Coronavirus
Ohne Maskenpflicht droht der Kollaps in Österreich
Wie dringend notwendig die neuen Corona-Maßnahmen sind, verdeutlicht eine Stellungnahme mehrerer Forscher. Andernfalls seien 100.000 Tote zu beklagen.
Ab Mittwoch werden vor Supermärkten Schutzmasken verteilt. In den Geschäften müssen sie verpflichtend getragen werden, am liebsten auch an allen anderen öffentlichen Orten, an denen man Menschen begegnet.
Es ist eine Reihe von neuen Maßnahmen, etwa verstärkter Schutz von Menschen ab 70 und Blockabfertigung in Geschäften, die zur Eindämmung der Corona-Pandemie gesetzt werden. Die Entscheidungen der Bundesregierung fußen auf den Empfehlungen von Experten. Diese weisen in einem Papier, das "Heute" vorliegt, auf die Bedeutung des "Replikationsfaktors" hin. Das ist die Anzahl von Personen, die eine infizierte Person ihrerseits im Durchschnitt wieder ansteckt.
Wenn diese Zahl unter 1 liegt, klingt die Epidemie mit exponentieller Geschwindigkeit ab. Wenn sie größer als 1 ist, so verbreitet sich die Epidemie unweigerlich mit exponentieller Geschwindigkeit. "Wenn es nicht gelingt, rasch den Faktor unter den Wert von 1 zu drücken, sind in Österreich zehntausende zusätzliche Tote und ein Zusammenbruch des Gesundheitssystems zu erwarten", schreibt das Forscher-Team in dem Dokument.
Ohne neue Maßnahmen 100.000 Tote
Als Verfasser sind Mathias Beiglböck, Walter Schachermayer, Philipp Grohs, Joachim Hermisson sowie Rektor Heinz Engl von der Uni Wien, Magnus Nordborg von der Akademie der Wissenschaften sowie Markus Müller, Rektor der Med Uni, angegeben.
Um den Kollaps zu verhindern, müsse man den täglichen prozentuellen Zuwachs an Neuerkrankungen von derzeit rund 14 Prozent auf sieben Prozent halbieren. Alles darüber sei eine exponentielle Ausbreitung. Ohne weitere Maßnahmen würde es unter der "realistischen Annahme" eines Replikationsfaktors von 1,7 bereits Mitte April zur Sprengung der Kapazitäten an Intensivbetten kommen. Im Sommer würde der Bedarf die Kapazitäten um ein Vielfaches übersteigen.
Die Zeit das zu verhindern, ist knapp. Würde die aktuelle Zuwachsrate beibehalten, gäbe es bis Ende 2020 fast 100.000 Tote in Österreich.
Entwicklung der Todesfälle