ÖSV-Ikone
Schröcksnadel gegen ORF! "Skisport wird diskriminiert"
Ex-ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel sieht den Skisport in Österreich diskriminiert, kritisiert unter anderem den ORF. Abfahrer Julian Schütter wehrt sich.
Hitzige TV-Debatte! ÖSV-Abfahrer Julian Schütter schießt live auf Sendung gegen den ehemaligen Verbandsboss Peter Schröcksnadel. Der langjährige ÖSV-Präsident kritisiert bei "Sport und Talk aus dem Hangar 7" auf ServusTV die "Diskriminierung des Skisports", verteidigt den Weltcup und heimischen Ski-Tourismus. Seine Haltung zur Klimakrise und den Argumenten des besorgten Athleten sorgt für Aufsehen. Schütter bezeichnet Schröcksnadel als "Klima-Leugner". Der 80-Jährige schmettert die Vorwürfe ab.
Raich-"Maulkorb"
Rückblick: Im Vorfeld des Weltcupstarts in Sölden sorgten Bilder eines weißen Schneebandes in der größtenteils grauen Felslandschaft für Gesprächsstoff. Das Ski-Spektakel auf dem schwindenden Gletscher wurde in der Öffentlichkeit kritisiert. Die "Letzte Generation" demonstrierte im Weltcuport, blockierte die Straße nach Sölden am Renntag. Auch Athleten bemängelten den frühen Start in die Saison, der angesichts der fortschreitenden Erderwärmung nicht mehr zeitgemäß sei.
Bei der Live-Übertragung im ORF kam es zum Aufreger: Als Experte und Ski-Ikone Benni Raich die Rennen verteidigte, hielt er plötzlich inne, sagte: "Stopp hat es geheißen, ich soll nichts mehr sagen." Zuschauer vermuten freilich einen Maulkorb für Raich. Als Pariasek wieder auf Sendung ist, nährt er die Gerüchte. "Wir müssen uns entschuldigen, da war jemand übermotiviert und ein bisschen nervös", übt er leise Kritik am ORF-Vorgehen – und lässt Raich seine Gedanken zu Ende führen. Der ORF reagierte später, es habe keinen "Maulkorb" gegeben.
Streitgespräch auf ServusTV
Jetzt sagt Schröcksnadel: "Ich sehe das nicht ein, dass man den Skisport dauernd diskriminiert mit Argumenten, die gar nicht zutreffen. Du wirst diskriminiert für einen Sport, der meiner Meinung nach der Sauberste ist. Nehmen wir nur die Zuschauer im Vergleich zum Fußball. Wir haben im ganzen Jahr vielleicht 250.000 Zuschauer. Ich bin aufgewachsen in einer Zeit, in der die Täler arm waren. Da war gar nichts drin. Darum bin ich froh, dass das heute anders ist."
ÖSV-Abfahrer und Klima-Aktivist Schütter: "Ich habe nicht das Gefühl, dass der Skisport diskriminiert wird, ehrlich gesagt."
Schröcksnadel: "Täte ich nur mal Fernsehschauen, ORF."
Es ist der erste Schlagabtausch im Talkformat des Mateschitz-Senders. Schröcksnadel lässt durchblicken, wie er über die "Maulkorb"-Causa rund um Sölden denkt.
Schütter lässt nicht locker: "Wenn man glaubt, dass der Skisport jetzt gerade diskriminiert wird, hat man denke ich nicht verstanden, was diskriminiert werden heißt. Er wird kritisiert. Es machen sich Leute Gedanken, ob man was verbessern kann. So, wie sie sich vor 30, 40 Jahren Gedanken gemacht haben."
Schröcksnadel kontert: "Was im letzten Winter auf den Skisport abgeladen wurde, war reine Diskriminierung. Wenn du bei den Rennen bist und skifährst, das nicht siehst, dann tut mir das leid. Ein Bashing, wie es im Buch steht. Das können wir uns im Skisport nicht gefallen lassen."
Schröcksnadel: "Was war in Sölden falsch?"
Schütter: "Der Zeitpunkt."
