Ausweichen in Privatkliniken

OP-Wartezeiten – Wien lagert jetzt Patienten aus

Steigende Patientenzahlen und OP-Rückstaus – planbare Eingriffe sollen nun in Wiener Privatkliniken durchgeführt werden.
Hannah  Maier
19.03.2025, 15:00

Alle 2,5 Minuten wird ein Patient von der Rettung in eine der Kliniken des Wiener Gesundheitsverbundes (Wigev) gebracht – das sind während des Tages 90 Prozent aller Rettungszufahrten in Wien. Rund 44 Prozent aller Operationen werden in den Spitälern des Wigev akut durchgeführt. Das wirkt sich auf die Wartezeit für planbare Eingriffe aus: "Steigende Patientenzahlen, ein OP-Rückstau aus der Pandemie und komplexe Eingriffe verlängern die Wartezeiten für planbare OPs", sagt Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).

Auf eine Bandscheiben-OP wartet man zum Beispiel derzeit in der Klinik Donaustadt 31 Wochen, auf einen Hüftgelenksersatz in der Klinik Floridsdorf 22 Wochen (Stand März 2025). Um den langen Wartezeiten gegenzusteuern, traf der Wigev bereits Maßnahmen. Zum Beispiel setzt man seit vergangenem Jahr auf OP-Manager, die Kapazitäten effizient einteilen. OP-Betriebszeiten werden im Bedarfsfall ausgeweitet. Nun geht man noch einen Schritt weiter: Planbare Operationen sollen künftig auch in Privatkliniken durchgeführt werden.

Wigev-Ärzte operieren in Privatkliniken

Der Wiener Gesundheitsverbund setzt dafür auf die Zusammenarbeit mit "PremiQaMed". In den Privatkliniken Confraternität und Goldenes Kreuz werden ab sofort planbare Operationen übernommen. "Diese Kooperation bringt zusätzliche OP-Kapazitäten für unsere Patienten und ermöglicht so eine schnellere Behandlung", betont Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, Generaldirektorin des Wiener Gesundheitsverbundes.

Der Schwerpunkt liegt bei Operationen in den Bereichen Orthopädie und Traumatologie. Aber auch planbare Eingriffe in den medizinischen Fächern Allgemeinchirurgie, HNO, Urologie, Mammachirurgie und Hautchirurgie sollen von den Privatkliniken durchgeführt werden. Es werden ausschließlich gesetzlich Versicherte der allgemeinen Gebührenklasse behandelt; für die Patienten entstehen keine zusätzlichen Kosten.

Keine Kosten und kein Aufwand für Patienten

"Die Patienten selbst müssen gar nichts tun", hält Stadtrat Hacker fest. Diejenigen, die auf OP-Wartelisten stehen und sich für eine Übernahme durch eine der Privatkliniken eignen, werden von den öffentlichen Spitälern kontaktiert. Das Prinzip beruht auf Freiwilligkeit. Patienten können auch ablehnen und weiterhin auf ihren Termin im öffentlichen Spital warten.

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Möchte der Patient aber einen früheren Termin in der Privatklinik, wird er umfassend betreut. Die organisatorische Abwicklung, wie Terminvereinbarung, Anästhesie-Freigabe und Entlassung sowie Dokumentation, übernehmen die Privatkliniken. Die Operation selbst wird von den Ärzten des Wigev in der Privatklinik durchgeführt. Postoperative Visite, Nachsorge und medizinische Erreichbarkeit bei Komplikationen liegen ebenfalls in Zuständigkeit der Wigev-Kliniken.

500 OPs sollen ausgelagert werden

Bereits in der Covid-Pandemie haben der Wigev und "PremiQaMed" zusammengearbeitet. Zwischen 2020 und 2022 wurden über 2.400 planbare Operationen aus den Wigev-Kliniken in Privatspitälern durchgeführt. Die neue Kooperation baut darauf auf und wird flexibel an den aktuellen Bedarf angepasst. Grundsätzlich sei die Stadt Wien auch mit anderen Wiener Privatkliniken in Gesprächen. 500 planbare Eingriffe sollen in einem ersten Schritt ausgelagert werden.

"Wir verstehen uns als Teil der Gesundheitsversorgung der Wiener Bevölkerung und als verlässlicher Partner. Die Kooperation mit dem Wiener Gesundheitsverbund stellt sicher, dass Patienten rasch und auf gewohnt hohem Niveau behandelt werden", sagt Martin Fuchs, Geschäftsführer der "PremiQaMed Group". Stadtrat Hacker spricht von einer Win-win-Situation: "Das Wichtigste ist, für Patientinnen und Patienten die Wartezeiten zu verkürzen und das ist auch ein Vorteil für die Spitäler."

Kritik: "Nur kurzfristige Entlastung"

ÖVP und Grüne sehen in der neuen Maßnahme keine langfristige Lösung. "Es ist unbestritten, OP-Wartezeiten müssen verkürzt werden, der Weg ist jedoch falsch, kurzsichtig und führt in eine Sackgasse", so Barbara Huemer, Gesundheitssprecherin der Wiener Grünen. Budget solle lieber in bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal in Wigev-Spitälern investiert werden.

"Statt die eigentlichen Ursachen – vor allem den akuten Personalmangel – gezielt zu bekämpfen, setzt die Stadtregierung auf Zwischenlösungen", kritisiert Ingrid Korosec, Gesundheitssprecherin der Wiener Volkspartei. Man solle stattdessen strukturelle Probleme direkt angehen, etwa den Personalmangel in den Spitälern.

{title && {title} } HTM, {title && {title} } Akt. 19.03.2025, 15:07, 19.03.2025, 15:00
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