Wien
Neunerhaus feiert zehn Jahre Tierärztliche Versorgung
Haustiere sind oft der letzte Halt für Menschen am Rande der Gesellschaft. Tierarztkosten oft unerschwinglich. Rund 5.000 Tiere wurden hier behandelt
Montag, 13 Uhr in der Margartenstraße 166 (Margareten). Die "Tierärztliche Versorgung" im Neunerhaus hat gerade aufgesperrt und es warten bereits die ersten Patienten auf ihre Behandlung. Roland (53) kommt mit seinem Liebling "Sheila". Der 12-jährige Pitpull leidet an unheilbarem Krebs. Tierärztin Marina Prieschl (53) versucht ihr die letzten Tage so angenehm wie möglich zu machen. Besonders betrübt über den nicht operablen Tumor ist natürlich "Hunde-Papa" Roland (35). "Sie ist mein Ein und Alles" klagt er.
Bessere Prognose für Katze "Bärli"
Eine junge Dame - die Ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will - kommt mit ihrer Katze als nächstes dran. "Bärli" hat eine bessere Prognose als "Sheila". Wegen einer Futter-Allergie hat sie Verdauungsprobleme. In der Neunerhaus-Tierambulanz war sie deshalb schon mehrmals in Behandlung. "Sie dürfen ihr nicht immer das Nassfutter füttern", schimpft Prieschl mit der Katzen-Halterin". Gegen die notwendige Injektion verteidigt sich der kleine Stubentiger wie ein echter. Aber Ärztin, Helferin und Halterin können ihn letzlich bändigen - wenn auch mit ein paar Schrammen. "Ich kenne keinen Tierarzt mit Corona. Weil unser Immun-System immer gefordert ist", lacht Prieschl. Mit einer Packung Spezialfutter wird Bärli letztlich entlassen.
Seit Zehn Jahren für die Tiere auf Wiens Straßen im Einsatz
Seit Zehn Jahren kümmert sich die tierärztliche Versorgung des Neunerhauses um die Haustiere von obdachlose Menschen. Für die Tiere sind rund 50 ehrenamtliche Tierärzte und Helfer im Einsatz. Seit der Eröffnung der Tierambulanz hat sich der Andrang verdreifacht. Allein 2019 wurden 2.000 Behandlungen an 670 Tieren kostenlos durchgeführt. Unterstützt wird das Projekt von der Tierärztekammer und der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Dank der der veterinärmedizinischen Universität können zweimal im Monat auch komplexe Operationen durchgeführt werden. Gefördert wird das Projekt von der MA 22, Großteils finanziert es sich aber aus Spenden. Deswegen läuft im Moment auch eine Crowdfunding-Kampagne. Gefragt sind neben Geldspenden natürlich auch Sachspenden (wie Futter, Leinen und Maulkörbe) Geöffnet ist die tierärztliche Versorgung dreimal die Woche. Am Montag und Mittwoch von 13 bis 14 Uhr und am Freitag von 10.30 bis 11.30 Uhr.