Klimaschutz

Neusiedler See dramatisch niedrig nun neuer Geheimplan

Neue Diskussion um Wasserzufuhr in den Neusiedler See. Der WWF warnt vor den Folgen, das Land hingegen weist die Befürchtungen zurück.

Heute For Future
Wasser von der Donau in den Neusiedler See zu leiten, ist seit Jahren ein heiß diskutiertes Thema.
Wasser von der Donau in den Neusiedler See zu leiten, ist seit Jahren ein heiß diskutiertes Thema.
Matthias Röder / dpa / picturedesk.com

Noch bis Donnerstag prüft das UNESCO-Sekretariat in einer "Advisory Mission" den Welterbe-Status des Neusiedler Sees. Die Diskussion, Donauwasser in den See zu leiten, um einer drohenden Austrocknung entgegen zu wirken, ist dabei neu entflammt.

Der Steppensee ist aufgrund der niedrigen Wasserstände in einem kritischen Zustand. Aktuell liegt der See 115,01 Meter über der Adria - zwei Zentimeter höher als noch im vergangenen Jahr. Der Wasserstand ist dennoch dramatisch niedrig.

Deshalb gibt es Pläne, Wasser direkt aus der Donau, ab Wolfsthal (NÖ) an der slowakischen Grenze, einzuleiten. Eine Lösung mit Ungarn, also eine Wasserzufuhr aus der Moson-Donau, liegt mangels Finanzierung auf Eis.

Umweltschützer warnen "ökologisch höchst riskant"

Laut WWF Österreich wäre die künstliche Wassereinleitung "der folgenschwerste Eingriff seit 100 Jahren und ökologisch höchst riskant". "Eine Zuleitung von Fremdwasser würde den salzhaltigen See zusehends aussüßen und letztlich zum völligen Verlust des Salzes führen", erklärte WWF-Experte Bernhard Kohler im "Heute"-Gespräch.

Stattdessen wird ein besserer Wasserrückhalt gefordert. Anstelle des Donauwassers bräuchte es ein anderes Wassermanagement in der Region. Hochwasser dürften nicht mehr im bisherigen Umfang abgeleitet werden. Dafür müssten die in der Vergangenheit abgetrennten, großen Überschwemmungsräume wieder an den Neusiedler See angebunden werden. Der WWF sieht hier vor allem auf ungarischer Seite großes Potenzial.

Ähnlich argumentiert die grüne Klubobfrau Regina Petrik: "Ich verstehe jeden Menschen, der alles tun will, um den See für sich so zu erhalten, wie er ihn liebt. Aber die Natur geht ihre eigenen Wege und in diese sollte der Mensch nicht ungezügelt eingreifen", wird Petrik von der "Kronen Zeitung" zitiert.

Eine künstliche Wasserzufuhr würde den Wasserstand um maximal zehn Zentimeter pro Jahr erhöhen. Das Risiko, dass sich das Ökosystem "bei diesem massiven und teuren Eingriff in die Natur" unwiderruflich verändert, sei viel zu groß und würde in keinem vernünftigen Verhältnis stehen.

Burgenland hält Zuleitung für unproblematisch

Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) hingegen sieht als einzige Lösung eine Wasserzuleitung aus der Donau. Laut einer Machbarkeitsstudie sei dieser Plan auch umsetzbar. Den See und die Salzlacken einfach sich selbst zu überlassen, kommt für Dorner gar nicht infrage.

Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil spricht sich gegenüber "Heute" pro Wasserzuleitung aus: "natürlich mit der größtmöglichen Behutsamkeit", damit das sensible Ökosystem nicht gestört werde. Es gebe aktuell eine Arbeitsgruppe mit dem Landwirtschaftsministerium.

"Uns allen muss bewusst sein, dass die schlechteste Perspektive für Mensch, Natur und Tierwelt ein austrocknender See ist", betonte Doskozil. Deshalb werde das Land Burgenland die Option einer Wasserzuleitung "aus Verantwortung für die Zukunft weiterverfolgen".

Ein wichtiger Eckpfeiler zum Erhalt des Neusiedler Sees seien auch Schilfmanagement und Initiativen zur Schlammbeseitigung in den Seegemeinden. Dadurch wurden in der letzten Saison zwischen Oktober und April mehr als 40.000 Kubikmeter Weichschlamm abgepumpt.

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    Der Pegel des Neusiedler Sees im Burgenland erreicht durch die anhaltende Trockenheit einen historischen Tiefstand.
    Der Pegel des Neusiedler Sees im Burgenland erreicht durch die anhaltende Trockenheit einen historischen Tiefstand.
    Weingartner-Foto / picturedesk.com