Gesundheit
Ohne Alkohol ständig betrunken – Ärzte helfen mit Kot
Keinen Tropfen Alkohol und trotzdem regelmäßig betrunken. Mit diesem Problem sah sich ein Belgier plötzlich konfrontiert. So wurde er geheilt.
"Keine Termine und leicht einen sitzen" – so lautet die vielzitierte Antwort des deutschen Schauspielers Harald Juhnke auf die Frage nach seiner Definition von Glück. Anders dürfte die Antwort des 47-jährigen Belgiers lauten, von dem Mediziner im Fachjournal "Annals of Internal Medicine" berichten. Er war nämlich auf einmal regelmäßig betrunken – ohne dafür auch nur einen Tropfen Alkohol angerührt zu haben.
Diagnose Eigenbrauer-Syndrom
Was für den im Jahr 2005 verstorbenen Juhnke ein Segen war, wurde für den Mann rasch zum Albtraum. Nach rund zwei Monaten Berauschtheit suchte er medizinischen Rat. Den bekam er schliesslich im Universitätsspital Gent, in dem ihm seine Ärzte die Diagnose Eigenbrauer-Syndrom stellten.
Bei den Erkrankten sorgt der Hefepilz Saccharomyces cerevisiae in seinem Darm dafür, dass über die Nahrung aufgenommene Kohlehydrate in Ethanol – Alkohol – umgewandelt werden. Ausgelöst wird es mitunter durch Antibiotika. Weltweit sind nur eine Handvoll Fälle bekannt. Der letzte Fall, der um die Welt ging, war der eines Texaners, der 2015 mit einer ausgewachsenen Alkoholvergiftung ins Spital eingeliefert wurde.
Stuhltransplantation als letzte Möglichkeit
Die Ärzte setzten den Belgier zunächst auf eine kohlenhydratarme Diät und verschrieben ihm sogenannte antimykotische Medikamente, die gegen Pilze wirken. Doch weder das eine noch das andere zeigte Erfolg. Der Mann blieb weiter alkoholisiert. Also entschieden sich die Ärzte zu einer Stuhltransplantation, ein etabliertes Verfahren, das sie unter anderem bei Krebspatienten oder bei Patienten mit einer chronischen Darmentzündung einsetzen.
Bei einer solchen Behandlung wird der Kot einer gesunden Person in den Darm einer erkrankten übertragen. Der Stuhl des gesunden Spenders wird dafür in der Regel mit physiologischer Kochsalzlösung vermischt und die Mischung grob gefiltert. Die dabei entstandene Lösung wird dann durch einen Einlauf oder während einer Darmspiegelung in den Dickdarm des Empfängers eingebracht oder aber durch eine Sonde in den Zwölffingerdarm gespritzt.
Auch der 47-jährige Belgier profitierte von dieser Maßnahme: Bei einer Kontrolluntersuchung 34 Monate nach dem Eingriff berichtete er, seither nie wieder mit einem ungewollten Rausch konfrontiert gewesen zu sein.