Ukraine

Neues Fiasko für Putin: "Wie idiotisch muss man

Neuerlicher Rückschlag für die russische Armee. Ein Militärmanöver in der Ostukraine geht gründlich schief. Hunderte Soldaten sollen gefallen sein.

Jochen Dobnik
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Die ukrainische Armee konnte einen moralisch wichtigen Sieg im Donbass feiern (Symbolbild).
Die ukrainische Armee konnte einen moralisch wichtigen Sieg im Donbass feiern (Symbolbild).
Bernat Armangue / AP / picturedesk.com

Der "Sonderoperation" läuft nicht so, wie sich das der russische Präsident Wladimir Putin vorgestellt hat. Nach britischen Einschätzungen hat er bislang etwa ein Drittel der eingesetzten Bodentruppen verloren. Jüngstes Beispiel dafür sind die erfolglosen Versuche der russischen Truppen, in der ostukrainischen Region Donbass in Richtung Süden weiter vorzurücken.

Die Region ist aufgrund seiner üppigen Rohstoffvorkommen von großer strategischer Bedeutung für den Kreml-Chef. Das Kohlerevier, das im Osten bis auf russisches Gebiet hinüberreicht, ist das viertgrößte in Europa. Die Kohlereserven werden auf über 10 Milliarden Tonnen geschätzt. Doch die Eroberung des Donbass entwickelt sich für Putin zunehmend zum Albtraum.

Bis zu 1.500 Tote bei Kampf um Brücke 

Mehr als 80 russische Fahrzeuge liegen seit vergangener Woche schrottreif in und um den Donez verteilt, 485 Soldaten sind gefallen oder wurden verwundet, wie das Institute for the Study of War (ISW) berichtet. Die ukrainische Armee spricht sogar von bis zu 1.500 Toten. Beim Versuch den Fluss zu überqueren, um bei der Stadt Lyssytschansk ukrainische Soldaten zu umzingeln, traf sie die feindliche Artillerie und Luftwaffe. Ein Fiasko für Russland!

"Die Luftwaffe begann mit schweren Bombenangriffen auf das Gebiet und zerstörte alle Überreste der Russen dort sowie weitere Brücken, die sie zu bauen versuchten" - Maxim, ukrainischer Offizier

Noch dazu soll es sich bei den Brigaden, die den Donez überbrücken wollten, um Elitetruppen gehandelt haben, denen solche Patzer nicht unterlaufen sollten. "Die russischen Streitkräfte haben [...] erhebliche taktische Fehler gemacht", konstatiert das in Washington ansässige ISW. Von einem "erheblichen Rückschlag" spricht der australische Militär-Experte Mick Ryan. Damit nicht genug. 

"Dummheit der russischen Führung"

Auch prominente russische Kriegs-Blogger, die normalerweise ganz im Sinne Moskaus berichten, sparen nach dem Desaster bei Bilohoriwka nicht mit Kritik. Juri Podoliaka, der auf Telegram nicht weniger als 1,2 Millionen Follower hat, spricht gar von "Dummheit der russischen Führung". In einem Video spottet er über die Erzählung des Kremls, wonach "alles nach Plan" laufe.

Auch der Blogger "Starshe Eddy" geht mit den russischen Befehlshabern hart ins Gericht. "Wie idiotisch muss man sein, um das nicht zu verstehen?". Er geht sogar von absichtlicher Sabotage aus: "Das würde diese Situation, ehrlich gesagt, viel einfacher erklären."

Dennoch sollen die jüngsten Erfolge – ukrainische Truppen erreichten bei Charkiw kürzlich offenbar die russische Grenze – nicht darüber hinwegtäuschen, dass in dem Konflikt noch ein langer Weg bevorsteht.

Kriegsexperten rechnen damit, dass sich die Auseinandersetzung in der Ostukraine schneller als erwartet von einem Bewegungs- in einen zähen Stellungskrieg entwickeln dürfte, bei dem nur noch geringe Fortschritte gemacht werden. Ein baldiges Ende des Ukraine-Krieges ist vorerst nicht absehbar.

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    Die Belagerung des Stahlwerks in Mariupol dürfte beendet, der Widerstand der Ukrainer gebrochen sein. 
    Die Belagerung des Stahlwerks in Mariupol dürfte beendet, der Widerstand der Ukrainer gebrochen sein.
    REUTERS