Coronavirus

Experte: Silvester-Sperrstunde wird Virus nicht stoppen

Am Donnerstag war Verhaltensforscher Peter Klimek zu Gast im ORF-Radio. Die Silvester-Sperrstunde sieht er kritisch – und warnt vor der Omikron-Welle.

Michael Rauhofer-Redl
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Der Komplexitätsforscher Peter Klimek warnt vor der bevorstehenden Omikron-Welle.
Der Komplexitätsforscher Peter Klimek warnt vor der bevorstehenden Omikron-Welle.
apa/picturedesk ("Heute"-Montage)

Laut WHO-Boss Tedros Ghebreyesus steht der Welt mit Omikron keine Welle, sondern ein Tsunami bevor. In Österreich ist die Ausgangslage eine (noch) relativ günstige, weil man hierzulande erst vor kurzer Zeit einen harten Lockdown hinter sich gebracht hat. Zu den bevorstehenden Wochen war am Donnerstag Komplexitätsforscher Peter Klimik, er ist Mitglied des Corona-Prognosekonsortiums, zu Gast im Ö1-Morgenjournal. 

Das Konsortium geht davon aus, dass die Bundeshauptstadt Wien als erstes Bundesland mit massiven Omikron-Zahlen zu kämpfen haben wird. Wien sei in dieser Frage den anderen Bundesländern einige Tage oder wenige Wochen voraus, erklärte der Physiker. Das hänge aber auch mit den Testkapazitäten in den einzelnen Bundesländern zusammen. So würden nun die übrigen Bundesländer bei den Vorsequenzierungen nachziehen, eine Praxis die in Wien seit Monaten üblich ist. Bei den Vollsequenzierungen, mit denen positive Proben auf Mutationen überprüft werden können, sehe es noch einmal unterschiedlicher aus, so Klimek. 

Hohe Dunkelziffer in Österreich

Angesprochen auf den deutschen Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der davon ausgeht, dass die tatsächliche Inzidenz zwei- bis dreimal so hoch ist, als tatsächlich ausgewiesen, erklärt Klimek, dass auch in Österreich von einer hohen Dunkelziffer auszugehen ist. So fielen etwa die Tests in den Schulen und urlaubsbedingt auch zahlreiche Tests in der Arbeitswelt weg. 

Silvester-Sperrstunde verhindert neue Welle nicht

Die verschärfte Sperrstunde zu Silvester seitens der Politik führt Klimek auf einen gewünschten Signaleffekt zurück. Man bewege sich hier im Bereich der Verhaltensforschung und er habe keine Evidenz, dass die frühere Sperrstunde zu einer Kontaktreduktion führt. "Es ist nicht davon auszugehen, dass wir mit diesen Regeln die Omikron-Welle verhindern werden können. Darüber wie stark der Signaleffekt ist, könne man auch nur spekulieren.

Zuletzt erklärte Klimek, dass die hohen Wachstumsraten bei Omikron nicht darauf zurückzuführen seien, weil infizierte Personen mehr Menschen anstecken würden, sondern weil dies schneller geschehe. Das sei grundsätzlich eine gute Nachricht, aber noch kein Grund zur Entwarnung. Zur Erklärung: Daten aus Südkorea zeigen, dass die Zeitspanne von der Infektion bis hin zur Ansteckung einer anderen Person im Schnitt nur 2,2 Tage dauert. Das sei viel schneller als noch bei vorhergehenden Varianten. Dadurch würde die Welle schneller brechen, allerdings erst bei sehr hohen Zahlen. 

Nicht so schlimm wie befürchtet 

Zu Beginn der Omikron-Welle als man noch nicht so viel gewusst habe, gab es seitens der Wissenschaft die Befürchtung, dass sich die Mutation so schnell ausbreitet, dass "man mit den Maßnahmen, die wir bisher in der Pandemiebekämpfung gesehen haben, diese Variante vielleicht gar nicht dauerhaft kontrollieren kann". Dann hätte also nicht einmal mehr ein Lockdown geholfen. "Dieses pessimistische Szenario sollte jetzt doch nicht mehr zutreffen". 

Offene Fragen gebe es noch bezüglich der Auslastung der Spitalsbetten. Es sei notwendig, neu zu kalibrieren inwiefern sich Infektionen in Spitalsaufenthalte übersetzen ließen. Denn einerseits gebe es in Österreich mittlerweile viel weniger Menschen, die komplett ungeschützt sind – Stichwort geimpft oder genesen – und zweitens gebe es Anzeichen, dass Omikron einen milderen Verlauf erzeuge, als vorangegangene Virustypen. Hier gebe es aber noch große Fragezeichen. 

Als der Wissenschaftler ausführen will, dass das man diese Welle aber dennoch "moderieren" müsse, um nicht dennoch in Kapazitätsschwierigkeiten zu kommen, unterbricht ihn Moderatorin Barbara Schieder. "Wir müssen da jetzt zu einem Ende kommen", erklärte sie. Die eingeplante Zeit für das Live-Interview war zu diesem Zeitpunkt einfach schon überschritten.

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