Klimaschutz
Paris sagt Plastik bei Obst und Gemüse den Kampf an
Frankreich verbietet ab 1. Jänner Plastikverpackungen für viele Obst- und Gemüsesorten.
Viele Obst- und Gemüsesorten dürfen in Frankreich künftig nicht mehr in Plastik verpackt verkauft werden. Die neue Regel gilt nach Angaben des Pariser Umweltministeriums ab 1. Jänner 2022. Betroffen sind zunächst etwa Gurken, Zwiebeln, Kartoffeln, Paprika, Äpfel, Birnen und Orangen. Ausnahmen sind vorgesehen für Packungsgrößen von mehr als 1,5 Kilogramm.
Spätestens 2026 sollen Konsumenten gar kein Obst und Gemüse in Plastikverpackung mehr kaufen können - auch nicht Kirschtomaten, Pilze, Beeren oder Salate.
Mit dem Verbot will Frankreichs Regierung Plastikmüll verringern. Bisher wurden 37 Prozent des Gemüses und der Früchte in Frankreich verpackt verkauft. Mit dem Verbot sollen demnach mehr als eine Milliarde Plastikverpackungen jährlich eingespart werden.
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Plastic Planet
In Europa werden Jahr für Jahr Millionen Tonnen Plastik ganz selbstverständlich nach einmaligem Gebrauch weggeworfen. Plastiktüten, Plastikflaschen und auch Zigarettenkippen gehören zu den häufigsten Müllstücken, die in der Natur gefunden werden.
Der achtlos weggeworfene Müll gelangt in Flüsse und wird so ins Meer getragen. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) schätzt, dass der Rhein allein 380 Tonnen Kunststoff jedes Jahr in die Nordsee schwemmt. Daneben spielen auch die Einträge aus der Schifffahrt, der Fischerei und der Offshore-Industrie eine große Rolle. Allein am Grund der Nordsee liegen vom NABU geschätzt mehr als 600.000 Kubikmeter Müll, das entspricht 1,5 Mal dem Kölner Dom.
Kunststoff ist leicht, billig und nahezu unverwüstbar. Doch genau das ist das Problem. Plastik braucht über 500 Jahre bis es verrottet und enthält viele Schadstoffe.
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Plastik im Meer: Millionen Tiere sterben jährlich
Mehr als zehn Millionen Tonnen Abfälle gelangen jährlich in die Ozeane. Sie kosten Abertausende Meerestiere das Leben. Seevögel verwechseln Plastik mit natürlicher Nahrung, Delfine verfangen sich in alten Fischernetzen.
In knapp 100 Jahren hat das anfänglich vielgelobte Material unseren blauen Planeten unwiederbringlich verändert. Wurden in den 1950er Jahren knapp 1,5 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr produziert, sind es heute fast 400 Millionen Tonnen. Und ein viel zu großer Teil davon landet im Meer.
Etwa 75 Prozent des gesamten Meeresmülls besteht aus Kunststoffen. Der jährliche Eintrag von Kunststoff beträgt 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen. Nach Angaben des Umweltprogramms der vereinten Nationen (UNEP) treiben inzwischen auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche bis zu 18.000 Plastikteile unterschiedlichster Größe.
Gefährliches Mikroplastik
Doch was wir sehen, ist nur die Spitze des Eisbergs, mehr als 90 Prozent der Abfälle sinken auf den Meeresboden und bleiben unserem Auge verborgen. Plastik ist im Meer nahezu unvergänglich, nur langsam zersetzt es sich durch Salzwasser und Sonne und gibt nach und nach kleinere Bruchstücke an die Umgebung ab.
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Die Überbleibsel unserer Wegwerfgesellschaft kosten jedes Jahr bis zu 135.000 Meeressäugern und eine Million Meeresvögel das Leben. Die Tiere verhungern mit vollen Mägen, da Plastik den Verdauungsapparat verstopft, Wale und Delfine, aber auch Schildkröten, verfangen sich in alten Fischernetzen, ertrinken oder erleiden schwere Verletzungen bei Befreiungsversuchen.
Doch nicht nur physische Gefahren lauern. Bei den Zersetzungsprozessen werden gefährliche Inhaltsstoffe wie Bisphenol A, Phtalate oder Flammschutzmittel freigesetzt, die sich in der Nahrungskette anreichern und nachhaltig das Erbgut und den Hormonhaushalt mariner Lebewesen beeinflussen können. Auch sind in der Langzeitfolge schädliche Auswirkungen auf den Menschen nicht auszuschließen.
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