-Tor nicht. Ein Mitspieler war um Zentimeter zu früh im Angriffsdrittel – Abseits.
    NHL

    Schwerer Start in die NHL

    Als Nummer neun gedraftet, mit Vorschusslorbeeren überschüttet, musste sich Rossi wegen einer Covid-Erkrankung und anschließenden Herzmuskelentzündung lange gedulden, ehe der Vorarlberger im Jänner 2022 endlich sein NHL-Debüt bestreiten durfte. 457 Tage nach dem Draft.

    Sein Fitness-Rückstand nach der langen Zwangspause machte es Rossi schwer, sich im ersten Team festzuspielen. Es ging zurück ins Farmteam der AHL. Dort wusste der Spielmacher stets zu überzeugen. Im "Amerikanischen Traum" des inzwischen 22-Jährigen war diese Zwischenstation aber eigentlich nicht vorgesehen gewesen.

    In der Vorbereitung auf die neue Saison zeichnete sich ab, dass der Sohn des Feldkirch-Urgesteins Michael Rossi endlich für eine große Rolle in der Kampfmannschaft der Franchise vorgesehen ist. Dann der nächste Rückschlag: Der hochtalentierte Angreifer bekam im Training den Schlittschuh eines Mitspielers ins Gesicht, trug eine lange Narbe am Kinn davon.

    Rossi um Meilenstein gebracht

    Diese war beim 2:0-Auftaktsieg gegen die Panthers nun minutenlang in Großaufnahme auf dem Videowürfel der Minnesota-Heimstätte, dem Xcel Energy Center, zu sehen. Rossi musste mit seinen Kollegen und rund 18.000 Fans um ein Stück österreichische Eishockey-Geschichte zittern.

    Der Crack, zum Saisonstart der einzigen Österreicher in der Liga, hatte soeben seinen Premierentreffer in der NHL erzielt. Linien-Kollege Frédérick Gaudreau hatte Rossi im hohen Slot angespielt, der Center gegen zweifachen Vezina-Trophy-Goalie (bester Keeper der Saison) Sergei Bobrovsky Übersicht und Geduld bewiesen, den Russen überspielt und aus spitzem Winkel sehenswert eingeschossen.

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      Eishockey-Crack Rotter mit Herzblatt Rebecca.
      Eishockey-Crack Rotter mit Herzblatt Rebecca.
      zVg

      Zu früh gefreut! Nach der Coaches-Challenge ahnten die Wild-Kommentatoren schon: "So, wie seine Karriere bisher verlaufen ist, weiß ich jetzt schon, dass es nicht zählen wird." Und tatsächlich: Der Minnesota-Treffer wurde wegen Abseits annulliert. 

      Rossi, immer noch in Großaufnahme, versuchte cool zu reagieren. Ein kurzes Zähnefletschen, ein rasches Herausstrecken der Zunge, verrieten die Enttäuschung dann doch.

      Rossi in neuer Rolle stark

      Positv: Rossi überzeugte beim ersten Heimspiel der Saison auf ganzer Linie. "Heute" schaute der Nummer 23 beim ersten Auftritt der neuen Saison genau auf die Schlittschuhe. Zwischen den neuen Kollegen Marcus Foligno und Gaudreau scheint Rossi bestens aufgehoben zu sein.

      Foligno bringt jene Körperlichkeit mit, die Rossi mit seinen 1,75 Metern Größe fehlt. Die Präsenz des hochgewachsenen Raubeins beflügelt seinen österreichischen Kollegen sichtlich. Rossi fuhr gegen Florida seine Forechecks konsequent fertig, ließ gegnerische Verteidiger – allesamt einen Kopf größer – auch nach dem Pfiff der Schiedsrichter noch seine Gegenwart mit Stößen spüren, führte den Puck im Schnitt länger, als bei seinen ersten Auftritten in der Kampfmannschaft.

      Im Wissen, Abräumer neben sich zu haben, traut sich Rossi mehr zu. Dabei wurde gegen die Panthers mehrfach deutlich, wie stark der langjährige Zürich-Legionär an der Scheibe ist. Rossi ist schwer vom Puck zu trennen, schirmt ihn gut ab, hat mit seiner Wendigkeit und dem tiefen Schwerpunkt eisläuferische Vorteile im Angriffsdrittel. 

      Das brachte ihm im ersten Saisonspiel bereits einen Platz in der zweiten Powerplay-Formation der Wild ein. Die Richtung scheint klar: Minnesota baut seinen jungen Center für eine dauerhafte Rolle innerhalb der Scoring-Lines auf.

      Somit sollte auch der Premierentreffer nur mehr eine Frage der Zeit sein.

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