Österreich

Neue Namen für Schulfächer – "Design" statt Werken

Glattauer gibt Noten. Heute: Faßmann ist weg. Neuer Minister erbt Lehrplanreform. Und: Lesen wird Pflicht, Zeichnen wird "Kunst".

Niki Glattauer
Teilen
Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in <em>"Heute"</em> Noten.<br>
Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in "Heute" Noten.
Sabine Hertel

Faßmann ist weg, Abschluss-Zeugnis: Gut!

Er ging nicht, weil er wollte, er ging, weil man einen Ministerposten für einen Steirer brauchte. So idiotisch geht Politik, so bitter ist das. Heinz Faßmann hat nicht alles richtig gemacht, und vieles, wofür er (auch von mir) kritisiert worden wäre, konnte er gar nicht machen, weil da Corona war. Bildungsexpertin Barbara Herzog-Punzenberger nannte Faßmanns Politik "eine Rolle rückwärts statt Innovation nach vorn".

Aber Faßmann hat auch vieles richtig gemacht: sein heroischer Kampf für offene Schulen, die Abwehr rechtspopulistischer Forderungen wie Kopftuchverbot für Lehrerinnen oder Deutschsprechgebot im Pausenhof. Er hat die Matura immerhin reformiert (leider statt sie abzuschaffen), die schulische Digitalisierung eingeleitet und die Sommerschule implementiert. Das ist nicht nichts. Sein Opus magnum sollte die Lehrplanreform werden (siehe unten). Die erbt nun sein Nachfolger Martin Polaschek.

Note: Gut

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.
Alle seine Artikel findest Du hier.

Das Erbe des Ministers: Eine Lehrplanreform

Es ist sein Erbe. Was wir BildungsvolksbegehrerInnen um Hannes Androsch immer wieder gefordert haben, ist Minister Faßmann wirklich angegangen, eine Lehrplanreform. Eines der Kernstücke: mehr Unterricht. Ich sagte auf unserer Pressekonferenz im März: "Gebt den Schülern die vor 20 Jahren weggesparten Stunden zurück! Kinder brauchen gerade jetzt mehr Unterricht und Lehrerinnen mehr digitale Kompetenz." Genau das hat Faßmann auf Schiene gebracht.

Für Schüler der MS und AHS-Unterstufe soll es schon im kommenden Schuljahr ein neues Pflichtfach geben. Arbeitstitel: "Digitale Grundbildung"; Ausmaß: eine Wochenstunde. Das wird die Schüler freuen und die Lehrer fordern, aber danach werden hoffentlich auch die "Digital Aliens" den Unterschied zwischen einer Teamsitzung und einer TEAMS-Sitzung kennen ;-). Für die Schulen bedeutet es, 124 Stunden mehr zu schupfen – personell und finanziell. Hoffentlich weiß das auch der neue Finanzminister.

Note: Sehr Gut

Lesen wird Pflicht, Zeichnen wird "Kunst"

Die anstehende Lehrplanreform (ab Februar in Begutachtung) enthält aber noch viel mehr: 

➤ Die Sommerschule bleibt und kommt (als Kurssystem mit Studenten statt Lehrern!) offiziell ins Schulrecht. Ein Anfang!

➤ Lesekompetenz wird Teil aller Fachlehrpläne, unter anderem in Kunst, Sport. Sehr gut! 

➤ Auch die bisherigen "Unterrichtsprinzipien" wie Klima, Gesundheit, Geschlechtergerechtigkeit oder Diversität werden Teil der Fachlehrpläne. Bravo! 

➤ Einige Fächer bekommen neue Namen. So wird Musik künftig nur "Musik" heißen, das dröge "-erziehung" wegfallen. Aus "Textilem Werken" wird "Design", aus Zeichnen "Kunst" statt "Bildnerische Erziehung". Ob Turnen weiterhin "Bewegung und Sport" heißen wird oder nur "Sport", ist offen. Dass wieder LÜ kommt (Leibesübungen), darf ausgeschlossen werden. Ich bin ja für "Turnen" … ;-)

Note: Befriedigend
1/50
Gehe zur Galerie
    <strong>21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert</strong>. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. <a data-li-document-ref="120073491" href="https://www.heute.at/s/fuer-490-euro-voellig-ungeniessbares-schulessen-serviert-120073491">"Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.</a>
    21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
    privat, iStock