Wirtschaft

"Nur wenige Tage" – Lebensmittelhandel schlägt Alarm

Die Wirtschaftskammer warnt vor einem Nahversorgersterben durch die hohen Energiepreise und fordert SOFORT finanzielle Hilfe von der Regierung.

Roman Palman
Hunderte Nahversorger kämpfen laut Wirtschaftskammer um ihr wirtschaftliches Überleben. Symbolbild
Hunderte Nahversorger kämpfen laut Wirtschaftskammer um ihr wirtschaftliches Überleben. Symbolbild
Getty Images

"Während verschiedene Akteure versuchen, den Lebensmittelhandel für die hohe Inflation verantwortlich zu machen, kämpfen zahlreiche Nahversorger ums Überleben". Mit diesen Worten schlägt Christian Prauchner, der Obmann des Lebensmittelhandels in der Wirtschaftskammer Österreich, am Dienstag Alarm.

Laut Schätzungen der Wirtschaftskammer wird am Ende des Jahres eine traurige Bilanz zu verzeichnen sein. Etwa 200 Nahversorger sollen als "direkte Folge der anhaltenden Energiekrise" dicht machen. Deshalb fordert die WKÖ umgehend von der Politik weitere Finanzspritzen: "Sollte der bereits beschlossene Energiekostenzuschuss 2 (EKZ2) nicht rasch in Kraft treten, droht diese Zahl dramatisch anzusteigen."

"Uns bleiben nur wenige Tage"

Der Regierungsbeschluss des Energiekostenzuschusses Ende 2022 sei von "entscheidender Bedeutung" für die Gesundheit der Betriebe gewesen, doch den Worten sollen nun auch endlich Taten folgen, tönt Prauchner: "Bedauerlicherweise wurden die für diese Unterstützung vorgesehenen bis zu 150 Millionen Euro bis dato nicht ausgezahlt".

Alles hänge sich an einer seit neun Monaten ausstehenden Richtlinie auf. Dies führe dazu, dass die ursprünglich geplante Antragsstellung im September nicht mehr realistisch sei. "Damit der Energiekostenzuschuss 2 rechtzeitig umgesetzt werden kann, ist es dringend erforderlich, dass die Richtlinie bis spätestens Ende September in Brüssel vorliegt. Nur so kann die geplante Antragsfrist von Mitte Oktober bis Anfang November eingehalten werden. Uns bleiben also nur wenige Tage", so Prauchner.

WKÖ spricht von "alarmierender Entwicklung"

Anhand des Beispiels eines Nahversorgers aus Oberösterreich, der fünf Mitarbeiter beschäftigt, will die WKÖ verdeutlichen, wie dramatisch die Lage für diese Kaufleute ist. Im Rahmen einer Offenlegung seiner Geschäftsergebnisse gegenüber der Wirtschaftskammer habe sich eine "alarmierende Entwicklung" gezeigt:

Die Stromkosten seien von Jänner bis Mai im Vergleich zum gleichen Zeitraum um stolze 226,1 Prozent gestiegen und hätten sich somit mehr als verdreifacht. Während der Kaufmann im Vergleichszeitraum 2022 noch einen bescheidenen Überschuss verzeichnen hätte können, würden die Energiekosten 2023 nun bereits mehr als 40 Prozent des Deckungsbeitrags ausmachen. Nach Abzug aller weiteren Kosten ergebe sich bereits für die ersten 5 Monate des Jahres ein Verlust von mehr als 10.000 Euro.

Dann "werden wir dieses Jahr wirtschaftlich nicht überleben"

Der Kaufmann, der anonym bleiben möchte, äußert per WKÖ-Aussendung Besorgnis: "Wenn nicht bald Unterstützung kommt, werden wir dieses Jahr wirtschaftlich nicht überleben." Dieses Schicksal würden zahlreiche weitere Kaufleute teilen, die aufgrund explodierender Energiekosten bereits ihre Türen hätten für immer schließen müssen.

Christian Prauchner appelliert daher eindringlich an die Politik: "Wenn wir nicht wollen, dass unsere Nahversorgung stirbt und damit die Lebensqualität in unseren Dörfern und Gemeinden, müssen wir umgehend handeln! Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Kaufleute aufgrund bürokratischer Hindernisse und politischer Diskussionen in ihrer Existenz bedroht werden."

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