Klimaschutz
Pasterze-Gletscher schrumpfte heuer bis zu 70 Meter
Die Gletscherschmelze schreitet rasant voran. "Heute" hat sich mit dem Alpenverein an der Pasterze am Großglockner die Situation angeschaut.
Ein niederschlagsarmer Winter sowie ein extrem heißer Sommer haben den heimischen Gletschern massiv zugesetzt. "Das heurige Jahr war ein besonders ungünstiges für die Gletscher", sagt Andreas Kellerer-Pirklbauer, Leiter des Gletschermessdienstes des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV), bei einem Lokalaugenschein am Gletscher gegenüber "Heute".
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Die Pasterze am Großglockner verlor im Vorjahr 42,7 Meter an Länge (2020/21). "Heuer erwarten wir einen noch viel stärkeren Rückzug der Gletscher." Die in den vergangenen drei Tagen gesammelten Daten müssten erst noch wissenschaftlich ausgewertet werden. Aber eines ist jetzt schon fix: "Man kann davon ausgehen, dass der Gletscherschwund an der Pasterze heuer noch massiver ausfallen wird. Wir gehen von einem Rückzug von 50-70 Metern aus."
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Von 2020 auf 2021 gingen insgesamt zehn Millionen Kubikmeter Eis an der Gletscherzunge der Pasterze verloren, das entspricht neun Millionen Kubikmeter Wasser.
ÖAV Gletschermessungen durch Freiwillige
Jedes Jahr vermessen zwischen Mitte August und Mitte September rund 60 Ehrenamtliche 90-100 österreichische Gletscher, die Ergebnisse werden unter der wissenschaftlichen Leitung von Gerhard Lieb und Andreas Kellerer-Pirklbauer von der Universität Graz ausgewertet und im April des Folgejahres veröffentlicht.
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"Die Auswirkungen des Klimawandels sind dramatisch: Die Gletscher ziehen sich rasant zurück", sagt Kellerer-Pirklbauer. Bei den vergangenen Messungen wurde bei rund 90 % der Gletscher ein Rückzug beobachtet. "Ziehen sich die Gletscher zurück, wird auch der Bergsport unter anderem wegen Hangrutschungen oder Steinschlag gefährlicher!"
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Trotz der Gefahren, denen die Alpinisten ausgesetzt sind, verzeichnet der ÖAV ein reges Interesse an den Gletschermessungen. Man habe keine Probleme, Freiwillige zu finden, berichtet der ÖAV-Gletschermessdienst. "Gletscher emotionalisieren", sagt Kellerer-Pirklbauer.
Das rasche Abschmelzen der Gletscher trägt einen wesentlichen Anteil zum Anstieg des Meeresspiegels bei, Vermurungen und Überschwemmungen inklusive. Die fehlenden natürlichen Wasserspeicher im Gebirge führen in weiterer Folge in manchen Regionen zu Wasserknappheit, warnt der ÖAV und rückt die Bedeutung von wirksamem Klimaschutz in den Mittelpunkt.
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Was kann der Einzelne tun?
Die Gletscherschmelze ist kaum noch aufzuhalten, es müsste deutlich kühler werden, es braucht eine drastische Reduktion der Treibhausgasemissionen. "Der oder die Einzelne müsste sich überlegen, wie der persönliche CO2-Fußabdruck reduziert werden kann. Man muss sich schon selbst an der Nase nehmen, sein eigenes Konsumverhalten dringend überdenken, sich zum Beispiel fragen, ob der Mallorca-Flug übers Wochenende überhaupt notwendig ist", sagt Kellerer-Pirklbauer.
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Sein Kollege Gerhard Lieb, Geographieprofessor an der Uni Graz, hat sich mit dem Verlust der Gletscher mittlerweile abgefunden. Seit Jahrzehnten beobachtet und vermisst er die heimischen Gletscher. Es sei "nicht zynisch gemeint", er habe sich einfach "an den massiven Gletscherrückgang" gewöhnt, wurde mit der Zeit abgebrühter.
„"Die Gletscher wechseln gerade von der Geographie ins Fachgebiet der Geschichte", sagt Gerhard Lieb.“
Nicht zuletzt gehen mit der Gletscherschmelze auch wertvolle Daten verloren. Das Verschwinden des Gletschereises bedeutet auch einen dramatischen Verlust eines "Geo-Archives", "in dem sich mehr Informationen über das Klima der Vergangenheit finden als in jedem Buch", sagte Lieb, der gemeinsam mit Kellerer-Pirklbauer die ÖAV Gletschermessungen leitet.
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