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Nicht mit 18 – wann dein Gehirn wirklich erwachsen ist

Obwohl man hierzulande ab 18 als erwachsen gilt, ist man es laut Wissenschaft noch lange nicht. Das Gehirn steckt noch mitten in der Entwicklung.

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Nur weil man am Papier als erwachsen gilt, ist man es im Kopf noch lange nicht. 
Nur weil man am Papier als erwachsen gilt, ist man es im Kopf noch lange nicht. 
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Per Gesetz ist man in Österreich mit 18 Jahren als erwachsen. Laut Hirnforschern ist man es zu diesem Zeitpunkt aber noch lange nicht. Neurologen zufolge verändert sich das Gehirn auch dann noch erheblich, wenn man 18 Jahre alt ist und erst in den 30ern abgeschlossen ist.

Erwachsensein nicht von heute auf morgen

In ihrer Studie untersuchten Dr. Jones und seine Kollegen von der Universität Cambridge (England) die Gehirne von 297 Freiwilligen im Alter von 14 bis 24 Jahren mit einem MRT. Sie fanden heraus, dass sich das Gehirn auch nach 18 Jahren noch bildet, was bedeutet, dass das Verhalten beeinflusst wird und sich eher psychische Störungen entwickeln. Jones sagt dazu: "Was wir wirklich sagen wollen, ist, dass eine Definition des Übergangs von der Kindheit zum Erwachsenenalter zunehmend absurd erscheint. Es ist ein viel nuancierterer Übergang, der sich über drei Jahrzehnte hinzieht." Er fügte hinzu: "Ich denke, Systeme wie das Bildungs-, das Gesundheits- und das Rechtssystem machen es sich mit Definitionen bequem." Mit 18 Jahren kann man wählen, Alkohol kaufen und wird auch als Erwachsener behandelt, wenn man in Schwierigkeiten mit der Polizei gerät. "Es gibt nicht erst eine Kindheit und dann ein Erwachsenenalter. Die Menschen befinden sich auf einem Weg."

Gehirn reift weiter

In einem Interview mit PBS sagte Dr. Jay Giedd, Vorsitzender der Kinderpsychiatrie am Rady Children's Hospital in San Diego, dass die Entwicklung des präfrontalen Kortex, des Teils des Gehirns, der für soziale Interaktionen, die Regulierung von Emotionen, die Kontrolle impulsiven Verhaltens und die Risikobewertung zuständig ist, nicht mit 18 Jahren aufhört. Stattdessen dauert es seiner Meinung nach fast 25 Jahre. Auch das Kleinhirn beeinflusst unsere kognitive Reife. Diese wird jedoch in erster Linie von unserer Umwelt beeinflusst. "Dieser Teil des Kleinhirns hat sein Wachstum auch mit Anfang 20 noch nicht abgeschlossen. Früher ging man davon aus, dass das Kleinhirn für die Koordination unserer Muskeln zuständig ist. Wenn Ihr Kleinhirn also gut funktioniert, waren Sie anmutig, ein guter Tänzer, ein guter Sportler", sagte er. "Aber wir wissen jetzt, dass es auch an der Koordination unserer kognitiven Prozesse, unserer Denkprozesse, beteiligt ist. Genauso wie man körperlich ungeschickt sein kann, kann man auch geistig etwas ungeschickt sein."

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