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"Nicht falsch verstehen, aber..." – Nina Proll teilt au
Lange hat sich Nina Proll zurückgehalten – bis jetzt. Nun meldet sich die Schauspielerin ("Vorstadtweiber") wieder lautstark zu Wort.
Sie ist und war noch nie eine, die sich ein Blatt vor den Mund genommen hat. Zurückhaltung kann man ihr daher nicht vorwerfen. Wenn ihr etwas nicht passt, dann sagt sie das auch eindeutig. Strittige Aussagen zur #metoo-Debatte und Corona hätten daher auch beinahe das Ende ihrer Karriere bedeutet. Doch Nina Proll kämpfte sich durch und meldet sich im aktuellen "News" lautstark zurück.
"Auf der einen Seite habe ich mich dadurch weiterentwickelt, und die Jahre seit 2017 waren ein politisches Erwachen. Bis dahin habe ich mich politisch nie geäußert, weil ich zu vielem auch keine Meinung hatte. Ich hab mich einfach nur meines Lebens gefreut, meine Filme gemacht und versucht, mein Bestes zu geben", erklärt die Schauspielerin, die 1999 mit dem Drama "Nordrand" ihren inter- und nationalen Durchbruch feierte. Seit wenigen Tagen steht sie in der Steiermark für ServusTV und den neuen "Altaussee-Krimi" wieder vor der Kamera.
"Ich hatte mir etwas erarbeitet, und in meine Branche drängen ja wahnsinnig viele Menschen. Warum weiß ich nicht, es wird ja ständig behauptet, wie frauenfeindlich, hierarchisch und sexistisch die Branche ist. Dennoch ist der Andrang enorm, gerade von Frauen, und es ist schwer, sichtbar zu werden. [...] Klar bin ich auch in Schubladen gesteckt oder nach meinem Äußeren beurteilt worden, aber Film und Theater sind nun einmal visuelle Kunstformen, es ist unmöglich, NICHT das Äußere zu beurteilen. Die Form des Machtmissbrauchs, von der man jede Woche hört, habe ich jedenfalls nie erlebt", erklärt sie.
Zurückblickend gibt sie zu: "Karrieretechnisch wäre es besser gewesen, zu bestätigen, dass Männer immer nur das eine von mir wollten." Doch so tickt die gebürtige Wienerin nicht, die mit Ehemann Gregor Bloeb und den zwei Söhnen inzwischen in Tirol lebt. Die Umgangsformen am Set seien ihres Erachtens nicht das größte Problem. "Ich finde sexuelle Annäherung zwischen erwachsenen Menschen in Ordnung und etwas völlig Natürliches, ob sie miteinander arbeiten oder nicht. Weder fühle ich mich davon erhöht noch erniedrigt. Ich glaube auch, dass eine erwachsene Frau in der Lage ist, Ja oder Nein zu sagen", so die 48-Jährige im "News"-Interview.
Mit ihrem Posting zur #metoo-Debatte, bei der Frauen weltweit ihre Erlebnisse von sexueller Belästigung oute(te)n, hat Proll im Jahre 2017 sehr polarisiert. So schrieb sie, dass das Bild "Frauen sind Opfer, Männer Täter" differenziert gehöre und dass sie sexuelle Annäherungsversuche eines Mannes "als grundsätzlich erfreulich" empfinde. Zu diesen Aussagen steht sie – trotz eines heftigen Shitstorms, der ihr wohl das ein oder andere Engagement verwehrt haben dürfte – auch noch heute.
Kann denn Liebe Sünde sein?
"Nicht falsch verstehen, ich habe auch das Gefühl, dass in dieser Welt vieles falsch läuft. Ich glaube nur nicht, dass das ausschließlich die Schuld der Männer oder des Patriarchats ist. Frauen haben sich an den Systemen, in denen wir leben, genauso schuldig gemacht. Aber in meiner Branche wirst du täglich zum Kampf gegen das Patriarchat aufgerufen. Wenn du nicht bestätigst, dass auch du in der Ausbildung von deinen Lehrern zum Abendessen eingeladen, gemobbt oder für zu dick erklärt wurdest, bist du Verräterin und Feind", erklärt Proll, die offenbar liebend gerne mit genau diesem Bild kokettiert.
Nicht umsonst heißt ihr Soloprogramm, welches sie am 12. Oktober in St. Florian (OÖ) aufführt, wohl auch "Kann denn Liebe Sünde sein?" – ein Titel der sich wahrscheinlich nicht nur auf den gleichnamigen deutschen Schellack-Schlager von Zarah Leander bezieht. Denn wie meint Proll im "News"-Interview auch so treffend: "Sexualität kann ja eine große kreative Kraft sein!".