Neue Nebenwirkung

"Ozempic-Zunge" – das steckt hinter dem Phänomen

Ozempic-Anwenderinnen berichten von Veränderungen des Geschmackssinns – vor allem beim Süßen. Eine neue Studie erklärt, was dahinter steckt.

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"Ozempic-Zunge" – das steckt hinter dem Phänomen
Der Wirkstoff von "Ozempic" ahmt das Sättigungshormon GLP-1 nach. Das wirkt sich auch auf das Geschmacksempfinden aus.
iStockphoto; Science Photo Library / picturedesk.com; Collage: heute.at

Semaglutid, auch bekannt als "Ozempic" oder "Wegovy" wird als beliebte wöchentliche Injektion zur Behandlung von Diabetes und zur Gewichtsabnahme eingesetzt. In den Internetforen häufen sich jedoch Berichte von Anwendern über eine veränderte Geschmackswahrnehmung und -empfindlichkeit. Forscher der Universität von Ljubljana (Slowenien) haben in einer neuen Studie jetzt den Grund dafür herausgefunden.

"Ozempic-Zunge"

Laut ihrer neuen Studie verändert der Wirkstoff der Abnehmspritze (Semaglutid) ein Gen, das für die Geschmackswahrnehmung verantwortlich ist. Resultierend darauf werden süße Geschmäcker von "Ozempicern" – besonders Frauen – intensiver erlebt als von Nicht-Anwendern. Wissenschaftler sprechen von der sogenannten "Ozempic-Zunge". Die Ergebnisse wurden am 1. Juni auf der ENDO 2024, der Jahrestagung der Endocrine Society in Boston, MA, vorgestellt.

Beweis-Experiment

Für die Studie rekrutierten die Wissenschaftler 30 fettleibige Frauen und verabreichten der Hälfte von ihnen vier Monate lang Ozempic. Während der Studie wurde ihre Geschmacksempfindlichkeit gemessen, indem Streifen mit allen vier Grundgeschmacksrichtungen – süß, salzig, sauer oder bitter – auf die Zunge gelegt wurden. Die Wissenschaftler legten Streifen mit unterschiedlicher Geschmacksintensität auf die Zunge und baten die Teilnehmerinnen, anzugeben, wann sie eine Geschmacksrichtung wahrnahmen. Mit einem MRT wurden die Gehirnreaktionen der Teilnehmer untersucht, als ihnen vor und nach dem Verzehr einer Mahlzeit eine süße Lösung auf die Zunge getropft wurde. Außerdem wurde eine Zungenbiopsie durchgeführt, um die Gene zu analysieren, die mit dem Geschmack in Verbindung stehen.

Das Ergebnis: Bei den Teilnehmern, die Ozempic einnahmen, verbesserte sich die Geschmacksempfindlichkeit, und es kam zu Veränderungen in der Geschmackswahrnehmung und der Gehirnaktivität als Reaktion auf den süßen Geschmack.

Ozempic-Wirkstoff ahmt Sättigungshormon nach

Semaglutid könnte diese Veränderung bewirkt haben, weil es das Sättigungshormon GLP-1 nachahmt, das Studien zufolge ebenfalls mit der Geschmackswahrnehmung in Verbindung steht. Studien an Mäusen haben gezeigt, dass Menschen, denen das Hormon GLP-1 fehlt, plötzlich ein deutlich geringeres Verlangen nach süßen Speisen haben.

Fettleibige Menschen schmecken anders

Dr. Mojca Jensterle Sever, die die Forschung leitete, sagte: "Menschen mit Fettleibigkeit nehmen Geschmäcker oft weniger 'intensiv' wahr und haben von Natur aus ein gesteigertes Verlangen nach süßen und energiereichen Lebensmitteln. Die vorliegende Studie hat jedoch gezeigt, dass Semaglutid die Geschmacksempfindlichkeit bei Frauen mit Fettleibigkeit verbessert. Das bedeutet, dass die Erkennungsschwelle für verschiedene Konzentrationen von vier Grundgeschmacksrichtungen [einschließlich Süße] verbessert wurde."

Es ist auch möglich, dass jemand, der während der Einnahme von Ozempic über einen längeren Zeitraum keine Süßigkeiten isst, empfindlicher auf Süßigkeiten reagiert, wenn er sie wieder zu sich nimmt.

Auf den Punkt gebracht

  • Ärzte warnen vor veränderter Geschmackswahrnehmung bei Ozempic-Anwendern, die über intensivere süße Geschmäcker klagen
  • Eine Studie hat gezeigt, dass der Wirkstoff Semaglutid die Geschmacksempfindlichkeit verändert, insbesondere bei Frauen mit Fettleibigkeit
  • Dies könnte auf die Nachahmung des Sättigungshormons GLP-1 durch Semaglutid zurückzuführen sein, was zu veränderten Gehirnreaktionen und Geschmackswahrnehmungen führt
red
Akt.
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