Schröcksnadel: "Der Zeitpunkt … da gibt es mehrere Argumente dafür. Da gibt es ein Argument: Ich bin immer dafür eingetreten, dass er später ist. Weil er dann näher an Levi ist. Das weißt du ganz genau. Und, dass der Weltcup dann durchgefahren werden kann. Und das Hauptproblem ist dort die Wettersituation. Meistens hast du nach diesem Wochenende schlechtes Wetter. Wie es jetzt war, ist es wieder eingetreten. Da fährst du gar nicht. Da muss ich mir überlegen, ob ich lieber einen früheren Termin nehme."
Der Herren-Riesenslalom musste übrigens im ersten Durchgang abgebrochen werden, konnte wegen Schlechtwetters nicht beendet und gewertet werden.
Schütter: "Doch. Weil er zwingt Athletinnen dazu, dass sie auf anderen Kontinenten trainieren, weil zu dem Zeitpunkt in Europa noch keine Trainingsmöglichkeiten gegeben sind, um sich auf so ein Rennen vorzubereiten."
Schröcksnadel: "Aber was hat das jetzt mit dem Rennen zu tun?"
Schütter: "Ja, die Athletinnen müssen ja vorher trainieren, um bereit zu sein für das Rennen. Das kann man in Europa zu diesem Zeitpunkt nicht. Deswegen müssen sie nach Südamerika oder Neuseeland fliegen."
Ton wird rauer
Ein Servus-Meteorologe stellt den menschengemachten Klimawandel grafisch dar. Die Debatte wird fortgesetzt.
Schröcksnadel: "Ich glaube, es ist richtig, dass es wärmer wird. Da muss sich auch der Mensch drauf einstellen. Es wird Gewinner und Verlierer geben. Aber der Skisport wird nicht bei den Verlierern sein. Wenn es zwei Grad wärmer wird, wird der Skisport nach wie vor existieren. Ich beobachte das seit 50 Jahren."
Schröcksnadel wendet sich an Schütter: "Für mich ist die Frage: Was kritisierst du am Skisport. Ich weiß ja, dass du pro Winter bist. Man kann den Sport im Winter schützen. Wie man den Winter schützt, ist mir neu."
Schütter: "Wir haben ein ziemlich großes Problem und das ist Klimakrise. Das ist faktisch bewiesen. Es gibt sechs IPCC-Reporte. Jeder wurde noch evidenter. Wir wissen, dass sich die Erde erhitzt. Wir wissen, dass das ein ziemlich großes Problem ist. Nicht nur, weil der Skisport darunter leidet. Den Skisport wird es wahrscheinlich noch eine Zeit lang geben. Aber, wenn es so weit kommt – und es schaut ganz danach aus, wenn wir nicht endlich etwas dagegen unternehmen – dass großflächige Dürren und Überschwemmungen gibt … bekannte und anerkannte Klima-Wissenschaftler sagen, dass unsere Zivilisation dieses Jahrhundert nicht überleben könnte, wenn es so weitergeht. Und wenn es unsere Zivilisation nicht mehr gibt, brauchen wir nicht mehr über Skisport reden."
Streit eskaliert
Schröcksnadel: "Es gibt neun Milliarden Menschen. Dann wird es halt zwei Milliarden geben. Dann brauche ich nicht so viel Essen, brauch ich nicht so viel Energie. Ich beobachte das seit 50 Jahren. Zuerst war es ein Klimawandel, jetzt eine …"
Schütter unterbricht: "… ja, weil wir nicht reagiert haben ist es eskaliert und jetzt eine Klimakrise. Und wenn wir jetzt noch immer nichts unternehmen wird es eine Klimakatastrophe und dann sind wir alle im A***."
Schröcksnadel: "Ihr verkaufts das als Klimakatastrophe. Ich sehe die Katastrophe nicht. Das ist mein Problem."
Schütter: "Es gibt eine Studie, die besagt …"
Jetzt unterbricht Schröcksnadel: "… Studien gibt es viele."
Schütter setzt fort: " … die ist zum Ergebnis gekommen, dass bis 2050 1,5 bis 3 Milliarden Menschen ihre Heimat verlieren, weil um den Äquator eine Todeszone entstehen wird. Die müssen entweder sterben oder flüchten. 1,5 Milliarden Leute, wo kommen die dann hin?"
Schröcksnadel: "Es gibt auch Klimatologen, wie den Reinhard Böhm, den ich gut gekannt haben, die sagen: Es ist besser, es wird wärmer als kälter. Es wird immer Schwankungen geben. Kälter ist für uns wesentlich gefährlicher."