Politik

ORF-Star Armin Wolf verspottet Reichsbürger nach Razzia

Die Reichsbürger-Razzia hat eine "ernstzunehmende Bedrohung" in Deutschland und auch Österreich aufgedeckt. Armin Wolf spottete im ORF über die Szene.

Investigativ-Journalist Florian Flade zu Gast in der ZIB2 mit Armin Wolf am 7. Dezember 2022.
Investigativ-Journalist Florian Flade zu Gast in der ZIB2 mit Armin Wolf am 7. Dezember 2022.
Screenshot ORF

Mehr als 3.000 Polizeibeamte stürmten in den Morgenstunden mehr als 150 Objekte vorrangig in Deutschland, aber auch Italien und Österreich. Es handelt sich um die größten Razzien in den letzten Jahrzehnten. In Summe wurden 25 Menschen aus der sogenannten Reichsbürger-Szene festgenommen. Sie sollen rund um den als Gefährder eingestuften "Heinrich XIII. Prinz Reuss" (71) ein Terror-Netzwerk aufgebaut und einen Sturz der deutschen Regierung geplant haben.

Dazu per Videoschalte zu Gast bei ORF-Moderator Armin Wolf in der ZIB2 war Mittwochnacht der deutsche Investigativjournalist Florian Flade vom Rechercheverbund WDR, NDR und "Süddeutsche Zeitung", der seit Monaten in dieser Causa recherchiert hat. Dieser schildert, dass die Pläne der hochgenommenen Reichsbürger-Gruppe "sehr beunruhigend" gewesen seien.

Staatsstreich durch Blackout

Die Terror-Vereinigung, der auch ehemalige Elitesoldaten der Bundeswehr angehören sollen, hätte einen bewaffneten Überfall auf den Reichstag in Berlin geplant. Über das Radio sollte dann ein Codewort ausgegeben werden, was wohl ein Zeichen für einen Volksaufstand und weitere Angriffe auf die Strom-Infrastruktur sein sollte. Im folgenden Blackout sollte dann die Macht im Land übernommen werden.

Laut Flade sei das Netzwerk "außergewöhnlich gut organisiert" gewesen. "Es gab klare Hierarchien und Vorstellungen, wie das zu laufen hat", sagt er. So seien Personen beauftragt worden, sogenannte "Heimatkompanien" auszubilden.

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    Die Bundesanwaltschaft in Deutschland im Zuge einer Razzia 25 Personen der "Reichsbürger"-Szene festgenommen – darunter ist auch ein Österreicher.
    Die Bundesanwaltschaft in Deutschland im Zuge einer Razzia 25 Personen der "Reichsbürger"-Szene festgenommen – darunter ist auch ein Österreicher.
    Uli Deck / dpa / picturedesk.com

    Und: Es soll auch eine Kontaktaufnahme zu Russland gegeben haben. Der mutmaßliche Rädelsführer "Heinrich XIII." habe das russische Generalkonsulat besucht, mutmaßlich um sich die Unterstützung Putins im Falle eines deutschen Umsturzes zu sichern. Ob diese Gespräche überhaupt zu Stande kamen, ist Gegenstand von weiteren Untersuchungen der Ermittler.

    Staatshass quer durch alle Bevölkerungsschichten

    Dass sich die Reichsbürger auch aus den oberen Schichten der Gesellschaft rekrutierten und auch Behördenposten innehatten, habe ihn persönlich überrascht, sagt der Studiogast. Man könne sehen, wie weit diese Ideologie, die Staatsfeindlichkeit, über Tätigkeitsbereiche und Bildungsniveaus hinweg reiche.

    Ob die Reichsbürger-Szene – in Deutschland gehören ihr rund 21.000 Personen an, in Österreich rund 4.000 – in der Öffentlichkeit unterschätzt wird? Dazu ein klares "Ja!" durch Flade.

    Reichsbürger sind "nicht nur Spinner"

    Jeder zehnte Reichsbürger sei auch gewaltbereit. "Das sind nicht nur Spinner, oder Menschen, die einen Strafzettel nicht bezahlen". In der Pandemie seien dann zu der Kernideologie noch weitere Strömungen hinzugekommen. "Da ist etwas Neues entstanden und das hat man lange unterschätzt."

    Die ideologische Basis der Bewegung sei die Ablehnung des Staates und ein Weltbild, in dem viele Dinge durch Verschwörungstheorien erklärt werden. "Diese Leute haben auch einen sehr großen esoterischen Faktor", so der deutsche Journalist weiter. Da seien auch Personen darunter, die Seher aufsuchen oder pendeln würden. "Es ist eine ganz wilde Mischung verschiedenster Dinge. Der kleinste gemeinsame Nenner ist aber die Staatsfeindlichkeit."

    "Weniger kompetent dürften ja die angeblichen Seher des Terror-Netzwerks sein, die Razzia heute hat sie jedenfalls überrascht", scherzte Wolf.
    "Weniger kompetent dürften ja die angeblichen Seher des Terror-Netzwerks sein, die Razzia heute hat sie jedenfalls überrascht", scherzte Wolf.
    Screenshot ORF

    Armin Wolf verspottet die Szene

    Anchorman Wolf beendete das schon am Abend vor der Sendung aufgezeichnete Interview mit Florian Flade zu den Reichsbürgern schließlich mit einem bissigen Seitenhieb: "Weniger kompetent dürften ja die angeblichen Seher des Terror-Netzwerks sein, die Razzia heute hat sie jedenfalls überrascht", spottete Wolf zum Abschied, ehe er zum Beitrag über den Wirecard-Skandal überleitete.

    Es blieb aber nicht die letzte Spitze des ORF-Stars gegen die nicht ganz so hellsichtigen Putschisten. Nach der eingespielten Wetterprognose seines Kollegen legte der Moderator noch einmal nach: "Unser Seher Manfred Bauer war das. Der kann was."

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