Niederösterreich

Ortschef soll Masterarbeit aus Wikipedia kopiert haben

Der Spitzer VP-Ortschef Dr. Andreas Nunzer soll bei seiner Masterarbeit plagiiert haben. Der Verdacht ist laut Experte Stefan Weber schwerwiegend. 

Plagiatsverdacht gegen Spitzer Bürgermeister (es gilt die Unschuldsvermutung).
Plagiatsverdacht gegen Spitzer Bürgermeister (es gilt die Unschuldsvermutung).
privat, Gemeinde Spitz/Matejschek Daniela

Dem Bürgermeister von Spitz an der Donau (Bezirk Krems-Land), Dr. Andreas Nunzer (VP), droht Ungemach: Denn laut Plagiatsjäger und Topexperte Dozent Dr. Stefan Weber soll der VP-Politiker bei seiner Masterarbeit plagiiert haben (für Dr. Andreas Nunzer gilt die Unschuldsvermutung).

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    Plagiatsverdacht gegen Spitzer Bürgermeister
    Plagiatsverdacht gegen Spitzer Bürgermeister
    privat, Matejschek Daniela

    In der rund 100 Seiten Fließtext umfassenden Masterarbeit von Andreas Nunzer (62) listet Gutachter Stefan Weber 17 Plagiatsfragmente und 24 inkorrekte Zitate auf. 

    Plagiate aus ORF-Werbung und Reiseführer

    Als Plagiatsfragmente werden Stellen verstanden, bei denen sowohl gebotene Kenntlichmachungen mittels Anführungszeichen oder mittels anderer Hervorhebungen als auch gebotene Quellenangaben fehlen. Es konnten laut Plagiatsjäger Stefan Weber Plagiate aus einem ORF-Werbetext und aus einem Reiseführer festgestellt werden (siehe auch Bilderserie)

    Film "Sissi" aus Wikipedia

    Als inkorrekte Zitate werden laut Stefan Weber wörtlich übernommene Stellen verstanden, bei denen gebotene Kenntlichmachungen mittels Anführungszeichen fehlen, aber Quellenangaben irgendwo vorhanden sind, allerdings oft auch erst mehrere Absätze nach Beginn der jeweiligen Übernahmen. Eine Beschreibung des Films „Sissi“ wurde etwa drei Seiten lang wörtlich aus Wikipedia kopiert, aber nur mit einer Fußnote am Ende der Übernahme belegt.

    Generell sei laut Stefan Weber festzuhalten, dass aufgrund der collagenhaften Arbeit von Andreas Nunzer eine eigene Auseinandersetzung mit der Thematik nicht zu erkennen ist.

    Schwerwiegender Plagiatsverdacht

    Die Plagiatsampel von Stefan Weber ist zum Ende des Gutachtens aus Rot. Das heißt: schwerwiegender Plagiatsverdacht. Stefan Weber meinte auf Nachfrage dazu: "Der Zitierstandard in der Arbeit ist erschreckend. Zum einen betrübt es mich, dass jemand über seine eigene Heimat abschreiben muss. Zum anderen ist es immer wieder das Betreuungsproblem: Die Arbeit wurde eingereicht, als wir in ganz Österreich schon die erste große Diskussion über Plagiate an Universitäten führten. Der Betreuer hätte genauer hinsehen müssen. Man wird in diesem Fall nicht sagen können (wie ansonsten so oft), es wurde ja nur der Theorieteil plagiiert, die Empirie sei sauber. Denn die Arbeit hat keinen Empirieteil bzw. der „Empirieteil“ sind abgeschriebene Filmbeschreibungen."

    Herrn Bundespolizeidirekter Takacs wurde übrigens der akademische Grad von der DUK nicht aberkannt (https://plagiatsgutachten.com/blog/plagiat-bundespolizeidirektor/), einem Wiener VP-Gemeinderat aber schon. Beides unlängst.

    Dr. Andreas Nunzer wurde 1960 in Korneuburg geboren, ist seit 1992 Gemeindeparteiobmann der ÖVP Spitz, seit 1999 Gemeinderat, ist Leiter der WKNÖ-Bezirksstelle Melk. Nunzer war 1994 stellvertretender Bezirkshauptmann in Amstetten und von 1998 bis 2005 stellvertretender Bezirkshauptmann in Melk. 2008 wurde er Vizebürgermeister von Spitz.

    Nach der Vergiftung des damaligen Spitzer Bürgermeisters Hannes Hirtzberger (VP) mit Strychnin konnte Hirtzberger das Bürgermeisteramt nicht mehr ausüben. Im Jahr 2010 wurde schließlich Nunzer Bürgermeister von Spitz an der Donau. Wie mehrmals berichtet soll Helmut O. den damaligen Bürgermeister mit einer präparierten Pralinen vergiftet haben. Hirtzberger überlebte das Strychnin in seinem Körper zwar knapp, trug indes schwere Folgeschäden davon - mehr dazu auch hier.

    Andreas Nunzer wurde am Freitagmorgen und Freitagvormittag per Mail mit den Plagiatsvorwürfen von "Heute" konfrontiert, eine Antwort stand Freitagabend noch aus.

    Stefan Weber (52), Universitätsdozent am Publizistikinstitut der Universität Wien ist ein namhafter und gefürchteter Plagiatsjäger, am bekanntesten war der Fall rund um Ex-Ministerin Christine Aschbacher (VP).