Niederösterreich
Neue Schulordnung! Mädchen müssen Brustansatz verdecken
Zum Schulbeginn gibt es hitzige Debatten wegen der Kleidervorschrift an manchen Schulen in NÖ. Schüler sollen nicht zu freizügig und leger erscheinen.
Wie viel Haut dürfen Schüler im Unterricht zeigen? Und ist eine Jogginghose für die Schule angemessen? Wenn es nach vielen Eltern geht, sollen sich ihre Kinder so kleiden dürfen wie sie wollen. Aber an manchen Schulen sorgen Hausordnungen nun für "Zucht und Ordnung".
Bauchnabel verdecken
Aktuell soll es eine Debatte am Gymnasium Stockerau über die neue Hausordnung geben. Am ersten Schultag bekamen die Schüler die adaptierte Schulordnung in die Hand. Und darin steht, mit welchem Gewand die Schüler NICHT zum Unterricht erscheinen dürfen. Mädchen sollen ihren Bauchnabel und den Brustansatz verdecken. Burschen sollen keine Kappe oder Haube im Unterricht tragen. Und Shirts mit diskriminierenden Texten oder Bildern zu Sexismus, Rassismus, Drogen- oder Gewaltverherrlichungen werden nicht geduldet.
Laut NÖN sehen viele Eltern darin eine Bevormundung ihrer Kinder. "Heute" fragte bei Direktorin Claudia Reinsperger nach: "Wir haben uns als Schulgemeinschaft einer Schule, mit rund 1.000 Schüler, im letzten Schuljahr Gedanken zu unserer Hausordnung gemacht und diese in einigen Punkten adaptiert. Die Hausordnung wurde einstimmig im Schulgemeinschaftsausschuss (SGA) beschlossen. Und bis dato denke ich, dass wir alle gemeinsam gut in das neue Schuljahr 2023/24 gestartet sind."
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Laut Bildungsdirektion dürfen derartige Vorschriften autonom von den Schulen in Abstimmung mit dem Schulforum (Lehrer, Eltern, Schüler) vereinbart werden. Doch wie sehen es andere Schulen? Ist eine Kleidervorschrift notwendig? "Heute" fragte bei ein paar Schulen nach.
"Jogginghose ist ein No-Go"
"Eine Jogginghose ist einfach zu leger. Man ist ja in der Schule und sitzt nicht auf der Couch zu Hause. Und wenn Mädchen ab einem gewissen Alter zu sexy gekleidet oder zu stark geschminkt im Unterricht erscheinen, ziehen sie die Blicke auf sich. Darüber muss mit den Kids individuell gesprochen werden. Verbote bringen wenig", teilt ein Pädagoge einer Mittelschule im Mostviertel mit.
"Entsprechende Kleidung wird erwartet"
Im Schulzentrum Eybnerstraße in St. Pölten gibt es derzeit keine allgemeinen Kleidungsvorschriften in der Hausordnung. Aber für den berufspraktischen Unterricht (Küche und Service) gibt es jedoch aufgrund von Hygienevorschriften der zuständigen Behörde Vorgaben bezüglich der Kleidung von Schüler und Lehrer. Direktorin Sabine Geissberger weiter: "Bei abschließenden Prüfungen und Öffentlichkeitsauftritten wird von allen Personen, die Teil unserer Schulgemeinschaft sind (Schüler, Lehrer, Verwaltung, Direktion) dem Anlass entsprechende Kleidung erwartet."
"Sehen Vorschriften nicht als notwendig an"
"Bei uns im Haus verfolgen wir die Linie, das Thema Bekleidung und Bekleidungs-„Do’s“ und „Dont’s“ im Unterricht, speziell in den Fächern „Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz“ sowie „Business Behaviour“ zu thematisieren. Auch im Rahmen von Business-Days wird das Thema, welches Outfit bei Bewerbungsgesprächen und im Business allgemein günstig ist, besprochen", teilt Thomas Huber, Direktor der Handelsakademie St. Pölten mit.
Im Schulbetrieb selbst gibt es keine Bekleidungsvorschriften und es hat laut Huber noch nie einen pädagogischen Wunsch danach gegeben. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Jugendliche sehr genau wissen, welche Kleidung sie in welchem Rahmen tragen sollen und wir unterstützen sie dabei. Vorschriften sehen wir in diesem Zusammenhang als nicht notwendig an", schließt er ab.