Wirtschaft

Neues Gesetz – EU will nun Kaffeekapseln verbieten

Hersteller wie Nestlé wollen einen geplanten Gesetzesentwurf der EU bekämpfen, der Kaffeekapseln aus Aluminium faktisch verbieten würde.

Alu-Kapseln sollen nach dem Willen der EU vom Markt verschwinden.
Alu-Kapseln sollen nach dem Willen der EU vom Markt verschwinden.
20min/Marvin Ancian

Das Verbot sei "weitgehend unbeachtet" von der Öffentlichkeit vorgeschlagen worden, berichtet die "Neue Zürcher Zeitung" bezüglich einer neuen Verordnung der EU über Verpackungen und Verpackungsabfälle. Diese will, dass Verpackungen nur noch in Umlauf gebracht werden dürfen, wenn sie biologisch abbaubar bzw. kompostierbar sind. Dies würde sich direkt auf die Hersteller von Kaffeekapseln auswirken, welche meist aus Aluminium oder Kunststoff gefertigt sind. Verschont würden bloß die kugelförmigen Coffee-B-Kapseln der Migros, die laut Hersteller vollständig gartenkompostierbar sind, sowie die von Nestlé geplanten kompostierbaren Kapseln aus Papier.

Die Auswirkungen auf den Markt wären beträchtlich. Denn in der Schweiz werden pro Kopf jährlich 1.100 Tassen Kaffee getrunken, in Deutschland gar rund 1.300. Und wie die NZZ weiter schreibt, sind in Deutschland und Österreich 30 bis 40 Prozent der Haushalte mit den praktischen Kapselmaschinen ausgerüstet. In der Schweiz dürfte es ähnlich aussehen, und bei einem Verbot von Alukapseln in der EU würde wohl die Schweiz nachziehen – oder womöglich von einem Produktionsstopp getroffen werden.

Dabei müssten sich neueren Forschungsergebnissen zufolge die Alu-Kapseln energietechnisch nicht hinter anderen Zubereitungsarten verstecken. Im Gegenteil: Laut einem großen Vergleich in der Fachpublikation "Journal of Industrial Ecology" aus dem Jahr 2017 sind sie sogar die umweltfreundlichste Option bei der Kaffeezubereitung. Und in einem brandneuen Papier von Forschenden der Universität Quebec kommen die Autorinnen und Autoren zu dem Schluss, dass über alles gesehen – von der Aussaat der Bohne bis in die Tasse – die Energiebilanz bei Filterkaffee oder Kaffeemaschinen schlechter ist als bei Kapseln.

Energiebedarf und Kaffeemenge entscheiden

Der Grund: Die wichtigsten Faktoren für den ökologischen Fussabdruck bzw. höchsten Energiebedarf, den eine Tasse Kaffee verursacht, sind – nebst dem Anbau und Transport – die Zubereitung und verwendete Kaffee-Menge. Und hier schneiden Nespresso & Co relativ gut ab, weil sie nur die notwendige Menge Kaffeepulver verwenden und nur gerade so viel Wasser aufheizen, wie für eine Tasse nötig ist. Bereits 2019 besagte eine Studie der Umweltberatungsfirma Quantis, dass die Kapsel dem Vollautomaten und selbst der Espressokanne überlegen ist. Die Erhebung wurde zwar von Nestlé bezahlt, aber von unabhängigen Stellen verifiziert.

Verpackung und Entsorgung machen laut Bericht nur fünf bis 15 Prozent des CO2-Fussabdrucks von Kaffee aus. Die NZZ schreibt: "Wer sich Gedanken über die Ökobilanz seines Kaffeegenusses macht, sollte vor allem darauf achten, wie viele Gramm Kaffeepulver es für eine Tasse braucht und wie Energie bei der Zubereitung gespart werden kann. Den größten Umwelteffekt können Konsumenten grundsätzlich erzielen, wenn sie weniger Kaffee trinken – oder auf Tee umsteigen, der eine bessere CO2-Bilanz hat."

Nestlé will sich wehren

Aus Sicht der Hersteller ist es daher nachvollziehbar, dass sie die geplante EU-Regelung bekämpfen. Der Branchenverband European Coffee Federation, dem auch der Nespresso-Hersteller Nestlé angehört, will sich dem Verbot entgegenstellen. Aus Umweltsicht bringe ein Verbot von Alu- und Plastikkapseln nichts und kompostierbare Kapseln seien keine Patentlösung, weil es auch für sie dann Recycling-Infrastrukturen brauche, die noch aufgebaut werden müssten.

Fürs Recycling von Alu-Kapseln hat Hersteller Nestlé laut eigenen Angaben bereits mehr als 300 Millionen Euro investiert. Allerdings schwanke die Quote der Rückgaben stark: Während in der Schweiz 72 Prozent aller Kapseln zurückkommen, sind es weltweit gerade mal deren 30.

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