Tierisch traurig
Nur jedes vierte Haustier will man wieder zurück
Durch ein langes Interview mit Tierheimleiter Stephan Scheidl aus Vösendorf kamen einige, traurige Wahrheiten ans Licht.
Das Tierschutzhaus Vösendorf gehört zu den größten und auf alle Fälle ältesten (seit 1846) Tierschutz-Einrichtungen in Österreich, weshalb man sich immer wieder gerne mit Fragen an die Profis an der Wiener Stadtgrenze wendet. Im Zuge eines langen Telefongespräches mit Tierheimleiter Stephan Scheidl kamen allerdings wieder ziemlich viele traurige Wahrheiten ans Licht, die man als Tierfreund gar nicht vermuten mag.
Nur jedes VIERTE Tier
Kaum zu glauben, aber es ist tatsächlich so, dass Halter ihre Tiere oftmals gar nicht vermissen, oder selbst Verantwortung für ihr "Verschwinden" tragen, denn nur jeder vierte Hund, oder jede vierte Katze kann als "Fundtier" wieder mit dem Besitzer vereint werden. "Man kann leider davon ausgehen, dass man bei vier Tieren nur eines wieder an einen erleichterten Halter übergeben darf. Der Rest bleibt im Tierheim und wurde wohl ausgesetzt", so Scheidl.
„Bedingungen für die Haltung eines Krokodils zu schaffen, sind für viele einfacher als für ein Pferd“
Doch nicht nur Hunde, Katzen und Nagetiere "findet" man vermeintlich ausgebüxt in Österreich, sondern auch Exoten gehören mittlerweile fast zur Tagesordnung. "Die Österreich sind leider oftmals zu wenig informiert und haben häufig gar nicht die Ressourcen um sich 30 Jahre lang um eine Riesenschlange wie eine Anakonda mit sechs Metern bei konstanten 28 Grad Umgebungstemperatur zu kümmern, weshalb wir auch heuer für solche Fälle ausbauen mussten", so der Tierheimleiter.
"Außerdem sind viele Exoten noch gar nicht ausreichend erforscht worden, wie man sie beispielsweise in diversen Fällen medizinisch betreuen und behandeln sollte. Keiner weiß genau, wie schlimm das Schmerzempfinden einer Schildkröte sein kann oder wie man erste Anzeichen des Unwohlseins bei einem Gecko erkennt", erzählt Scheidl weiter. Trotzdem ist der Tierfreund der Meinung, dass es in Österreich wohl manchen Schlangen besser geht, als manchen Hunden.
2024 konnten aus dem Tierschutzhaus Vösendorf über 500 Hunde und über 600 Katzen erfolgreich an liebevolle Plätze vermittelt werden.
Ruhe vor dem Sturm?
Auch wenn das Tierschutzhaus meistens um 95 Prozent ausgelastet ist, so versucht man jeder Tierart so gerecht wie möglich zu werden und auch deshalb keinesfalls eine Vermittlung zu beschleunigen, um Platz zu schaffen. Unsere Annahme, dass es nach Weihnachten immer zu einem Anstieg der Abgabetiere kommt, ist ebenfalls falsch. "Die Österreicher haben meistens mit dem ‚Weihnachtshaustier‘ zumindest bis zum ersten Urlaub Geduld, bevor sie erkennen, dass die Entscheidung für einen pelzigen Freund unüberlegt getroffen wurde", erzählt der gebürtige Türnitzer von seinen Erfahrungen.
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Auf den Punkt gebracht
- Im Interview mit Tierheimleiter Stephan Scheidl aus Vösendorf wird deutlich, dass nur jedes vierte Haustier, das im Tierheim landet, wieder mit seinem Besitzer vereint wird, während der Rest oft ausgesetzt bleibt.
- Zudem zeigt sich, dass viele Österreicher nicht ausreichend informiert sind, um exotische Tiere artgerecht zu halten, was zu einer steigenden Zahl an abgegebenen Exoten führt.