Oberes Belvedere bleibt fast zwei Jahre geschlossen

Gleich nachdem sich die Türen des Oberen Belvederes um 10 Uhr Früh für Besucher öffnen, strömen schon vorfreudige Massen ins Museum. Fast alle der zumeist heimischen, italienischen, deutschen oder amerikanischen Besucher wollen vor allem eins: Den weltberühmten "Kuss" von Gustav Klimt bestaunen und sich davor (küssend) fotografieren. Das ikonische Gemälde macht es auch möglich, dass das Belvedere Museum derzeit "sehr viel investieren kann", freut sich Generaldirektorin Stella Rollig bei der Jahrespräsentation am Dienstag.

Das wahrscheinlich aufwendigste Projekt wird der geplante Umbau des Oberen Belvederes. "Wir werden jetzt zwei reguläre Jahre haben. Im Frühjahr 2027 wird das Haus dann für 18 Monate geschlossen", berichtet Rollig gemeinsam mit Geschäftsführer Wolfgang Bergmann. 35 Millionen Euro soll der Umbau kosten, der die Entstehung eines "Visitor Centers" inmitten des Weltkulturerbes vorsieht. Man will "im barocken Schloss eine zeitgemäße Infrastruktur für eine stets steigende Zahl von BesucherInnen gewährleisten". Das neue "unsichtbare" Center soll vom Eingang beim Kavalierstrakt an der Prinz-Eugen-Straße über drei Ebenen in das Visitor Center unter der Parkanlage führen. Von dort erfolgt die Anbindung an das Schloss.

Neues Belvedere Salzburg und Ausstellungs-Highlights

Im Unteren Belvedere wird in dieser Zeit ein "verdichtetes Programm" geboten. Einige der Werke im Oberen Belvedere werden während des Umbaus nach Salzburg gebracht, wo sie zur Eröffnung des neuen Belvedere-Museums an der Salzach als Highlights geplant sind. Der Spatenstich für das neue Prestige-Projekt erfolgte erst vor wenigen Tagen. Die Neue Residenz, bisher Sitz des Salzburg Museums, soll gemeinsam mit dem neu geschaffenen "Belvedere Salzburg" zu einem großen Kulturareal erweitert werden.

Bis es zu der Umsetzung beider Bauprojekte kommt, können sich Kunst-Fans im kommenden Jahr auf viele Ausstellungs-Highlights in den verschiedenen Häusern freuen. Unter dem Titel "Die Welt in Farben. Slowenische Malerei 1848–1918" zeigt das Belvedere in Kooperation mit der Nationalgalerie Sloweniens Höhepunkte slowenischer Malerei vom Revolutionsjahr 1848 bis zum Zerfall der Donaumonarchie 1918. Mehr als 60 KünstlerInnen aus über 20 Ländern bringt "Radikal! Künstlerinnen* und Moderne 1910–1950" in einen Dialog. Eine der frühesten und zugleich umfangreichsten privaten Sammlungen des französischen Impressionismus in der Schweiz wird in der Präsentation von "Cézanne, Monet, Renoir. Französischer Impressionismus" aus dem Museum Langmatt gezeigt. Die Schau "Mehr als Charakterköpfe" präsentiert Franz Xaver Messerschmidt als Künstler einer kulturellen und politischen Zeitenwende.

Mit "Pigment & Pixel" widmet sich das Belvedere neuen Erkenntnissen über Gustav Klimts Arbeitsmethoden und seine künstlerische Praxi, ermöglicht durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Im Belvedere 21 erwarten Besucher Sonderausstellungen von Konzeptkünstler Hans Haacke, Medienkritikerin Maria Hahnenkamp, Pionier der Transgender-Gegenkultur Ashley Hans Scheirl, Künstler Jonathan Monk und Bildhauer Fritz Wotruba.