Klimakrise, Kunst und Komik
Österreichische Poetry-Slammer "kochen vor Wut"
Der Klimawandel ist längst in der Kunst angekommen. Ein österreichisches Poetry-Slam-Duo sorgt mit Klimawandel-Humor regelmäßig für Begeisterung.
Das österreichische Poetry-Slam-Duo "Tommy und Annika" begeistert bei seinen Auftritten regelmäßig das Publikum. Energisch tragen die beiden Grazer Poeten – bürgerlich Christoph Steiner und Lisa Rothhardt – ihre Slams vor: Rhythmisch, hitzig und mit sehr viel Humor.
Wie geht man mit der Klimadebatte um?
Die Klimadebatte werde uns "unser Leben lang begleiten", so Lisa Rothhardt im Klimatalk mit "Heute". Die Frage sei: "Wie gehen wir damit um und sind wir bereit, ins Handeln zu kommen", so die Poetin. "Alles hängt miteinander zusammen: Klimakrise, Demokratie, Menschenrechte."
Mit Humor gegen Klima-Ohnmacht
Menschen aus dem Umfeld der Erfolgs-Slammer reagierten auf die Klimakrise "zunehmend genervt oder fühlen sich einer erdrückenden Ohnmacht ausgesetzt", dem wolle das Duo "mit Humor" entgegensteuern, heißt es.
"Angst kann ein Motor sein, lähmt aber auch – Humor verbindet und macht Mut, was unverzichtbar ist in diesen Krisenzeiten", so Rothhardt, die mit ihrem Slam-Partner im Sommer den Poetry-Slam in Hannover gewann.
„Ich koche vor Wut. Ist dieser Raum hier klimatisiert? Die Hände sind schwitzig, ich bin dehydriert. Ich koche vor Wut. Nach uns die Sintflut und in uns die Glut. Mir wird immer wärmer, es geht mir nicht gut.“
"Vielseitigkeit der Emotionen"
Beim Publikum kommt ihre Botschaft an. Viele gespannte Gesichter. Einige nachdenklich, andere traurig oder fast schon wütend und wieder andere amüsiert. Die "Vielseitigkeit an Emotionen" sei das Besondere bei der Kunstform Poetry-Slam, erklärt Roman Bartosch.
Neben Wut gibt es auch Hoffnung
Bartosch, Professor an der Universität Köln, erforscht, wie Künstler die Klimakrise darstellen: "Da ist Wut, Traurigkeit, Verzweiflung, aber auch Hoffnung und teilweise Humor. Beim Poetry-Slam können Künstler schreien, weinen oder lachen. Das ist eine andere Art der Auseinandersetzung mit der Klimakrise als mit Zahlen und Statistiken", erklärt Bartosch.
Kunst ermöglicht neue Blickwinkel
Die Kunst könne "neue Blickwinkel ermöglichen", sagt Bartosch: "Die Wahrnehmung verändert sich, wenn man sich mit Kunst auseinandersetzt. Das muss nicht bedeuten, dass man aus einem Theaterstück kommt und sein Verhalten komplett umstellt.
"Aber Kunstgenuss ändert, wie man die Welt wahrnimmt und wie man Informationen in sein eigenes Leben integriert", so der deutsche Wissenschaftler
Kunstwerke können Menschen ändern
Als Beispiel, wo der Einfluss von Kunst auf den eigenen Lebensstil wissenschaftlich beobachtet werden konnte, nennt Bartosch den Film "Ein Schweinchen namens Babe". Menschen, die sich den Film angeschaut hätten, hatten nachweislich darüber nachgedacht, weniger Fleisch zu essen, oder hätten es sogar getan.
Auch wenn die Änderungen oft nicht von langer Dauer seien, könne die Kunst "ein Baustein von vielen auf dem Weg zu einer klimafreundlicheren Zukunft" sein, erklärt Bartosch.
Klimaerwärmung großes Thema in Kunst
In der Kunst ist die Klimaerwärmung schon lange kein Randthema mehr. Während früher besonders die Ursachen der Klimakrise in der Literatur fiktionalisiert wurden, ist die künstlerische Auseinandersetzung heute divers geworden.
Inzwischen finden viele emotionale Betrachtungen statt: Klimagerechtigkeit, Leid durch die Folgen von klimabedingten Naturkatastrophen oder die Frage, ob Frauen in dieser Zeit überhaupt noch Kinder bekommen wollen.
„Zuerst rauchen die Köpfe, dann brennen die Wälder. Einst floss nur das Wasser, jetzt fließen nur Gelder. Wir kochen vor Wut mit Literatur. Zu Tisch kommt heute Mutter Natur. Wir kochen vor Wut am Krisenherd, solange, bis sich endlich was ändert. Wir kochen vor Wut.“
"Wir wollen Menschen motivieren"
"Klimakrise ist ein Thema, bei dem viele Menschen die Motivation verloren haben, sich damit auseinanderzusetzen", so Christoph Steiner. "Uns ist es ein Anliegen, sie wieder zu motivieren. Denn dieses Thema wird uns noch unser ganzes Leben und die Generation nach uns beschäftigen."
"Uns ist es wichtig, dabei den Humor nicht zu verlieren. Bei so kritischen Themen muss man auch lachen können. Ich habe das Gefühl, dass viel mehr Menschen dann sagen: Das verstehe ich", ergänzt Steinhardt.
2023 gründeten die Schauspieler Lisa Rothhardt und Christoph Steiner das Poetry-Slam-Team "Tommy und Annika" und gewannen noch im selben Jahr – als erstes österreichisches Team – die deutschsprachigen Poetry Slam-Meisterschaften in Bochum.
Die nächsten Auftritte von "Tommy und Annika": 24. Oktober, "529 Jahre Bühnen Graz"; 9. November, "Poetry Slam Bremen"; 29. Dezember, "Best of Poetry Slam" im Münchner Volkstheater.
Auf den Punkt gebracht
- Das österreichische Poetry-Slam-Duo "Tommy und Annika", bestehend aus Christoph Steiner und Lisa Rothhardt, nutzt humorvolle und energische Auftritte, um das Publikum für die Klimakrise zu sensibilisieren und gegen die Ohnmacht anzukämpfen
- Ihre Kunstform ermöglicht es, verschiedene Emotionen wie Wut, Traurigkeit, Hoffnung und Humor zu vermitteln, was "neue Blickwinkel auf die Klimadebatte" eröffnet und Menschen motivieren kann, sich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen