Coronavirus
Neue Symptome, und so schnell steckst du dich erneut an
Die aktuelle Covid-19-Sommerwelle treibt vor allem die Omikron-Variante BA.5 voran. Das Problem: Ihre Symptome ähneln denen von Erkältung und Grippe.
Nicht nur in Österreich, auch in anderen Ländern sorgt die Omikron-Variante BA.5 für eine Covid-19-Sommerwelle. In Großbritannien etwa wurden am 21. Juli 138.213 neue Fälle registriert. Der Sieben-Tage-Durchschnitt lag laut Angaben der britischen Regierung bei 39.673 Fällen. In die offiziellen Zahlen fließen allerdings nur noch jene Fälle ein, die trotz geringerer Testkapazitäten noch nachgewiesen und auch gemeldet werden, wie die Nachrichtenagentur DPA schreibt. Es wird von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen.
Laut den Daten, die im Rahmen der ZOE-Symptom-Tracking-Studie (siehe Box) gewonnen wurden, gab es vergangene Woche in Großbritannien "doppelt so viele Covid-Fälle wie Erkältungen", so der Epidemiologe und Leiter der Studie, Tim Spector, in einem Youtube-Update zur aktuellen Lage. Das Problem: Die Symptome von einer durch BA.5 verursachten Covid-19-Infektion und einer herkömmlichen Erkältung ähneln sich. Das kann zu folgenreichen Verwechslungen führen.
ZOE Symptom-Tracking-Studie
Seit März 2020 können an Covid-19 erkrankte Personen ihre Symptome in der sogenannten ZOE-App angeben. Das Team um Tim Spector wertet diese dann aus. Bisher haben sich schon mehr als 4,5 Millionen Menschen an dem Projekt beteiligt. Damit ist es die weltweit größte laufende Studie zu Covid-19. Sie liefert wissenschaftliche Erkenntnisse über zum Beispiel Symptome, Impfstoffe, Immunität und neue Varianten.
"Versuchen Sie, sich testen zu lassen"
Viele Leute würden bei den bei beiden Krankheiten auftreten Symptomen vorschnell urteilen: "Sie sagen dann 'Oh, ich bin bloß erkältet' oder 'Es fühlt sich nicht wie Covid-19 an, es geht mir gut'", so Spector. Dabei sei die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich Covid-19 zu haben, derzeit doppelt so hoch, wie die, an irgendeinem anderen Virustyp zu erkranken. "Die Symptome sind im Wesentlichen die gleichen", so der Forscher. Nur die Müdigkeit und die Halsschmerzen seien im Allgemeinen stärker ausgeprägt. "Wenn du diese Symptome hast, geh davon aus, dass du wahrscheinlich Covid-19 hast."
Um zu verhindern, dass man andere Menschen ansteckt, rät der Epidemiologe, Vorsicht walten zu lassen: "Versuchen Sie, sich testen zu lassen, wenn Sie können. Wenn Sie sich nicht testen lassen können, gehen Sie davon aus, dass Sie Covid-19 haben, und halten Sie sich von anderen Menschen fern, bis Sie sich besser fühlen."
Neue Symptome bei BA.5
Laut verschiedenen Fachleuten unterscheiden sich die Symptome von BA.5, aber auch jene von der ebenfalls kursierenden Variante BA.4 nicht wesentlich von denen früherer Omikron-Varianten. So können die Betroffenen Husten, eine laufende Nase, Halsschmerzen, Kopf- und Muskelschmerzen entwickeln. Es ist jedoch weniger wahrscheinlich, dass sie ihren Geschmacks- und Geruchssinn verlieren, Fieber bekommen oder unter Kurzatmigkeit leiden, zitiert Nytimes.com Peter Chin-Hong, Spezialist für Infektionskrankheiten an der University of California in San Francisco.
Den in der ZOE-App gemachten Angaben zufolge kann BA.5 aber auch Symptome hervorrufen, die bei den vorigen Varianten nicht vorhanden oder weniger ausgeprägt waren. Wie "Heute" bereits berichtet hat, gaben mehrere Betroffene eine tief sitzende Abgeschlagenheit und Müdigkeit an, die in so einem Maße vorher nicht bekannt war. Besonders auffällig seien auch das Auftreten von Nachtschweiß sowie intensive, lebendige Träume und Albträume. Manche berichteten sogar von einem Phänomen, welches sich Klarträumen oder Lucid Dreaming nennt. Dabei werden sich die Personen im Traum bewusst, dass sie träumen und können das Geschehen steuern.
Weiterer Unterschied: die bei BA.5 kürzere Inkubationszeit. So meldeten Betroffene bereits ein bis zwei Tage nach der Infektion erste Symptome.
Reinfektion schon nach 23 Tagen möglich
Dass BA.5 sich so gut ausbreiten kann, hat vor allem einen Grund: So begeht die Variante verstärkt Immunflucht. Eine Impfung oder eine Genesung schützen also weniger vor einer Ansteckung als das bei früheren Varianten der Fall war. Denn BA.5 hat sich mit wenigen Punktmutationen genau da verändert, wo sonst die Antikörper andocken, die durch Impfung oder Infektion entstanden sind.
Zwar gilt als Faustregel, dass man nach einer durchgemachten Infektion rund drei Monate vor einer erneuten Ansteckung geschützt ist. Der kürzeste bekannte Abstand zwischen zwei Sars-CoV-2-Infektionen beträgt jedoch 23 Tage, wie Forbes.com unter Berufung auf die US-Gesundheitsbehörde CDC schreibt. Sie wurde bei einem ungeimpften Kind zwischen zwölf und 17 Jahren festgestellt, das sich am 23. November 2021 mit der Delta-Variante und am 16. Dezember 2021 mit Omikron infiziert hatte.