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Österreicher holen sich jetzt Balkan-Impfung gratis ab

Serbien impft Ausländer jetzt gratis. Zahlreiche Deutsche und Italiener nehmen das Angebot bereits in Anspruch - aber auch viele Österreicher.

Marlene Postl
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Eine Impfstraße in Belgrad, Serbien
Eine Impfstraße in Belgrad, Serbien
ANDREJ ISAKOVIC / AFP / picturedesk.com

Im Sommer 2020 wurden Grenzkontrollen in Österreich verschärft, weil befürchtet wurde, Balkan-Reisende würden das Covid-19-Virus nach Österreich einschleppen. "Das Virus kommt mit dem Auto nach Österreich", äußerte sich Bundeskanzler Sebastian Kurz gegenüber der Presse. Nun scheint sich die Situation umzukehren: der Österreicher kommt mit dem Auto nach Serbien – und zwar zum Impfen.

Österreichischer Betrieb lässt Schlüsselkräfte in Serbien impfen

Seit der Entwicklung verschiedener Corona-Vakzine sind Impfreisen im Gespräch. Reiche und Prominente flüchteten nach Dubai, um sich dort pieksen zu lassen. Schlappe 25.000 Euro soll ein Rundum-Impfpaket im Jet-Set-Hotspot in den Vereinigten Arabischen Emiraten kosten. Unternehmer Christian Mucha kündigte groß an, Impfreisen um "nur" ein Fünftel dieses Preises für alle leistbar zu machen, der Projektstart lässt aber noch auf sich warten. 

Wer die Corona-Impfung nicht mehr abwarten kann, braucht jetzt möglicherweise nicht mal einen Flug zu buchen. Am Donnerstag berichteten die Salzburger Nachrichten, der Salzburger Kranhersteller Palfinger ließe vereinzelte Schlüsselkräfte in Serbien impfen. Darüber hinaus sind viele Privatpersonen nach "Heute"-Infos genau aus diesem Grund bereits aus Österreich abgereist, um sich vor Ort impfen zu lassen. So dauerte es auch nicht lang, bis der Hashtag "Serbien" auf Twitter trendete. 

Lässt du dich auch auf dem Balkan impfen? Schick uns deinen Reise-Bericht mit Fotos/Videos an [email protected] oder per WhatsApp: 0670 400 400 4.

Serbien verimpft Sputnik V, BioNTech/Pfizer, AstraZeneca und Sinovac

In Serbien werden aktuell AstraZeneca, BioNTech/Pfizer, der russische Impfstoff Sputnik V sowie das chinesische Vakzin Sinovac verimpft. Das Angebot ist so groß, dass auch zahlreiche Ausländer geimpft wurden – und zwar gratis. Bis jetzt scheint zumindest Serbiens Beschaffungsstrategie ein Erfolg zu sein, das Land bestellte früh eine große Menge an Impfstoff von verschiedenen Herstellern. Das größte Impfzentrum in Belgrad verimpft inzwischen rund 8.000 Dosen pro Tag.

Einige Twitter-User waren hochbegeistert und wollten sich sofort anmelden, andere waren eher skeptisch. Insgesamt scheint die Idee der Impfreisen aber großen Anklang zu finden. Unter Italienern und Deutschen beispielsweise ist der Abstecher für ein schnelles Jaukerl nach Serbien bereits beliebt. Kein Wunder, in Italien beispielsweise läuft die Durchimpfung der Bevölkerung momentan ähnlich schleppend wie in Österreich. 

Genug Impfstoff, aber keine impfwilligen Bürger?

Serbien scheint mehr Impfstoff als impfwillige Bürger zu haben – Mitte Februar schenkte die Nation dem Nachbarland Nordmazedonien 8.000 Dosen BioNTech-Pfizer. Trotzdem beträgt die Rate der vollständig geimpften Personen in Serbien nur rund 16 Prozent. Währenddessen kämpft Österreich mit Lieferschwierigkeiten, am heutigen Donnerstag wurde ein kompletter Lieferausfall des AstraZeneca-Vakzins in Österreich vermeldet.

Die verminderte Impfbeteiligung der serbischen Bevölkerung sei auf eine unzureichende Aufklärungskampagne der Regierung zurückzuführen, erklärt der serbische Epidemiologe Zoran Radovanovic gegenüber den Medien. Darüber hinaus seien viele Serben ausgesprochen misstrauisch gegenüber Informationen zu Covid-19 von Seiten der Regierung. Laut einer Studie der "Balkans in Europe Policy Advisory Group" (BiEPAG) glauben rund 75% der Bevölkerung im West-Balkan an eine oder mehr Verschwörungstheorien in Bezug auf das Corona-Virus.