Wien
"Noch so ein Geschäft gibt's in der ganzen Welt nicht"
Das Kaufhaus Schiepek verkauft seit 1986 Schmuck und bunte Deko für zuhause. Während der Pandemie kam der Betrieb etwas ins Stottern.
"Es war die erste Immobilie, die ich angeschaut habe. Sie hat 'Hallo' zu mir gesagt. Und im Vertrag stand, dass ich keine Briefmarken verkaufen darf, weil nebenan eine Philatelie verkaufte. Das war mir sehr recht", so Gabriele "Jella" Schiepek lachend.
Als junge gelernte Einzelhandelskauffrau von 24 Jahren eröffnete sie dann 1986 ihr eigenes "Kaufhaus Schiepek" in der Wiener Teintfaltgasse 3 (City). Eine alte Dame sagte ihr damals: "Ach Kinderl, das ham's ganz liab gemacht. Aber ich geb dem G'schäft keine drei Joahr". Jetzt sind es schon fast vierzig Jahre.
Vor vierzig Jahren war der erste Bezirk anders
Damals war es leicht, als junge Frau mitten im ersten Bezirk ein Geschäft mit 60 Quadratmetern zu führen, erzählt sie. Zuerst verkaufte sie Wolle, Knöpfe und Schmuck aus Paris. Dann begann sie, selbst Schmuck zu machen. Heute hat sie "schätzungsweise 20.000 Artikel" im Geschäft. 80 Prozent des Schmucks hat sie selbst hergestellt, vor der Pandemie war es die Hälfte. Es gibt auch Taschen, Spiegel, Ketten, Figuren, Knöpfe, Perlen und Dekoration. Hier kannst du online alles ansehen.
"Ich war früher selbst stark geschmückt", lacht sie. Aber das sei wie beim Konditor in der Tortenmanufaktur: "Der isst irgendwann auch nichts mehr von den Torten". Zu ihr in den Laden kommen Leute, die sich immer noch gern schmücken. "Alle Altersgruppen, alle Einkommen, Wiener, Touristen, Frauen und Männer". Ihr Geschäft wurde in Reiseführern erwähnt, im Louis Vuitton Reiseführer, im Paris March, sogar in japanischen Reiseführern war sie ein Tipp – "Damals, als es noch Reiseführer aus Papier gab." Eines stehe fest: "Noch so ein Geschäft gibt es auf der ganzen Welt nicht", ist sich die Inhaberin sicher.
Lockdowns und Teuerung waren belastend
Es gibt bei ihr auch Workshops. Ab drei Teilnehmern vermittelt sie alles, was man wissen muss, um selbst Schmuck herzustellen. Haben sich die Kunden verändert in den Jahren seit 1986? "Eher nicht, aber ich habe mich verändert", schmunzelt Jella Schiepek. Gibt es besondere Interessen unter den Touristen? "Schweden stehen auf Kitsch, Männer lieben mexikanische Deko, Französinnen kaufen Schmuck aus Frankreich und Italienerinnen den aus Italien – es steht ja nicht dran, die spüren das irgendwie".
Teuer ist ein Einkauf im Kaufhaus Schiepek gar nicht (Schmuckstücke unter 10 Euro) und Tipps zum Selberbasteln gibt es gratis. Sie hat zwei Angestellte, das sind eine Halbzeitkraft und ihr Ehemann. "Er ist Architekt, ich habe ihn in die Branche hereingezogen", lacht sie. Durch die Lockdowns und die massiven Teuerung und Inflation machte Jella Schiepek dann jedoch kaum noch ausreichend Umsatz. Die Schließung wurde ein Thema.
Es läuft wieder
Dann aktivierte sie Anfang März ihre alten Kontakte, war sehr aktiv auf Social Media. Ein guter Freund hat einen Spendenaufruf auf facebook gemacht. Es kam einiges zusammen. "Bei sowas fang ich sofort zu weinen an, das rührt mich". Nun ist die Schließung kein Thema mehr. "Es läuft mörderisch gut" freut sie sich. Kein Wunder eigentlich – schließlich ist das Geschäft rappelvoll mit liebevoll zusammengetragenen Dingen.
Montag bis Freitag von11 bis 18 Uhr
Samstags 11 bis 16 Uhr
Teintfaltgasse 3, Wien 1010