Klimakrise beinhart
Österreichs beliebtestes Obst ist in großer Gefahr
Der heimische Obstbau gerät durch den Klimawandel unter Druck. Fast 90 Prozent der Streuobstwiesen gingen bereits verloren.
"Die Klimakrise und die sich damit verändernden Temperaturen stellen die Fortführung unseres bisherigen Obstanbaus in Frage", so eine aktuelle Studie von Boku, Arche Noah und ARGE Streuobst zum "Tag des Apfels" am 8. November.
Massive Zukunftssorgen
Auch wenn sich die Österreicher heuer auf besonders wohlschmeckende Äpfel freuen können, plagen die heimischen Obstbauern massive Zukunftssorgen. Grund dafür ist, dass die Risiken für die Obsternte deutlich steigen, so Experten.
Spätfröste und Schädlinge
Sowohl zunehmende Spätfröste, als auch kaum mehr ausreichend bekämpfbare Schaderreger gefährden die Wirtschaftlichkeit. Verbesserungsbedarf sehen Experten auch bei Investitionen und Lohnnebenkosten sowie bei der Herkunftskennzeichnung von Verarbeitungsprodukten ie Marmelade.
Streuobstanbau zunehmend unter Druck
Die aktuelle Untersuchung bezieht Szenarien für eine durchschnittliche globale Erwärmung von bis zu 3 Grad ein. Es zeigt sich, dass der Streuobstbau in Lagen, die bisher günstige Bedingungen aufwiesen, zunehmend unter Druck gerät.
Vor allem tiefere Lagen werden unter sommerlichem Hitze- und Trockenstress leiden. Das für den Obstbau günstige Klima werde sich demnach in deutlich höhere Lagen verschieben.
Nur drei "normale Ernten" in zehn Jahren
So zeitig wie noch nie begann heuer die Apfelernte. "Unsere Obstbauern konnten nur ein Drittel einer Vollernte einbringen. Ohne Frostschutz wäre der Ertrag noch schlechter ausgefallen", klagt Manfred Kohlfürst vom Bundesobstbauverband.
Damit sei 2024 erneut ein Jahr mit massiven Ernteausfällen, heißt es. "Die Situation ist dramatisch, denn in den letzten zehn Jahren gab es nur drei normale Ernten", so Kohlfürst zur schwierigen Lage.
Hoffnung auf steigende Wertschöpfung
Die geringe Erntemenge bringt eine weitere Belastung für Österreichs Apfelbaubetriebe, die schon bisher mit zunehmenden Produktionskosten, Wetterkapriolen und niedrigen Marktpreisen zu kämpfen hatten.
Die österreichische Gesamtobstfläche ist in nur sechs Jahren (2017 bis 2023) um 14 Prozent gesunken, fast ein Fünftel (19 Prozent) der Betriebe gingen verloren, warnt Kohlfürst. Flächenrückgänge gibt es demnach nicht nur bei Äpfeln, sondern auch bei Marillen, Kirschen, Nektarinen, Zwetschken und Erdbeeren.
Eingeschleppte Schädlinge
"Zusätzlich bedrohen immer mehr eingeschleppte Schaderreger wie Feuerbrand, Kirschessigfliege und Wanzen die heimische Obstproduktion. Das Fehlen wirksamer Mittel zur Bekämpfung der Schädlinge führt zu zunehmenden Ernteverlusten, so Josef Moosbrugger von der LKÖ.
Streuobstanbau stark rückläufig
Der Streuobstbau in Österreich ist seit Jahrzehnten stark rückläufig – von 35 Millionen Bäumen im Jahr 1930 auf 4,2 Millionen Obstgewächse im Jahr 2020. Für die Zukunft muss der Fokus auf aktivem Klimaschutz liegen – mit dem Ziel, die globale Erwärmung zu begrenzen.
Auf den Punkt gebracht
- Der heimische Obstbau in Österreich steht durch den Klimawandel unter massivem Druck, was zu erheblichen Ernteausfällen und Zukunftssorgen bei den Obstbauern führt
- Besonders betroffen sind Streuobstwiesen, die durch veränderte Temperaturverhältnisse und eingeschleppte Schädlinge gefährdet sind, was die Notwendigkeit von aktivem Klimaschutz betont