Unschöne Nebenwirkungen
Darum sollen Gesunde die Finger von Diätspritzen lassen
Abnehmen ohne viel Aufwand? Das ist der Wunsch von vielen. Sogenannte Abnehmspritzen können da helfen. Das ultimative Mittel sind sie aber nicht.
Das Medikament Ozempic wurde eigentlich für Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 entwickelt. Der darin enthaltene Wirkstoff Semaglutid senkt durch die Nachahmung des Darmhormons GLP-1 den Blutzuckerspiegel. Es erzeugt ein Gefühl der Sättigung, verlangsamt die Magenentleerung und regt die Bauchspeicheldrüse dazu an, das Hormon Insulin auszuschütten, das für den Stoffwechsel im Körper wichtig ist. Bei gesunden Menschen gelingt das ohne Hilfsmittel.
Außerdem wirkt sich Semaglutid auf das Belohnungssystem aus: Die Lust auf sehr fett- und kohlenhydratreiches Essen nimmt ab. Der Patient verliert damit gleichzeitig Gewicht. Und das hat dazu geführt, dass immer öfter auch gesunde Menschen nach der Arznei bei ihrem Arzt des Vertrauens fragten.
Bequem abnehmen mit Folgen
Seitdem der Wirkstoff nun auch offiziell zur Bekämpfung von starkem Übergewicht zugelassen ist, gibt es weltweit einen regelrechten Hype um Medikamente wie Ozempic. Stars wie Kim Kardashian, Talkshow-Legende Oprah Winfrey und Elon Musk verdanken ihre Abnehmerfolge laut eigenen Angaben den Abnehmspritzen. Auch Sharon Osbourne, die Frau von Sänger Ozzy Osbourne, hat dadurch Gewicht verloren. Allerdings bereut sie dies laut eigener Aussage mittlerweile.
Tatsächlich gibt es mehrere Gründe dafür, warum gesunde Menschen nicht zu den Spritzen greifen sollten.
Florierender Schwarzmarkt und Fälschungen
In österreichischen Apotheken sind Ozempic und vergleichbare Medikamente nur mit einem gültigen Rezept erhältlich. Dennoch kam es auch hierzulande bereits zu Lieferengpässen. Dabei sind Diabetiker auf den Wirkstoff angewiesen, um ihre Zuckerwerte stabil zu halten.
Doch Gesunde mit schnellem Abnehmwunsch, die auf regulärem Weg kein Rezept bekommen sollten, weichen ins Darknet aus und finden auch auf anderen Wegen gefälschte Rezepte. Auf dem Schwarzmarkt werden auch die gewünschten Abnehmspritzen selbst angeboten. Oft wird Ozempic in Oststaaten oder noch weiter weg eingekauft und nach Österreich geschmuggelt.
Doch nicht immer handelt es sich dabei um Originalprodukte. In Österreich kam es im vergangenen Herbst im Zusammenhang mit einem Ozempic-Fake-Produkt zu einer Hospitalisierung. Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) warnt deshalb vor Fälschungen, die anhand der Umverpackungen oft nur schwer oder gar nicht erkennbar sind.
Hilfreicher kann hier ein Blick auf den Pen selbst sein: Der Injektionsknopf am Ende der Spritzhilfe ist beim Original grau und bei der Fälschung blau. Durch die nicht geprüfte Qualität des gefälschten Arzneimittels, mögliche Verunreinigungen und unbekannte Inhaltsstoffe können diese Fälschungen auch lebensbedrohlich sein, warnte die BASG.
Keine Wirkung ohne Nebenwirkung
Doch auch wenn Abnehmwillige zum Original greifen, sind sie nicht vor Nebenwirkungen sicher. Aus den Zulassungsstudien mit Menschen, die unter Diabetes und Adipositas leiden, weiß man, dass es mitunter zu Verstopfung, Völlegefühl, Übelkeit, Müdigkeit, Durchfall und Bauchkrämpfen kommen kann. Bei manchen treten diese nur vorübergehend auf. Bei anderen halten die unerwünschten Symptome während der gesamten Behandlungsdauer an. In den USA haben über 40 Ozempic-Nutzerinnen und -Nutzer eine Sammelklage eingereicht, weil sie nach dem Einsatz der Spritze an Magenerkrankungen und Darmverletzungen leiden.
Gallensteine scheinen bei längerer Einnahme ebenso immer öfter ein Problem zu sein. Auch Bauchspeicheldrüsen-Entzündungen und Schädigungen der Netzhaut (Retinopathie) sollen vorkommen, wenn auch selten. Laut US-Arzneimittelbehörde FDA erhöht Ozempic das Risiko von Schilddrüsenkrebs. Welche Nebenwirkungen bei Menschen ohne Diabetes oder mit starkem Übergewicht auftreten, ist noch nicht bekannt.
Weiterer großer Nachteil
Um die Wirkung aufrechtzuerhalten, muss das Präparat stetig angewendet werden. Nach einem Jahr Anwendung kann das Gewicht nur noch gehalten werden, weitere Abnehmerfolge sind dann nicht mehr zu erwarten.