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Neue Strategie: Pfizer-Pille im Kampf gegen Long Covid?

Gibt es tatsächlich ein Medikament, das Long-Covid-Symptome behandelt und heilen könnte? Pfizer hat eine mögliche Antwort in Pillenform.

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Pfizer
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Mark Lennihan / AP / picturedesk.com

Das Pfizer-Präparat Paxlovid ist eigentlich für die Behandlung von Covid-19 vorgesehen. Doch es gibt erste Hinweise darauf, dass es auch bei Long Covid helfen könnte.

Auch wenn die Covid-19-Maßnahmen langsam fallen: Das Virus zirkuliert noch immer – weltweit. Es kommt weiter zu Ansteckungen und viele von Covid-19 Genesene, leiden Monate später noch an den Folgen ihrer Infektion. Betroffene berichten von extremer Müdigkeit und fehlender Kraft, schweren Konzentrationsproblemen, Atemproblemen und intensiven Kopfschmerzen. Menschen leiden sehr stark unter den Folgen und verlieren oft ihre Arbeitsstelle, können die Familie nicht mehr versorgen und kaum ein paar Schritte gehen. Diese Symptome gilt es zu erforschen, um eine Lösung mit Langzeitwirkung zu finden.

Erste Hinweise werden beobachtet

Die Pfizer-Pille könnte da die Lösung sein - oder zumindest ein Schritt in die richtige Richtung. Erste Hinweise zeigen, dass Paxlovid, ein Medikament von Pfizer, welches eigentlich zur Behandlung von Covid-19 entwickelt wurde, auch bei Long Covid helfen könnte.

2 unveröffentlichte Fallstudien geben Hoffnung

Unter Berufung auf zwei noch unveröffentlichte Fallstudien aus den USA, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters von zwei Frauen, die nach ihren akuten Covid-19-Erkrankungen Long Covid hatten und deren Symptome nach der Paxlovid-Gabe verschwanden. Eine 47-Jährige, die sich gleich zweimal mit dem Coronavirus infiziert und beim zweiten Mal das Pfizer-Medikament erhalten hatte, spürte am dritten Tag der Paxlovid-Gabe eine "rasche Besserung". Heute sei sie wieder "ganz die Alte", so Linda Geng, Co-Direktorin der Klinik für Long Covid von Stanford Health Care in dem auf Researchsquare.com veröffentlichten Fallbericht.

Auch die Immunologin Lavanya Visvabharathy (37) von der Northwestern Medicine Long-Covid-Klinik in Chicago litt vier Monate nach ihrer Infektion noch unter chronischer Erschöpfung, Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Nach fünftägiger Einnahme von Paxlovid verbesserten sich ihre Symptome zusehends. Zwei Wochen nach Ende der Behandlung waren ihre Erschöpfungssymptome "zu 100 Prozent verschwunden", wie Reuters aus dem Fallbericht zitiert.

Resultate klinischer Studien abwarten und dann handeln

Trotz dieser Beobachtungen warnen Fachleute davor, in Euphorie zu verfallen, sondern auf die Resultate klinischer Studien zu warten. "Wir sollten unsere Forschung nicht auf anekdotische Berichte stützen", so Diana Berrent, Long-Covid-Betroffene und -Aktivistin aus den USA. "Das ist nicht gut genug."

Auch der Neurowissenschaftler Igor Koralnik von der Feinberg School of Medicine an der Northwestern University rät vorerst zu Zurückhaltung: "Paxlovid ist kein harmloses Medikament." Es interagiere mit einer langen Liste weit verbreiteter Medikamente. Das Präparat sollte daher nicht einfach so eingenommen werden. Es brauche zuerst sorgfältige, kontrollierte Studien, betont auch Ex-Long-Covid-Patientin Visvabharathy.

Noch ein Medikament möglich

Neben "Paxlovid" bietet noch ein weiterer Medikamenten-Kandidat Grund zur Hoffnung. Mit einem noch nicht zugelassenen Augenpräparat namens BC 007 habe man bereits mehrere Long-Covid-Patienten von ihrem Leiden befreit, heißt es von Seiten des Uniklinikums Erlangen und der Firma Berlin Cure. Die klinischen Studien liefen bereits.

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