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ORF-Ikone gibt beklemmenden TV-Auftritt aus Moskau

Carola Schneider berichtet für den ORF aus Moskau zum Ukraine-Krieg. Dabei darf sie ja kein falsches Wort sagen, denn sonst droht ihr lange Haft.

Roman Palman
Ringt mit dem Kreml-Maulkorb: ORF-Ikone Carola Schneider.
Ringt mit dem Kreml-Maulkorb: ORF-Ikone Carola Schneider.
Screenshot ORF

Selten hat es im ORF ein so beklemmendes Interview gegeben. Während Korrespondentin Christian Wehrschütz regelmäßig mit völliger Coolness aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine berichtet, muss seine Kollegin Carola Schneider im vermeintlich sicheren Moskau um ihre Freiheit fürchten.

Während der Paul-Lendvai-Sendung "Europastudio" am Sonntag beobachteten die Zuseher schockiert, wie die routinierte Reporterin jedes ihrer Worte auf die Waagschale legen musste. Anstatt wie gewohnt direkt in die Linse zu schauen, blickte sie zudem immer wieder unsicher und fragend an der Kamera vorbei.

Wer "Krieg" sagt, riskiert Verhaftung

Gleich zu Beginn der Sendung wurde sie von Moderator Lendvai auf eine Umfrage, wonach 71 Prozent der Russen Putin im Moment unterstützen, angesprochen. Bei ihrer Antwort versuchte Schneider sichtlich, Aussagen, die als Putin-kritisch wahrgenommen werden könnten, völlig zu vermeiden:

"Es stimmt, ein großer Teil der Russen wehrt sich jetzt nicht ... ähm... gegen... ähm... die Politik Wladimir Putins. Gegen diesen..." – kurz rang sie um unverfängliche Worte – "... Kurs gegen die Ukraine".

Die ORF-Ikone wusste ganz genau, dass sie unter keinen Umständen "Krieg" sagen durfte. "Ich muss meine Worte vorsichtig wählen", erklärte sie daraufhin den Zusehern. "Es gibt seit ein paar Tagen ein... quasi Zensurgesetz, das uns gewisse Dinge nicht mehr beim Namen nennen lässt."

Sie müsse extrem aufpassen, um weder die Berichterstattung noch sich selbst zu gefährden und vom Kreml als "kriminell" eingestuft zu werden.

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    Russische Truppen bombardieren den Kiewer Vorort Irpin. Tausende Bewohner sind auf der Flucht.
    Russische Truppen bombardieren den Kiewer Vorort Irpin. Tausende Bewohner sind auf der Flucht.
    REUTERS/Carlos Barria

    Schreckgespenst des russischen Bärens

    Aber auch Schneider konnte bestätigten, dass Putin seine Bürger mit Schreckensszenarien gegen den Westen aufhetzt – und das seit Jahren: "Viele Russen wissen, gar nicht, was wirklich passiert in der Ukraine".

    Jetzt sei es mit der Staatspropaganda sogar noch schlimmer, denn der Kreml hat seit dem Kriegsbeginn nun auch die letzten unabhängigen Stimmen abgewürgt – und internationale Medien flüchten nun selbst aus Russland.

    Der Bevölkerung werde schon lange eingebläut: "Wir sind in Gefahr, der Westen bedroht uns, die NATO bedroht uns". Mit der jetzigen "Spezialoperation" tue die russische Armee der Ukraine sogar Gutes – Zivilisten seien nie in Gefahr, mit Hochpräzisionswaffen würden nur militärische Ziele ausgeschalten, so die Kreml-Märchen. 

    Dass in der Realität alles ganz anders ist, zeigen die vielen Bilder von unabhängigen Nachrichtenagenturen aus dem Kriegsgebiet. Dank der Hacker-Gruppe Anonymous waren diese für kurze Zeit sogar in den Kreml-Medien zu sehen. Ob sie einigen Russen die Augen geöffnet haben?

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      Helmut Graf
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