Österreich

ORF-Chef vor Gericht geladen – doch er kam nicht

Roland Weißmann sollte am Arbeits- und Sozialgericht in einem verzwickten Fall aussagen – doch der ORF-Chef ließ sich entschuldigen.

Christine Ziechert
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann sollte als Zeuge aussagen, ließ sich bei Gericht jedoch entschuldigen.
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann sollte als Zeuge aussagen, ließ sich bei Gericht jedoch entschuldigen.
REUTERS

Der Fall zieht sich – ähnlich wie die Reorganisation des ORF: Ingrid F. (Name geändert) wurde nach eigenen Angaben von ihrem ehemaligen Vorgesetzten Peter H. (Name geändert) wiederholt verbal sexuell belästigt. Als sie die Belästigung Ende 2019 meldete, soll Peter H. Machtmissbrauch und Mobbing gegen die langjährige ORF-Managerin betrieben, sie bei anderen Mitarbeitern schlecht gemacht haben. "Er hat verbrannte Erde bei meinen potentiellen zukünftigen Chefs hinterlassen", meinte Ingrid F. am Montag vor dem Wiener Arbeits- und Sozialgericht.

Nachdem mehrere Gespräche nichts fruchteten und eine Mediation nicht stattfand, wandte sich die Managerin schließlich an die interne Gleichstellungskommission. Das Verfahren gegen ihren Chef wurde wegen fehlender Beweise eingestellt – laut ORF wurden alle empfohlenen Schritte der Kommission umgesetzt. Doch Ingrid F. litt unter den psychischen Folgen der Belästigung und des Mobbings – sie holte sich Unterstützung mittels Coaching um rund 15.700 Euro – und stimmte schließlich einer Versetzung innerhalb des ORF zu. Am neuen Posten fühlte sich Ingrid F. aber "abgeschoben". 

1/50
Gehe zur Galerie
    <strong>21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert</strong>. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. <a data-li-document-ref="120073491" href="https://www.heute.at/s/fuer-490-euro-voellig-ungeniessbares-schulessen-serviert-120073491">"Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.</a>
    21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
    privat, iStock

    ORF-Managerin fühlt sich "abgeschoben"

    Als ihr Ex-Vorgesetzter Ende 2021 den ORF verließ, bewarb sie sich um dessen Posten, den Zuschlag erhielt jedoch ein anderer Bewerber. Ingrid F. erhielt dennoch eine Leitungsposition in einer anderen Abteilung, sieht diese aber nicht als gleichwertig bzw. schlechter an. Weil sie darin eine dauerhafte Benachteiligung (als Frau) sieht, legte sie beim Arbeits- und Sozialgericht eine Beschwerde aufgrund des Gleichbehandlungsgesetzes ein. 

    Ingrid F. fühlt sich "laufend isoliert und benachteiligt", fordert daher eine gleichwertige Position und rund 96.000 Euro Schadenersatz  – eine außergerichtliche Einigung scheiterte aber bisher.

    Weißmann soll Leitungsfunktion zugesagt haben

    Einer von vielen Zeugen im Prozess ist ORF-Generaldirektor Roland Weißmann. Doch dieser ließ sich bisher entschuldigen. Auch beim dritten Anlauf am Montag erschien der 55-Jährige nicht – mit der Entschuldigung, dass er an einer Sitzung des Stiftungsrates teilnehmen müsse. 

    Laut Ingrid F. soll Weißmann (damals Leiter der Digital-Abteilung) – ebenso wie Ex-Generaldirektor Alexander Wrabetz – ihr zugesichert haben, dass bezüglich der gewünschten Leitungsfunktion "alles wieder in Ordnung kommt" und "ich in den Digital-Bereich integriert werde". Davon war im Juni 2022 nach Angaben der ORF-Managerin allerdings keine Rede mehr: So soll Weißmann zur Klägerin gesagt haben, dass diese "nicht mit der Frauenkeule kommen soll", sie "Machtfantasien" habe und an ihrem "Selbstbild arbeiten soll". Am 21. August hat Weißmann Gelegenheit, sich zu den Vorwürfen zu äußern, denn Richterin Monika Gaugl lädt ihn (erneut) als Zeugen. Ob er dann erscheinen wird, ist allerdings fraglich.