Kein Maulkorb
ORF-Expertin Meissnitzer spricht Klima-Klartext
Kein "Maulkorb"! ORF-Star Alexandra Meissnitzer wehrt sich gegen Klima-Kritiker. Zuletzt hatte ein "abgewürgtes" Raich-Statement Gemüter erhitzt.
Klima-Aktivisten der "Letzten Generation" crashten am Samstag den rot-weiß-roten Dreifachsieg in Gurgl. Der Protest schlug einmal mehr hohe Wellen. Ski-Star Henrik Kristoffersen war außer sich vor Wut, musste von Betreuern zurückgehalten werden, als er wild in Richtung Aktivisten schimpfte.
Vor dem ORF-Mikro hatte der Norweger und Hirscher-Profi immer noch sprichwörtlich Schaum vor dem Mund, sagte: "Verdammte Idioten! Hätte ihn nochmal geschlagen."
Auch die Aktivisten kamen im Öffentlich-Rechtlichen zu Wort: "Es geht nicht gegen Skifahrer:innen, es geht nicht gegen Sportler:innen. Es geht nicht gegen die Fans. Wir nutzen diese Fläche, um die Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken, dass wir in die Klima-Katastrophe hineinsteuern, dass wir etwas ändern müssen", sagte Klima-Aktivistin Vroni. "Ich persönlich liebe auch das Skifahren."
Meissnitzer: "Skisport nicht schuld"
Tags darauf bezieht nun auch Ski-Ikone und ORF-Expertin Alexandra Meissnitzer Stellung. Nach dem abgesagten Damen-Rennen in Zermatt sagte der Ex-ÖSV-Star live auf Sendung, auf die Klima-Kritik am Skisport angesprochen: "Das Ausmaß der Kritik steht nicht in Relation. Dass wir mit den Ressourcen besser umgehen müssen, ist klar. Aber wir müssen die Kirche im Dorf lassen. Wir sind im Skisport nicht schuld am Klimawandel. Wir dürfen uns den Skisport nicht kaputt reden. Auch intern, da gibt es schon viel Kritik."
Vergangene Woche hatte ein Streitgespräch zwischen ÖSV-Abfahrer und Klima-Aktivist Julian Schütter und Ex-ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hohe Wellen geschlagen. Schütter setzt sich für einen klimafreundlicheren Weltcup-Kalender und mehr Maßnahmen zum Klimaschutz in ÖSV und FIS ein. Das kommt nicht nur bei Schröcksnadel nicht gut an.
Das machen die Ex-ÖSV-Stars heute:
Meissnitzer weiter: "Wir machen den Gletscher durch die Rennen nicht kaputt. Das wird medial falsch dargestellt."
Die Aussagen der ehemaligen Weltklasse-Athletin sind differenzierter als jene von Schröcksnadel. Die Klimakrise als großes Problem für die Menschheit lehnt Schröcksnadel ab, wehrt sich sogar gegen den Begriff – nachzulesen im oben stehenden Link. Meissnitzer tut das nicht. Sie stört, dass der Skisport besonders negativ in den Fokus gerückt ist, auch durch interne Kritik. Andere Sportarten und Wirtschaftssparten, deren CO2-Bilanz beispielsweise durch Reisen problematisch sind, kommen im Vergleich zum Skisport öffentlich besser weg.
Kein Maulkorb
Spannend: Zum Weltcupstart in Sölden hatte auch Meissnitzers Kollege, Ski-Legende Benni Raich, in seiner Funktion als Experte ähnliche Töne angeschlagen, war dabei aber von der Regie unterbrochen worden. Als Raich angesetzt hatte, die Gletscherrennen in Sölden und den frühen Saisonstart zu verteidigen, hatte er innegehalten, verraten: "Stopp hat es geheißen, ich soll nichts mehr sagen."
Dieser Satz hatte für einen Aufschrei gesorgt: Verpasst der ORF seinen Experten einen Maulkorb? Nein, reagierte der Sender sogleich:
Das sagte der ORF zum Vorfall
Vom ORF hieß es einen Tag nach dem vermeintlichen Raich-"Maulkorb" gegenüber "Heute" zu der Causa: "Auf Grund eines internen Kommunikationsproblems betreffend die Live-Schaltungen zwischen Ziel- und Startbereich wurden die Ausführungen von Benni Raich unterbrochen und kurz darauf wieder fortgesetzt. Dass es zur Diskussion rund um Klimawandel und Skisport selbstverständlich keinen 'Maulkorb' gibt zeigt schon die Tatsache, dass Benni Raich zu Beginn der Live-Übertragung um 9.25 Uhr zu diesem Thema ebenso ausführlich live Stellung genommen hat."
Meissnitzers Aussagen decken sich sinngemäß mit jenen von Raich. Am Sonntag kam es zu keinen weiteren "Maulkorb"-Verwirrungen. Die 50-Jährige wurde bei ihrer Kritik an den Klima-Aktivisten und der öffentlichen Kritik am Weltcup-Zirkus nicht unterbrochen.