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Neue Quarantänekapsel gegen Einsamkeit in der Isolation

Eine Innovation soll eine Isolation für erkrankte Betroffene erträglicher und soziale Interaktion möglich machen. Ein Testlauf ist gestartet.

Sabine Primes
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Moby, die mobile Quarantänekapsel.
Moby, die mobile Quarantänekapsel.
Sphaira Medical

Die Pandemie hat uns nicht nur körperlich, sondern vor allem psychisch zugesetzt: Angststörungen, Essstörungen, Selbstmordversuche, Depressionen - all das hat in den vergangenen zwei Jahren rapide zugenommen, quer durch alle Altersgruppen.

Besonders allein Wohnende hat die soziale Distanzierung während der Lockdowns strapaziert, denn Zoom & Co kann den persönlichen Kontakt eben nicht 1:1 ersetzen. Obwohl aktuell fast alle Maßnahmen aufgehoben sind, besteht im Falle einer Infektion weiterhin die Quarantänepflicht von mindestens fünf Tagen – etwas, das für manche mittlerweile eine echte Schwierigkeit darstellt.

Das Berliner Start-up Sphaira hat für diesen Zweck eine Innovation entwickelt: Moby, die mobile Quarantänekapsel. Das Prinzip ist so simpel wie genial: Ein Rollstuhl mit einer Glasglocke darüber, die weder Viren herein- noch herauslässt und so Insassen und Außenstehende vor Ansteckung schützt.

"MOBY wurde entwickelt, um in schwierigsten medizinischen Situationen Freiheit zu gewährleisten und Nähe zu garantieren. Denn nur gemeinsam geht es uns besser", sagen die Entwickler auf der Homepage.

"Wir wollen medizinische Isolation, ob stationär oder ambulant, über die Corona-Pandemie hinaus spürbar verbessern“, sagt Moritz Eichhorn, Gründer von Sphaira dem "Handelsblatt". Der 36-Jährige gründete die Firma gemeinsam mit seinem langjährigen Freund Janis Münch im Juli 2021. 

Die Produktionskosten für einen MOBY beziffern Münch und Eichhorn auf rund 500.000 Euro. Durch Schutzhaube, Luftfilter und Über- oder Unterdruck werden Patienten vor Viren und Bakterien geschützt und durch luftdichte Handschuhe und ein elektrisches Sprechsystem können sie mit der Außenwelt interagieren. Anstatt kranke, schwache oder alte Menschen zu isolieren, sollen sie besuchbar und mobil werden. Ärzte können effizientere Visiten bei Isolationspatienten durchführen, Angehörige bekommen die Möglichkeit, bis ans Krankenbett zu kommen oder Patienten sogar aus dem Zimmer begleiten zu können.

Nicht nur in Covid-Isolation

Hinzu kommt, dass eine langfristige Isolation nicht nur zu Langeweile und Einsamkeit führt, sondern sogar depressive Verstimmungen und psychische Krisen auslösen oder begünstigen kann. Kontakt zu anderen Menschen ist gerade für akut erkrankte Patienten wichtig – nicht nur für die psychische Gesundheit, sondern auch für ihren Heilungsprozess. MOBY kann dazu beitragen, die Ergebnisse in kritischen Situationen zu verbessern, indem es emotionale Unterstützung und die Teilnahme am Leben sicher und möglich macht.

Das gilt nicht nur im Falle einer Corona-Quarantäne, sondern für jegliche Erkrankungen, die eine Isolation nötig machen. Demnach ist MOBY auch abseits von Corona einsetzbar. Bei Aufenthalten auf der Intensivstation nach Knochenmarkstransplantationen oder anderen Organtransplantationen, bei einer Krebsbehandlung oder immunsupprimierte Patienten schützt MOBY vor einer Ansteckung mit Viren und Bakterien. MOBY ermöglicht es Risikopatienten, sich im gesamten Krankenhaus zu bewegen, um ihre Behandlung in Anspruch zu nehmen. Wenn die Übertragungen im Krankenhaus reduziert werden, werden auch Besuche von Freunden und Familie möglich.

Laut CEO Münch soll ein Gefährt nun auf der Kinderkrebsstation der Berliner Charité eingesetzt und mittels einer Studie herausgefunden werden, ob es tatsächlich einen Schutz vor Infektionen garantiert und inwieweit die Lebensqualität der Nutzer gesteigert wird.