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Wieso Nintendos VR-Brille aus Pappe trotzdem gut ist

Die Macher von Super Mario versuchen sich an einem VR-Headset. Es ist technisch limitiert, überzeugt aber mit fantasievollen Ideen.

Heute Redaktion
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Der Hype um VR-Headsets ist mittlerweile wieder abgeflaut. Während Sony, HTC, Oculus und andere Hersteller längst entsprechende Geräte auf dem Markt haben, kommt Nintendo erst jetzt mit einer eigenen Virtual-Reality-Erfahrung um die Ecke. Und die ist – typisch für das japanische Unternehmen – verspielt, kreativ und ganz anders als die Konkurrenz.

Nintendo hebt das Konzept von Google Cardboard auf eine komplett neue Ebene. Denn statt eines Smartphones wird die Nintendo Switch in eine Pappkarton-Vorrichtung geschoben – und diese anschließend in diverse Karton-Gebilde, die etwa eine Kamera oder eine Bazooka simulieren. Möglich wird das durch das genial einfache Konzept von Nintendo Labo.

Wir erinnern uns: Bei Nintendo Labo handelt es sich um vorgestanzte Bauteile aus Karton, mit denen verschiedene Erweiterungen zum Spielen zusammengebaut werden können. Das ist auch in diesem Fall so.

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Ein VR-Set zum selber bauen

Eine verständliche animierte Anleitung auf dem Switch-Bildschirm zeigt wie gewohnt, wie Teile aus den Kartonbögen herausgelöst und zusammengesetzt werden müssen. Im Gegensatz zu den eher großen Roboter- und Fahrzeug-Sets geht der Bau der Vorrichtungen hier etwas schneller von der Hand. Bis man alle Modelle fertig hat, kann aber durchaus ein halber Tag vergehen.

Das Nintendo Labo VR-Kit ist das teuerste bisher. Zum Preis von rund 80 Euro gibt es neben der Software das Material für den Bau von sechs Toy-Con-Projekten: VR-Brille, Blaster, Kamera, Vogel, Windpedal und Elefant. Alternativ ist auch ein Starter-Set zum Preis von 40 Euro erhältlich, das Software, VR-Brille und den Blaster enthält. Die verbleibenden Toy-Con können mit Erweiterungssets nachgekauft werden.

Klar, Nintendos VR kann nicht mit den technisch ausgereifteren Angeboten der Konkurrenz mithalten. Allerdings stört es überraschend wenig, dass man sich einen 720p-Bildschirm vor die Augen hält. Ja, hält. Denn Labo VR wird nicht an den Kopf geschnallt. Die Erfahrungen sind vielmehr auf kurze Sitzungen und Herumreichen der Toy-Con ausgelegt.

Das ist enthalten

Der Blaster ist der wuchtigste und intuitivste enthaltene VR-Controller. Man hält ihn mit zwei Händen und kann tatsächlich "schießen". Natürlich nur virtuell. Im ersten Modus bewegt man sich durch eine Stadt, die gerade von einer Alien-Invasion heimgesucht wird und wehrt sich gegen niedliche Außerirdische. Nicht fordernd, aber spaßig. Der zweite Modus ist auf zwei Spieler ausgelegt, die sich dabei abwechseln, Nilpferde zu füttern und auf die eigene Seite zu ziehen.

Mit der Kamera kann man – wenig überraschend – Fotos knipsen. Zu diesem Zweck hat die Vorrichtung sogar eine drehbare Linse. Einerseits kann man sich auf eine Unterwasser-Entdeckungstour begeben, andererseits den kleinen Bewohner des Hauses aus dem Nintendo Labo Multi-Kit besuchen. Diese kleinen Spiele sind mit Überraschungen gefüllt, die aber erst einmal entdeckt werden wollen.

Der Elefant ist technisch gesehen am beeindruckendsten. An einer Elefantenmaske ist ein Rüssel befestigt, der im VR-Raum als Controller dient. Mit diesem kann man Puzzles lösen und eine Murmel zum Ziel bewegen oder Zeichnungen im 3D-Raum anfertigen. Leider bietet Labo VR kein Tracking der eigenen Position im Raum. Die Kunstwerke können also nicht von allen Seiten betrachtet werden.

Die Steuerung des Vogels ist gleichermaßen simpel und etwas albern: Man hält den Toy-Con samt Switch vors Gesicht und drückt zwei Auslöser an beiden Seiten, um mit den Flügeln zu schlagen. So kann man auf dem Rücken eines Vogels durch die Lüfte schweben, durch Ringe fliegen und Eier sammeln. In Kombination damit agiert das Pedal. Es funktioniert wie die Bass Drum eines Schlagzeugs. Doch statt Musik zu machen, stößt es dem Spieler einen Windstoß ins Gesicht, der etwa beim Fliegen für zusätzliche Immersion sorgt.

Ein mächtiger Editor

Und einmal mehr ist auch der "Werkstatt"-Modus enthalten, der dank einfacher Programmierlogik gänzlich neue Spielmöglichkeiten eröffnet. Hierbei können die Joy-Con-Controller auf Befehlseingaben und -ausgaben eingestellt werden, um eigene Vorrichtungen und Spiele zu erfinden. Aus Karton oder ganz alltäglichen Gegenständen.

Besonders beeindruckend sind auch die vielen Minispiele, die bereits im Paket enthalten sind und mit den verschiedenen Toy-Con genutzt werden können. Sie sind allesamt sehr kurzweilig und können auch in den Editor geladen werden, um sie zu verändern und weiterzuentwickeln. Der größte Fehler des "Werkstatt"-Modus bleibt allerdings derselbe wie bei bereits erschienenen Labo-Sets: Man kann seine Kreationen nicht online mit anderen Spielern teilen.

Fazit

Nintendos Version von Virtual Reality ist neu, ungewohnt und sehr charmant. Die Technik wirkt angesichts der fortgeschrittenen Konkurrenz natürlich antiquiert, doch der Spielspaß spricht für die Pappkarton-Gebilde aus Japan. Und: Die Minispiele können auch ohne VR einfach auf dem Switch-Bildschirm gespielt werden. Somit ist das Set auch für Kinder unter sieben Jahren bestens geeignet. Außerdem sollen noch VR-Modi für die Vorzeige-Titel Super Mario Odyssey und The Legend of Zelda: Breath of the Wild folgen. (red)