"Austrian Overshoot Day"
Österreich hat seine Ressourcen für heuer verbraucht
Mit Sonntag hat Österreich jene natürlichen Ressourcen verbraucht, die die Erde im Jahr regenerieren kann. Daran erinnert der Erderschöpfungstag.
Die Erde ist resilient und kann viele Störungen ausgleichen. Die Menschheit setzt aber gerade alles daran, diese Fähigkeit völlig auszureizen. Allein Österreich verbraucht so viele Rohstoffe, dass das Jahreskontingent für 2024 bereits am 7. April aufgebraucht ist.
Der renommierte Klimatologe Johan Rockström warnt in einem Interview mit der "Zeit" vor einem Klima-Kollaps. "Die Risiken und die Geschwindigkeit der Veränderungen wurden unterschätzt", sagt Rockström. "Die Dinge verändern sich schneller als gedacht, die Risiken nehmen zu. Je besser wir das Erd- und das Klimasystem wissenschaftlich verstehen, umso größer wird unsere Besorgnis."
Gründe zur Sorge gibt es mehr als genug: Die Gletscher schmelzen in einem Rekordtempo, ein Hitzemonat folgt dem nächsten, Arten sterben in einem schwindelerregenden Ausmaß, die Meerestemperaturen sind so hoch wie noch nie – ein Rekordwert jagt den nächsten.
Overshoot Day 2024
Jeder Österreicher verbraucht vier Erden im Jahr
Der "Earth Overshoot Day" ist der Tag, an dem die Ressourcen, die eigentlich bis Ende des Jahres reichen sollten, weltweit bereits aufgebraucht sind. Je verschwenderischer ein Land mit den Ressourcen umgeht, desto früher im Jahr ist der nationale Overshoot Day erreicht – in Österreich ist das heuer bereits am 7. April der Fall. Ab diesem Zeitpunkt leben wir Österreicherinnen und Österreicher sozusagen auf Pump.
"Bereits nach nur drei Monaten hat Österreich seine jährlichen Ressourcen aufgebraucht. Es wird zu viel fruchtbarer Boden zubetoniert, Wasser verschwendet und klimaschädliche Abgase in die Luft geblasen", sagt Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace in Österreich.
„Würden alle so leben wie wir, bräuchte es fast vier Planeten.“
"Die Hütte brennt"
"Der Erdüberlastungstag ist ein klares Alarmsignal: Die Hütte brennt – auch in Österreich", sagt Duregger. "Die Regierung muss jetzt wirksame Gesetze schaffen, um die Natur und damit auch unsere Lebensgrundlage zu sichern. Österreich braucht etwa dringend ein Bodenschutzgesetz mit klaren Zielen und ein nationales Ausstiegsdatum für Öl und Gas."
Interview mit Konsumexpertin Lisa Panhuber
Unser Verbrauch steigt stetig
1961 standen pro Österreicherin und Österreicher theoretisch Rohstoffe zur Verfügung, die global auf 3,25 Hektar gewonnen werden konnten. Verbraucht wurden aber schon damals pro Person Rohstoffe, die einer Fläche von 3,61 Hektar bedurft hätten. Heute sind es bereits 5,6 Hektar globale Fläche.
Global wurde das Ungleichgewicht erstmals 1971 schlagend, damals fiel der Earth Overshoot auf den 21. Dezember, das restliche Jahr wurde quasi auf Kredit und auf Kosten nachfolgender Generationen gelebt – von Ressourcen, die die Erde nicht innerhalb des Jahres erneuern konnte. In den 2000er Jahren kamen wir mit den vorhandenen Ressourcen noch bis weit in den September hinein aus. Heute überschreitet die weltweite Nachfrage bereits im Juli das Angebot.
Österreich verbraucht heute mit seinem Konsumverhalten pro Person Rohstoffe, die einer Fläche von 5,6 Hektar bedarf. Da uns aber eigentlich nur 1,51 Hektar global zur Verfügung stehen, ist unser Budget bereits am 7. April erschöpft.